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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Satinbahnen versteckt sind.
    Sobald Annes sämtliche Ratgeber ihre Plätze eingenommen haben, erhebt sich die Versammlung und die Herzogin selbst kommt in den Raum. Sie hat das Kinn hoch erhoben und den Rücken entschlossen durchgedrückt. Wie von selbst sucht mein Blick Duval, der am gegenüberliegenden Ende des Podestes sitzt. Er trägt sein gewohntes Schwarz und ist der Inbegriff nüchterner Vernunft. De Lornay und de Waroch stehen in seiner Nähe an der vorderen Wand. Sie haben ihre Schwerter behalten, höchstwahrscheinlich auf sein Beharren hin.
    D ’ Albret sitzt direkt am vorderen Rand des Podestes; er flegelt sich auf seinem Stuhl und säubert sich mit einem Messer die Fingernägel, entweder eine subtile Drohung oder ein Zeichen dafür, wie ungehobelt er ist. Ich mustere ihn eingehend, aber wie sehr ich es mir auch wünsche, ich entdecke kein sichtbares Mal auf ihm.
    Kanzler Crunard eröffnet die Versammlung, und im Raum wird es still. Bevor er mit den formellen Eröffnungsworten fertig ist, legt Graf d ’ Albret sein Messer beiseite und erhebt sich. Es folgt ein Rascheln von Röcken und ein Knarren von Stiefelleder, als die Höflinge sich vorbeugen, um besser zu hören. Die Herzogin mustert ihn mit scharfem Blick, geradeso wie man einer Giftschlange seine Aufmerksamkeit schenken würde.
    »Meine Herren.« Er lässt den Blick über das Podest wandern, dann richtet er sich an den überfüllten Raum. »Ich bin hier, um mir zu holen, was mir von eurem verstorbenen Herzog François versprochen wurde, namentlich die Ehe mit seiner Tochter – mein rechtmäßiger Lohn dafür, dass ich im letzten Herbst im Kampf gegen die Franzosen geholfen habe.«
    »Ein Krieg, den wir verloren haben«, bemerkt Kanzler Crunard schnell, und ich kann nicht umhin, daran zu denken, dass seine beiden Söhne in diesem Krieg gestorben sind.
    Ein Raunen geht durch den Raum, aber ob es ein Zeichen von Entrüstung oder Zustimmung ist, kann ich nicht erkennen.
    Die klare, junge Stimme der Herzogin trägt über die Menge hinweg, und die Menschen verstummen wieder. »Gnädiger Herr d ’ Albret. Obwohl Euer Angebot überdenkenswert ist, fürchte ich, dass ich zu sehr von dem jüngsten Verlust in meiner Familie in Anspruch genommen bin, um mein Denken auf eine Heirat zu richten, und ich bitte Euch in dieser Angelegenheit noch ein kleines Weilchen um Euer Verständnis.«
    »Ihr habt den Luxus von Zeit nicht, Euer Hoheit. Euer Land selbst steht auf dem Spiel.«
    »Ihr braucht mich nicht daran zu erinnern, mein Herr«, blafft die Herzogin.
    »Aber vielleicht muss ich Euch an Eure Pflicht erinnern. Herzöge und Herzoginnen haben nicht den Luxus langer Trauerzeiten. Die Bedürfnisse ihrer Königreiche kommen an erster Stelle, noch vor ihrer Trauer.«
    Natürlich hat er recht, und die Herzogin weiß es nur zu gut. »Ich habe mein Land immer an die erste Stelle gestellt.« Jetzt ist echter Ärger in der Stimme der Herzogin.
    D ’ Albrets Ton wird sanfter, ein Versuch zu beschwichtigen. »Mit dieser Heirat, die ich anbiete, werdet Ihr in der Lage sein, Eure Aufmerksamkeit auf weiblichere Belange zu richten und es mir zu überlassen, Eure Lasten zu schultern. Dann könnt Ihr trauern, so viel ihr wollt.« Er schaut kurz über das Podest, aber ich kann nicht erkennen, wen er ansieht. Madame Dinan? Marschall Rieux?
    Es folgt ein langer, stiller Moment, währenddessen es so aussieht, als denke die Herzogin über die Idee nach. »Ich sehe, dass Ihr über alle meine Bedürfnisse nachgedacht habt, Graf d ’ Albret. Trotzdem, ich muss um mehr Zeit bitten.«
    Das Gesicht des Grafen wird rot, während er versucht, seinen Zorn im Zaum zu halten. Er wendet sich um, um das Wort direkt an die Barone zu richten. »Dies ist eine gefährliche Zeit für unser Königreich. Krieg droht, und Feinde umkreisen uns. Es ist eine Zeit, da junge Mädchen oder alte Männer hinter geschlossenen Türen tuscheln und planen und Ränke schmieden können. Es ist eine Zeit für Taten. Zeit, uns unseren Feinden auf dem Schlachtfeld entgegenzustellen.«
    Aber zu welchem Preis für die Herzogin, frage ich mich, während ich beobachte, wie alle Farbe aus ihrem jungen Gesicht weicht. Duvals Bemerkung über die sechs früheren Ehefrauen des Mannes geht mir durch den Kopf, ebenso wie Nemours’ beunruhigende Andeutung über die Ehe seiner Cousine mit einem d ’ Albret.
    In der Mitte des Raums kommt es zum Aufruhr, als der französische Gesandte Gisors vortritt. Die Menge macht ihm Platz,

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