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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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weg, ins Freie, wo sie sie nicht vor Augen hatte. Sie musste Abstand zu ihnen schaffen, damit sie die Logik in Byrons Worten nicht überhörte.
    Sie sah Byron an. »Kannst du bei Daisha bleiben?«, fragte sie. »Ich komme gleich wieder, aber ich muss ein Weilchen allein sein.«
    »Willst du …«
    »Bleib bitte bei ihr!«, flehte Rebekkah, und dann floh sie aus der Hintertür, stürzte hinaus und schob das Salz weg, das sie daran hinderte, die Verbindung zu den Toten zu spüren.

52. Kapitel
    Daisha hörte das Auto schon aus der Ferne. Der Undertaker mit den Sinnen eines Lebenden hatte keine Ahnung, dass Cissy kam. Daisha hingegen hörte, wie das Motorengeräusch erstarb, und wusste, dass die Frau näher kam. Sie ging auf das Haus zu, wahrscheinlich weil sie den Truck gesehen hatte.
    »Hast du das verstanden?«, fragte Byron.
    »Ja. Rebekkah braucht etwas Zeit, deswegen bleibe ich bei Ihnen«, sagte Daisha. Sie überlegte kurz und entschied sich dann dagegen, ihm Cissys Ankunft zu verraten. Lass ihr etwas Zeit, dachte sie. Rebekkah war nicht hinausgegangen, um Cissy zu stellen, aber es war ihr gutes Recht. Genau wie die Toten in der Garage, wie Daisha, wie Troy und wie Maylene hatte Rebekkah das Recht, dem Ungeheuer gegenüberzutreten, das so vielen Menschen so viel genommen hatte. Rebekkah war die Totenwächterin. Daisha gab ihr Gelegenheit, mit der Frau zu reden, und dann würde sie hinausgehen und das tun, wozu sie hergekommen war.
    Daisha bemühte sich, eine ausdruckslose Miene zu wahren und nicht zu verraten, was sie von draußen hörte, damit Cissy näher kommen konnte. Sie wollte der Totenwächterin etwas Zeit verschaffen. Der Undertaker war eigentlich ganz in Ordnung, wenn sie es recht bedachte. Sie konnte ihm nicht verübeln, dass er ihr gegenüber so abweisend war. Er hatte die Aufgabe, sich um die trauernden Lebenden und die echten Toten zu kümmern. Im Gegensatz zu Rebekkah. Die Totenwächterin war für diejenigen zuständig, die tatsächlich tot waren, und für die Hungrigen Toten.
    Byron kniff die Augen zusammen und starrte sie an. »Was ist los?«
    »Nichts. Mir wäre es lieber gewesen, Rebekkah hätte das nicht gesehen.« Daisha wies auf die Garage. »Die Frau ist grausam, und ich wünschte, Rebekkah wäre nicht verletzt worden.«
    Byron warf ihr einen verwirrten Blick zu. »Warum?«
    »Sie hat die Toten gern. Wie die letzte. Sie würde uns vor der Frau beschützen. Vor Ihnen. Vor allem.«
    »Ich traue dir nicht«, gab er zurück. »Wenn das alles hier vorüber ist, musst du ins Land …«
    »Diese Entscheidung, Undertaker, steht nicht Ihnen zu.«

53. Kapitel
    »Becky.« Cissys Hand steckte noch in ihrer Handtasche, aber sie blickte zu Rebekkah auf. »Was für eine nette Überraschung! Bist du hergekommen, um mir zu sagen, dass du mir doch mein Erbe gibst? Das Haus und alles andere den rechtmäßigen Erbinnen überlässt?«
    »Nein.« Rebekkah trat näher. »Wie konntest du das tun? Deine eigene Tochter, deine Mutter … Du hast sie getötet.«
    Cissy zog eine halbautomatische schwarze Pistole aus der Tasche. »Meinst du, du kommst anders als die anderen zurück? Was passiert wohl, wenn eine Totenwächterin zu einer Hungrigen Toten wird?«
    Einen Moment lang hielt Rebekkah inne. Sie hatte auf eine Erklärung gehofft, auf irgendeine Wahrheit, durch die Cissys Taten weniger abstoßend wurden. »Warum?«
    »Die Totenwächterin soll eine Barrow sein. Du bist keine Barrow.« Cissy richtete die Waffe auf Rebekkah. »Du gehörst nicht zu meiner Familie, und trotzdem stehst du da – als nächste Totenwächterin.«
    »Du willst mich umbringen, weil ich nicht Jimmys leibliche Tochter bin?« Rebekkah starrte Cissy mit offenem Mund an. »Hättest du auch Ella getötet?«
    »Das hat Ella selbst erledigt.« Cissys Hand zitterte nicht. » Ich hätte es werden müssen. Maylene hat jedoch entschieden, dass ich nicht gut genug bin – nicht in der Lage, für die Toten zu sorgen. Und nun sieh sie dir an!«
    »Du hast nicht für die Toten gesorgt, sondern sie missbraucht.«
    Cissy schnaubte verächtlich. »Sie sind keine Menschen mehr. Es kommt also nicht mehr darauf an.«
    Rebekkah wusste, dass sie nicht schnell genug war, um einem Schuss auszuweichen. Sie hatte keine Ahnung, wie die nächste Totenwächterin auszuwählen war. Aber sie wusste genau: Cissy durfte es nicht werden.
    Reicht es aus, wenn ich das nur denke?, überlegte sie.
    Rebekkah konnte sich nur eine Person vorstellen, die sie aussuchen würde:

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