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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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darüber gelesen. Ich habe Stunden damit verbracht, alle diese Tagebücher zu verschlingen. Wir dienen ihm, aber was haben wir davon?«
    Rebekkah wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, denn ihr Bein schmerzte, und außerdem hegte sie selbst ihre Zweifel. Aber Cissy erwartete auch gar keine Antwort.
    Sie sprach weiter. »Diese Macht. Zwei Welten, Becky. Und hier sitzen wir auf ein paar Meilen Land fest. Ihm indessen gehört eine ganze Welt. Eine Frau nach der anderen wird seine Dienerin. Barrow-Frauen. Wir sind wegen seiner Entscheidungen gestorben. Aber so wird das nicht weitergehen. Ich bin nicht die Sklavin irgendeines Toten.«
    »Du bist auch nicht die Totenwächterin.« Trotz ihrer Schmerzen rang Rebekkah sich diese Worte ab. Sie lehnte an der Wand und wandte sich ihrer Tante zu, doch sie konnte nicht mehr scharf sehen. Das Bedürfnis, die Augen zu schließen, rang mit der Furcht, dass sie sie dann vielleicht nie wieder öffnen könne.
    Hinter ihnen tauchte erneut Daisha auf. »Hallo, Mrs. Barrow!«, sagte sie.
    Cissy wandte sich um. »Was willst du hier?«
    Daisha schniefte. »Ich habe die Totenwächterin gefunden. Das war mein Auftrag. Ich erinnere mich daran … und jetzt habe ich sie.«
    »Ich will dich nicht in meinem Haus sehen.« Cissy wich nicht zurück, aber ihre Haltung wirkte angespannt. Verstohlen versuchte sie, in die Küche zu spähen. »Wie bist du hereingekommen?«
    »Die Linie um Ihr Haus existiert nicht mehr. Sie haben sie darüber hinweggeschleift.« Daishas Stimme klang äußerst nüchtern.
    Rebekkah blinzelte. Sie war sich nicht sicher, wer die größere Bedrohung darstellte: ihre Revolver schwingende Tante oder das tote Mädchen, das Maylene ermordet hatte. Wenn sie die Wahl gehabt hätte, dann hätte sie allerdings auf die Tote gesetzt. Sie tat einen Schritt auf Daisha zu und geriet ins Taumeln. Die Augen fielen ihr zu. »Du …«, begann sie.
    Rebekkah hatte kaum Zeit, mit letzter Kraft die Augen wieder aufzuschlagen, da war Daisha schon vorgetreten und hob sie auf die Arme. Sie hielt sie hoch, als wöge sie nicht mehr als ein kleines Kind. »Ist sie für mich?«
    »Ich wollte sie den anderen vorwerfen, aber du kannst sie haben.« Cissy wich zurück. »Du scheinst dein Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Das liegt daran, dass du gegessen hast. Mir wäre es lieber gewesen, die anderen wären noch nicht so weit.«
    In diesem Moment öffnete sich die Garagentür, und Byron trat über die Salzlinie, die das Haus von der Garage trennte. Die Tür ließ er offen. Die Toten waren nicht mehr in ihren Salzkreisen gefangen, sondern verharrten wartend an der Türschwelle auf der anderen Seite der Grenzlinie aus Salz. Byron blutete, aber er stand noch aufrecht.
    Cissys Augen weiteten sich. »Was haben Sie getan?«
    Byron gönnte ihr keinen Blick, sondern trat zu Daisha. »Bist du dir sicher?«
    »Bringen Sie sie von hier weg!« Daisha gab Rebekkah an Byron weiter. Sobald sie sie losgelassen hatte, packte sie Cissy. Sie bewegte sich so schnell, dass beides gleichzeitig zu geschehen schien.
    Byron ging ins Wohnzimmer und legte Rebekkah aufs Sofa. Er hob einen transparenten Plastikbehälter hoch, wie er zur Aufbewahrung von Reis oder Frühstücksflocken verwendet wurde. Dann goss er einen Teil des Inhalts auf die Schwelle zwischen Küche und Wohnzimmer.
    »Daisha!« Mühsam kämpfte sich Rebekkah auf die Beine.
    Byron trat auf sie zu und drückte sie wieder hinunter. »Nein. Sie bleibt noch ein wenig.«
    »Das kannst du nicht tun. Sie hat mir geholfen.« Rebekkah wand sich in seinem Griff.
    »Sie hat es selbst so entschieden. Ich lasse sie gleich heraus. Vertrau mir!«
    Als sie nickte, trat er über die Salzlinie hinweg in die Küche. »Wir können das auch anders regeln«, erklärte er.
    »Das ist der Preis für meine Hilfe, Undertaker«, entgegnete Daisha.
    Rebekkah sah zu, wie Daisha mit einer Kopfbewegung auf das Salz wies, das die übrigen Toten daran hinderte, in die Küche zu gelangen. »Machen Sie das weg!«, befahl sie.
    »Montgomery! Sie dürfen nicht auf sie hören.« Cissy klang entsetzt. Die Angst, die sie mittlerweile empfand, machte ihre furchtbaren Taten nicht ungeschehen.
    »Byron?«, rief Rebekkah. Er warf ihr einen Blick zu. »Bitte tu, worum Daisha dich bittet!«, sagte sie leise.
    Einen Moment lang zögerte er. Dann wischte er, ohne den Blick von ihr zu wenden, mit dem Fuß über die Linie, bis die Salzbarriere durchbrochen war, und ließ die vier anderen Hungrigen Toten in

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