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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Kind weiterzugeben. Hätte ich früh geheiratet, wäre ich vielleicht in dem Alter gewesen, dass du verschont geblieben wärst. Dann jedoch wäre mein Enkelsohn als Nächster an der Reihe gewesen, und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er so jung diesem Schicksal ausgesetzt gewesen wäre … Außerdem wollten deine Mutter und ich ein Kind, wir wollten dich .« William schüttelte den Kopf und blickte bedrückt drein.
    Byron wusste nicht recht, was er sagen sollte, und trat in den Tunnel. William folgte ihm. Anders als zuvor beim Betreten des Totenlands wirkte der Tunnel vor ihnen unendlich lang.
    »Nimm das Licht!«, befahl William. »Du gehst voran.«
    Byron nahm die Fackel von der Wand. In seiner Hand flammte sie auf.
    »Deine Hand wird ihr den Weg erhellen. Ihre Berührung richtet nichts aus. Du leuchtest ihr, du öffnest ihr das Tor. Ohne dich kann sie ihre Welt nicht betreten.«
    »Warum?«
    »Zu ihrem eigenen Schutz. Sie fühlt sich zu den Toten hingezogen.« William schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Und du wirst zu ihr gezogen. Du würdest dein Leben für deine Totenwächterin opfern, um sie vom Tod fernzuhalten, doch ein Teil von ihr wünscht sich verzweifelt, sich hineinzustürzen. Sie kann sich entscheiden, nicht mit dir zusammen zu sein, aber nur du – du allein – wirst in der Lage sein, sie ebenso zu verlocken wie die Toten.« Er schüttelte den Kopf. »Ella vernahm den Ruf der Toten viel früher, als alle erwartet hatten. Maylene brachte sie hinüber. Charlie war einverstanden – der alte Mistkerl konnte Mae nie etwas abschlagen. Sie wollte beide Mädchen dorthin bringen und ihnen die Entscheidung im Lauf der nächsten Jahre selbst überlassen. Aber nachdem Ella hinübergegangen war … Wir hatten nicht damit gerechnet, aber als sie es tat, beschlossen wir, dir und Rebekkah nichts zu sagen. Ich weiß nicht, ob die Entscheidung richtig war, doch diese Welt stellt für Graveminder eine Versuchung dar, die mir unbegreiflich ist … Und ich konnte Mae ebenso wenig etwas abschlagen wie der alte Mistkerl.«
    William sah Byron an und wartete – ob auf Vergebung, Fragen oder etwas anderes, da war sich Byron nicht sicher. Er konnte nicht behaupten, dass er mit allem einverstanden war. Und er begriff auch nicht alles. Er wusste nicht einmal, ob er wütend war. Die Gefühle würden vielleicht später kommen. Später würden sie reden müssen. Aber in diesem Moment versuchte Byron immer noch, sich einen Begriff von der gewaltigen Tragweite des Geheimnisses zu machen, das sein Vater – ebenso wie seine Mutter, Maylene und Ella – vor ihm verborgen gehalten hatten.
    Und vor Bek.
    Weitere zehn Minuten lang schritten Byron und sein Vater schweigend dahin, aber der Eingang schien nicht näher zu kommen. Byron warf seinem Vater einen Blick zu und sah, dass er den Arm nicht mehr schützend festhielt. »Geht es ihm besser? Deinem Arm, meine ich.«
    »Er tut überhaupt nicht weh«, versicherte William ihm.
    »Aber er schien ziemlich stark zu bluten.« Byron runzelte die Stirn. »Ob es wehtut oder nicht, das muss genäht werden. Spürst du ihn noch? Ich meine …«
    »Ich brauche mich nicht nähen zu lassen.«
    »Und eine Tetanusspritze«, fuhr Byron fort. »Hast du die Wunde gesäubert? Hast du sie dir an etwas Rostigem geholt? Woran hast du dich eigentlich geschnitten? War es wenigstens nichts Verschmutztes? Was …«
    »Hör auf, Byron!« William wickelte den Verband ab und ließ ihn auf den Tunnelboden fallen.
    Byron sah zu, wie der Verband sich auflöste und wie Rauch davontrieb.
    »Das waren die Toten.« William streckte den Arm aus. Ein Stück Haut fehlte, als wäre es abgezogen worden. Zerrissene Muskeln lagen frei. »Spritzen helfen da wenig. Die Bisse der Toten können heilen. Das Kind wird wieder gesund, aber Bisse können sich infizieren wie jede andere offene Wunde.«
    »Das Kind …« Byron starrte seinen Vater an. »Du und dieses Kind sind von einem Toten gebissen worden.«
    »Genau wie Maylene.«
    »Ein Toter läuft in unserer Welt herum … und beißt Menschen. Die, die wir gesehen haben, kamen mir ganz normal vor.« Byron hielt inne, als ihm klar wurde, wie eigenartig seine Worte klangen. »Abgesehen davon, dass sie tot waren.«
    »Wenn sie hier erwachen, ist das etwas anderes.« William ließ den Arm sinken. Er hing ihm schlaff an der Seite hinunter. »Das Mädchen ist gerade erst erwacht. Für gewöhnlich kommen sie zur Totenwächterin, sobald sie können – falls sie

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