Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
Vom Netzwerk:
ansehen?« Er zog den Hut vor einer Frau, die nichts als ein blassgraues Unterkleid und Kaskaden von Diamanthalsketten und -armbändern trug.
    Rebekkah sah ihr nach. Die Passanten schenkten ihr nicht mehr Beachtung als jedem anderen. »Ich bin nicht hier, um … ist sie tot?«
    »Jeder hier ist tot.« Mister D blieb vor einer gewaltigen Marmortreppe stehen, die zu einem bogenförmigen hohen Portal hinaufführte. »Nun ja, alle bis auf Sie – und Ihren Undertaker, wenn er dann endlich kommt.«
    »Wissen Sie, wo er bleibt?«
    Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf. Oben standen zwei Männer in Uniform rechts und links von einer mittelalterlich anmutenden Tür. Die Männer sahen Rebekkah und Mister D mit unerschütterlichen Mienen entgegen.
    Sie hatten erst wenige Stufen erklommen, als ein altmodischer Sportwagen mit Weißwandreifen quietschend um eine Ecke bog. Vier Männer in dunklen Anzügen standen auf den Trittbrettern, zwei weitere hingen halb aus den Fenstern auf der Beifahrerseite. In den Händen hielten sie Gewehre mit langen Läufen – die auf Rebekkah gerichtet waren.
    »Waffen?« Sie hauchte das Wort. »Sie haben …«
    »Stehen Sie ganz still, meine Liebe!«, unterbrach Mister D sie, hob sie auf die Arme und wandte sich mit dem Rücken zur Straße.
    Sie spürte, wie die Kugeln ihn trafen, während er sie hochhielt, und schrie. Bei den Einschlägen der Kugeln, die in seinen Körper eindrangen, zuckte sie zusammen, doch er wandte sich nur leicht hin und her. Damit schien er die Kugeln von ihr abzulenken, während er sie immer noch trug und die Treppe hinaufstieg.
    Erschossen im Land der Toten, schoss es ihr durch den Kopf. Sie spürte, dass sie in ein hysterisches Kichern auszubrechen drohte. Sie würde hier sterben.
    Und dann war es ebenso schnell vorüber, wie es begonnen hatte. Sie hörte den Wagen mit hoher Geschwindigkeit davonfahren, doch sie sah nichts. Charles barg sie an seiner Brust, und sie hatte vor Panik die Augen geschlossen. Dann schlug sie sie auf und blickte zu ihm auf. Plötzlich standen ihr Tränen in den Augen.
    »Das verstehe ich nicht«, flüsterte sie, während Charles sie wieder hinunterließ, bis ihre Füße die Stufen berührten.
    Einer der Männer, die an der Tür gestanden hatten, war verschwunden. Rebekkah blickte zur Straße hinab und sah, wie er in einen schwarzen Sportwagen sprang und losfuhr, wahrscheinlich um die Männer zu verfolgen, die auf Charles geschossen hatten.
    »Passen Sie auf, wohin Sie treten!«, wies Charles sie an und schob mit dem Fuß mehrere Kugeln beiseite. Als sie die Stufen hinunterrollten, klimperten sie wie Glöckchen.
    Sie starrte ihn an und entdeckte kein Blut, aber sein Anzug war zerfetzt. »Charles?«
    Eine Menschenmenge stand am Fuß der Treppe und beobachtete sie mit unterschiedlichen Mienen. Der andere Mann an der Tür hatte sich nicht auf sie zubewegt. Niemand in der Menge schien besorgt zu sein. Hatte sich hier ein alltägliches Geschehen abgespielt? Rebekkah zwang sich, die Situation so zu betrachten – vielleicht dämpfte das die Panik, die sie immer noch überwältigen wollte. Sie strich sich das Haar zurück und sah ihrem Retter unverwandt ins Gesicht.
    »Ich verstehe nicht, was da gerade passiert ist.« Sie versuchte das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken – genau wie den Schock, unter dem sie stand – und strich sich die Kleidung glatt.
    »Sie haben auf uns geschossen. Warum …« Ihr T-Shirt war an der Seite zerrissen, und als sie mit der Hand darüberstrich, spürte sie, dass ihre Haut aufgerissen war. Sie blickte auf ihre Hand und entdeckte Blut. »Charles?«
    Charles betrachtete ihre blutige Hand und dann ihre Seite. Behutsam schlang er einen Arm um ihre Taille. »Ward«, rief er, »hol einen Arzt!«
    Augenblicklich stand der Mann, der noch an der Tür verblieben war, neben ihnen. »Sie scheint ohnmächtig zu werden«, meinte er. »Soll ich sie tragen?«
    »Ich habe sie fest im Griff, Ward.«
    »Ich falle nicht in Ohnmacht«, protestierte Rebekkah.
    »Schlafen Sie, Rebekkah!«, mahnte Charles. »Lassen Sie los und schlafen Sie ein!«
    »Es ist nur ein Kratzer«, erklärte jemand.
    »Zuerst den Arzt«, sagte jemand – es war Charles’ Stimme –, »und dann sucht ihr nach ihnen. Diese Nachlässigkeit ist unverzeihlich.«
    Rebekkah ergab sich der Dunkelheit. Dies ist ein Traum, sagte sich ihr rationales Ich, ein sehr, sehr schlimmer Traum.
    Im Tunnel hatte Byron abwechselnd geflucht und gebettelt und sich gegen

Weitere Kostenlose Bücher