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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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durchquerte den Raum und trat auf den Balkon. »Ich weiß durchaus zu schätzen, was Sie getan haben, aber ich bin nicht hier, um Freundschaft mit Ihnen zu pflegen.« Sie setzte sich. »Ich bin hier, weil ich einfach kommen musste.«
    »Sicher, aber warum sollte das etwas damit zu tun haben, ob wir Freunde sind?« Er schenkte ihr und sich ein.
    Sie nahm ihr Glas entgegen. »Man hat auf mich geschossen. Meine Großmutter ist gestorben. Ich sitze mit einem Toten zusammen. Byron ist irgendwo dort draußen.« Sie wies auf die endlos wirkende Stadt, die sich erstreckte, so weit das Auge reichte, und wandte sich dann wieder Charles zu. »Und ich bin mir beinahe sicher, dass Sie viel, viel mehr über all das wissen, als Sie zugeben. Byrons Vater hat ihn hergebracht, und dann ist er gestorben. Menschen … Tote haben auf uns geschossen. Jemand greift Bewohner in ihren Häusern an und … Ich bin hier, um herauszufinden, was da vor sich geht, und nicht, um zu Abend zu essen.«
    »Vielleicht kann ich Ihre Verwirrung teilweise auflösen. Der Undertaker wird bald kommen, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Bis dahin bleiben Sie hier, und ich garantiere für Ihre Sicherheit. Einige meiner widerspenstigeren Bürger haben auf Sie geschossen und werden zur Verantwortung gezogen. In Claysville bringt ein totes Mädchen Menschen um – und Sie, meine Liebe, sind erschöpft und brauchen eine Mahlzeit.« Er winkte dem Bediensteten, der mit einem Tablett voller Salate und Brot wartend dastand, und sah dann wieder sie an. »Also werden wir essen, und dann reden wir über die Arbeit.«
    Rebekkah wartete, während der Tote auf den Balkon trat und das Essen servierte. Charles schwieg währenddessen, aber sie spürte, wie sein Blick ständig auf ihr ruhte. Seine Aufmerksamkeit fühlte sich fast wie eine körperliche Berührung – und eine Herausforderung – an.
    Sobald der Diener in das feudale Haus zurückgekehrt war, schob sie ihren Teller beiseite. »Man hat mir beigebracht, den Verstorbenen Essen und Trinken zu bringen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Maylene das getan hat, damit sie nicht aufwachen, aber nun weiß ich Bescheid. Und was geschieht mit mir, wenn ich mit Ihnen esse?«
    »Ich hoffe, es schmeckt Ihnen«, gab Charles zurück. »Das Essen hier ist so köstlich, wie es Ihnen drüben niemals angeboten wird.«
    Sie faltete die Hände im Schoß, damit sie nicht zitterten. »Warum haben diese Männer auf uns geschossen?«
    Charles hob seine Serviette und tupfte sich die Lippen ab. »Sie sind nicht immer gehorsam. Seien Sie versichert, dass ich mit ihnen darüber sprechen werde.«
    »Wer waren sie? Wieso haben sie geschossen? Warum haben Sie sie davon abgehalten, mich zu treffen?«
    Charles fing ihren Blick auf. »Weil Sie mir gehören, Rebekkah.«
    Als sie nicht antwortete, brach er ein Stück von dem Brotlaib ab und reichte es ihr. »Bitte, essen Sie doch! Die Nahrung hier schadet Ihnen nicht. Meinen Eid darauf. Nachher beschäftigen wir uns mit einigen der Fragen, auf die Sie Antworten verlangen. Aber wenn Sie in die Schlacht ziehen wollen, müssen Sie bei Kräften bleiben, oder?«
    Sie beachtete das angebotene Essen nicht und hob ihre Gabel. »Ihren Eid darauf, dass dies hier sicher ist und keinerlei Folgen hat?«
    »Meinen Eid. Es ist nur Essen. Köstliches Essen natürlich und meiner hübschen neuen Totenwächterin würdig, aber trotzdem Nahrung.« Charles nahm einen Bissen von dem Brot, das er ihr angeboten hatte. »Nicht jeder hier ist kultiviert, aber der Herrscher schon.«
    »Der Herrscher?«
    »Hatte ich das nicht erwähnt?« In vorgetäuschtem Entsetzen riss Charles die Augen auf. »Sie nennen mich Mister D, und dies, meine Liebe, ist mein Reich. Alles, was Sie sehen, untersteht mir. Nur eine Person« – er lächelte ihr zu – »hat die Fähigkeit, wirklich gegen mich anzustehen … oder an meiner Seite zu sein.«
    Rebekkah zögerte die Frage noch hinaus, was es hieß, gegen ihn anzustehen. »Wer sind Sie? Was sind Sie?«
    Charles betrachtete die Stadt hinter ihr, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er viel mehr wahrnahm als jene Ansammlung von Gebäuden, die sie sah. »Man hat mir viele Namen gegeben, in vielen Kulturen. Es kommt nicht auf den Namen an – eher nicht. Alle bedeuten das Gleiche: Die Menschen glauben an mich, und ich existiere. Der Tod geschieht. Überall, und er widerfährt jedem.«
    »Der Tod ?« Rebekkah starrte ihn an. »Sie behaupten, dass Sie der Tod sind und dass Sie existieren, weil

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