Gray Kiss (German Edition)
permanenter Bestandteil des Schwarz werden, so wie ich. Und falls du dich weigerst, wird die ganze Welt leiden, und nicht einmal ich kann dagegen etwas tun. So einfach ist das.“
„Einfach.“ Ich schluckte. „Was faselst du da von einfach?“
„Ich finde es einfach. Ich erkenne die Wahrheit. Sogar deine Adoptivfamilie lehnt dich ab. In der Schule kümmert sich niemand um dich. Sogar das Mädchen, das hier neben uns steht und vor Angst zittert, hasst dich und hat dir immer nur Probleme beschert.“
„Du weißt, dass das nicht stimmt“, rief Jordan mit hektischer Stimme. „Ich hasse dich nicht. Ich mag dich sogar. Du bist zwar total seltsam und stellst idiotische Sachen an, aber ich mag dich. Normalerweise würde ich das nicht laut sagen, doch ich denke, die Situation erfordert es.“
Überrascht drehte ich mich zu ihr um. Meine Augen brannten. Doch bevor ich etwas erwidern konnte, sprang der Dämon nach vorn und platzierte sich vor Jordan.
„Wenn ich deine Meinung hören wollte, hätte ich dich danach gefragt.“ Nathan schlug ihr mit der Hand ins Gesicht, und sie flog durch die Luft und landete ein paar Meter weiter auf dem Parkplatz.
Alles passierte so schnell, dass ich wütend und hilflos zusehen konnte.
Plötzlich tauchte aus der Dunkelheit eine weitere Gestalt auf. Es war Stephen, und er war wütend.
„Dafür bringe ich dich um“, stieß er knurrend aus.
Nathan seufzte. „Noch so ein Romantiker. So was geht nie gut aus, Junge. Merk dir diese Lektion.“
Stephens Faust raste auf Nathans Kinn zu, allerdings stoppte der Dämon sie und drehte Stephen den Arm um. Das Geräusch von splitternden Knochen hallte in meinen Ohren. Stephen keuchte vor Schmerz.
Doch Nathan ließ nicht los, und Stephen begann zu wimmern, als bekäme er keine Luft mehr. Der Dämon zapfte sich weitere Lebensenergie ab und drohte, Stephen vor meinen Augen zu töten.
„Hör auf!“, schrie ich. „Hör sofort auf! Wenn ich dir helfen soll, hör auf damit!“
Nathan wandte sich von Stephen ab, und der Gray sank bewusstlos zu Boden.
Da stand ich nun meinem dämonischen Vater gegenüber, um uns herum drei bewusstlose Personen. Es sah aus wie ein Schlachtfeld.
„Du willst mir also helfen?“, fragte er lauernd.
Er hatte mich in die Ecke getrieben. Jetzt gab es kein Entkommen mehr. Natalie hatte mich schamlos belogen, damit sie von mir kriegte, was sie haben wollte. Aber Nathan - da war ich mir sicher - sagte die Wahrheit.
Er würde in viele Tausend Einzelteile zerschmettert werden, falls ich ihm nicht half. Und diese Teile würden alles zerstören, was ihnen in die Quere kam. Alles und jeder war dem Untergang geweiht.
Tja. Schade, dass das hier kein Multiple-Choice-Test war, bei dem man die volle Punktzahl holen konnte.
Schließlich willigte ich ein. „Ich helfe dir“, sagte ich und hatte in der Brust ein Engegefühl. „Aber erst musst du etwas für mich tun.“
„Was?“
„Ich will Carly wiederhaben.“
„Deine kleine blonde Freundin.“
„Sie wurde verschlungen, obwohl sie noch lebte. Und ich weiß, dass du Menschen freilassen kannst. Bei Natalie hast du es gemacht. Tu es auch bei Carly.“
Er neigte den Kopf zur Seite. „Immer da, um anderen zu helfen. Das musst du von deiner Mutter haben.“
Seine Augen begannen rot zu glühen, und einen Moment später öffnete sich hinter ihm das Schwarz. Einfach so. Eben noch war da nichts gewesen, und jetzt war da dieser wirbelnde Strudel mit einem Umfang von zweieinhalb Metern. Dazu das donnernde Getöse.
Kurz darauf verschwand der Strudel wieder, und jemand stand an seiner Stelle da, mit dem Rücken zu uns. Jemand, den ich sehr gut kannte.
Es war Carly.
36. KAPITEL
Sie schaute sich um und drehte sich dann langsam zu mir um. Ihr Gesicht war heller und bleicher als ihr blondes Haar. „Sam?“
„Carly! Da bist du ja wieder!“ Ich rannte auf sie zu, fasste sie bei den Schultern und ließ meinen Blick über sie wandern. War sie verletzt? Nein, sie sah gut aus. Unverletzt, gesund. Und sie trug dieselben Sachen, die sie bei ihrem Verschwinden getragen hatte: ein süßes Kleid, das ihre Figur betonte. Sie hatte es an dem Abend angehabt, als ich Natalie im Crave zur Rede gestellt hatte.
Sie blinzelte. „Was war das denn gerade? Ich rammte das Messer in Natalie und dann packte mich dieses schwarze Ding und … Und jetzt bin ich hier.“ Sie schaute sich noch einmal um. „Mitten im Nirgendwo. Mit diesem irren Obdachlosen und … Oh mein Gott! Ist das etwa Jordan
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