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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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hatte im Urlaub einen Mann kennengelernt, der nur ein paar Stunden Autofahrt von Trinity entfernt wohnte.
    Sie verstand nicht, wieso ich so besonders nett zu ihr war, mich neuerdings mehr mit ihr unterhielt und mehr Interesse an ihrer Arbeit zeigte. Ich begründete mein Verhalten damit, dass ich sie eben vermisst hätte. Dasselbe schrieb ich in einer E-Mail an meinen Vater in England. Dass ich ihn vermisste und dass er mich hoffentlich bald besuchen käme.
    Er antwortete schon eine halbe Stunde später und versprach, dass er zu Weihnachten da sein würde. Er sei sehr froh, von mir zu hören, und er hätte Tränen in den Augen gehabt, während er meine Mail las. Er hätte mich sehr lieb.
    Als ich seine Mail las, musste ich auch weinen. Aber es waren Freudentränen. Ich hatte die ganze Zeit gedacht, er wollte nichts mehr von mir wissen, aber es war genau andersherum.
    Ich ging auch wieder jeden Tag zur Schule. Selbst jemand, der in einer Nacht gestorben und in der nächsten dem Tod gerade noch mal von der Schippe gesprungen war, konnte sich keine Fehltage mehr erlauben.
    Colin verliebte sich glücklicherweise in eine andere, und dieses Mädchen erwiderte seine Gefühle. Vermutlich sendete sie keine verwirrenden Signale aus, weil sie einen so unbeschreiblichen Hunger hatte. All das war für mich Gott sei Dank auch nur noch Erinnerung.
    Colins Fähigkeit, mit nur einem Teil seiner Seele zu leben, hatte mich darauf gebracht, Carly und Stephen jeweils die Hälfte meiner Seele zu überlassen. Ich war mir nicht sicher gewesen, ob ich mit meiner Vermutung richtiglag, aber inzwischen wusste ich, dass es funktionierte. Zum Glück.
    Tja, und ich war natürlich immer noch ein Nexus. Ich würde für immer nach übernatürlicher Energie gieren, doch alles in allem hielt ich mich ganz wacker. Puh.
    Obwohl ich jeden Tag an ihn dachte. Und jede Nacht. Und dazwischen auch.
    Bishop hatte alles gegeben, um mir das Leben zu retten. Ich hatte ihm den Gefallen nicht zurückzahlen können.
    „Ihr habt einen neuen Mitschüler“, verkündete Mr Saunders am Freitag vor dem Englischunterricht. Ich kritzelte gerade sinnlos in meiner Heftmappe herum: ein paar Flügel, mit schwarzer Tinte, ganzseitig auf einen gerade benoteten Test. „Wenn ihr alle mithelft, mit ihm den bisher gelernten Stoff des Halbjahres aufzuholen, wäre das nett von euch. Bitte stellen Sie sich vor, junger Mann.“
    „Mein Name ist Adam. Adam Bishop.“
    Meine Hand mit dem Stift erstarrte. Ich schaute von meinem Werk auf.
    Bishop stand vor der Klasse.
    „Wo kommen Sie her, Adam?“, fragte Mr Saunders.
    „Von überall. Aber in Trinity werde ich eine Weile bleiben.“
    „Herzlich willkommen. Suchen Sie sich einen Platz.“
    Er setzte sich an einen freien Tisch gleich neben der Tür ganz vorne, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    Bishop war hier.
    In meinem Englischkurs.
    Was war hier los?
    Sieben Tage waren vergangen. Sieben schreckliche Tage, seit das gesamte Team spurlos verschwunden war, von den Brandspuren auf dem Parkplatz mal abgesehen, die ich seitdem schon dreimal besucht hatte. Ich hatte immer darauf gehofft, sie würden zurückkommen - alle oder wenigstens einer.
    Und jetzt war Bishop in meine Klasse geschlendert wie ein x-beliebiger neuer Schüler mitten im Schuljahr.
    Klar, nun war es unmöglich für mich, mich zu konzentrieren. Ich zählte nur noch die Minuten bis zum Unterrichtsende. Als es endlich gongte, stand Bishop auf und verließ als einer der Ersten das Klassenzimmer. Ich bahnte mich durch die Schülermengen auf dem Gang, ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Ich rannte ihm durch die Pausenhalle vorbei an meinem Spind und zur Tür hinaus hinterher. Beinahe wäre ich die Treppe runtergefallen, weil ich es so eilig hatte und um mit seinen langen Beinen mitzuhalten.
    „Bishop!“, rief ich ihm nach, als er den Weg zum Parkplatz erreicht hatte.
    Er blieb stehen und schaute mich an.
    Ich hatte lange genug Zeit gehabt, mich auf diese Begegnung vorzubereiten - eine ganze Schulstunde.
    Er war tot. Verloren. Er hatte mit dem letzten Rest seiner Energie für meine Heilung gesorgt.
    Wenn er jetzt vom Himmel wiedererweckt worden war, hatte man ihn bestimmt, wie bei Carly und Stephen der Fall, mit einer Amnesie versehen. Denn er hatte offensichtlich keine Ahnung, wer ich war.
    Immerhin war er am Leben.
    Mit dieser Amnesie konnte ich umgehen.
    „Ich weiß, das klingt jetzt bescheuert …“ Die Worte rasten nur so aus meinem Mund. „Aber wir kennen uns

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