Grazie
ist, um ihre Hilfe bei der Jagd nach dem
Beauty Killer anzubieten. Sie macht ihn befangen. Er war zehn Minuten
im Wagen gesessen, bis er den Mut gefunden hatte, hereinzukommen. »Nur
bei Ihren Gruppensitzungen«, sagt er.
Sie trägt einen Rock. Sie lächelt, verschränkt ihre Hände und
legt sie um ein Knie. Der Rock rutscht nach oben und lässt ein Stück
ihres Oberschenkels sehen. »Nun, es ist ganz einfach«, sagt sie. »Sie
erzählen mir, was Sie auf dem Herzen haben. Und wir sprechen darüber.«
Archie rutscht nervös auf seinem Stuhl umher, die Dienstwaffe
drückt an seine Hüfte. Er hat tatsächlich etwas auf dem Herzen. Etwas,
wovon er noch nicht einmal Henry erzählt hat. »Ich überlege, ob ich um
eine Versetzung bitten soll«, sagt er. »Ich möchte mehr Zeit mit meiner
Familie verbringen.« Es tut gut, es endlich auszusprechen. Es verleiht
der Sache Kraft. Als könnte er es diesmal wirklich tun. Er sieht
Gretchen an. Sie ist eine Frau. Er erwartet, dass sie ihn ermutigt,
seine Kinder über die Arbeit zu stellen. Es ist einer der Gründe, warum
er gekommen ist.
Aber sie tut es nicht.
»Belastet es Ihre Ehe?«, fragt sie. »Die viele Arbeit?«
Archie denkt darüber nach. Er kennt die Antwort. Er weiß nur
nicht recht, wie viel er preisgeben will. »Meine Frau würde es gern
sehen, wenn ich einer anderen Arbeit nachginge«, sagt er.
Gretchen beugt sich etwas weiter vor, der Rock rutscht noch
ein Stück höher. »Aber Sie sind sehr gut in dem, was sie tun«, sagt sie.
Archie lacht. »Ich habe eine einzige Aufgabe. Den Beauty
Killer fangen. Was mir noch nicht gelungen ist.«
»Ich glaube, Sie sind nahe dran«, sagt sie. Sie streckt die
Hand aus und legt sie auf die Armlehne von Archies Stuhl. Sie berührt
ihn nicht. Nur den Stuhl. »Geben Sie jetzt nicht auf«, sagt sie. »Sie
müssen sich weiter auf den Fall konzentrieren.«
Archie schüttelt den Kopf. »Ich muss mehr zu Hause sein«,
erwidert er. »Ich will nicht am Ende zu den Leuten gehören, die selbst
die Geburtstage ihrer Kinder verpassen.« Er hat bereits zu viel von
ihrem Aufwachsen versäumt. Man rechtfertigte lange Arbeitszeiten leicht
vor sich selbst, wenn man sich sagte, dass Menschenleben davon abhingen.
»Wie lange sind Sie und Ihre Frau schon zusammen?«, fragt
Gretchen.
»Seit dem College.«
»Mit wie vielen Frauen haben Sie geschlafen?«, fragt sie.
Archie spürt, wie er rot wird. Er sieht aus dem Fenster, auf
eine Gruppe von Kirschbäumen im Garten. »Nur mit ihr«, sagt er.
»Wirklich?«
Er räuspert sich. »Ich hatte in der High-School eine Freundin,
die bis zur Ehe warten wollte. Ich habe das respektiert. Dann habe ich
Debbie im ersten Collegejahr kennengelernt.« Er legt Wert darauf, das
zu sagen. »Und das war's dann.«
»Und Sie haben sie nie betrogen?«, fragt Gretchen.
»Nein.«
»Das ist ungewöhnlich.«
»Ja?«, fragt Archie.
»Das ganze Leben lang nur mit einer Person zusammen gewesen zu
sein?«
Archie zuckt mit den Achseln. »Ich liebe sie.«
»Ist Ihr Sex gut?«, fragt Gretchen.
Archie wird heiß. Er kratzt sich im Nacken. Das einzige
Geräusch im Raum ist das Ticken von Gretchens Standuhr. »Es kommt mir
wirklich merkwürdig vor, mit Ihnen darüber zu sprechen«, sagt er.
Gretchen nickt verständnisvoll. »Wenn unsere Sitzungen einen
Sinn haben sollen, müssen Sie aufrichtig zu mir sein.«
»Ja«, sagt Archie und schaut zur Seite. »Er ist gut.«
»Woher wissen Sie das?«, fragt Gretchen.
Archie lächelt. Touché. »Ich weiß es.«
Gretchen berührt den Sessel wieder. »Es ist in Ordnung, wenn
Sie über andere Frauen fantasieren«, sagt sie. »Es ist kein Betrug.«
Die Wahrheit ist, dass sich selbst seine Fantasien immer um
Debbie drehen. Sie ist seine eine wahre Liebe. Aber er will es nicht
zugeben. Er hat es noch nicht einmal Debbie gesagt. Sie würde lachen
und ihm ein Playboy-Heft kaufen. »Okay«, sagt er.
Gretchens Hand bleibt auf der Armlehne von Archies Sessel
liegen. Ihre Finger sind schlank, alabasterweiß. Ihre Nägel sind
manikürt. »Sie fühlen sich zu anderen Frauen hingezogen«, sagt sie.
Archie spreizt hilflos die Hände. »Ich bin ein Mann«, sagt er.
»Fühlen Sie sich zu mir hingezogen?«, fragt sie. Sie macht
eine Pause, gerade lange genug, dass er verlegen losstottern kann, dann
lehnt sie sich zurück und lächelt ihn an. »Es ist eine rein akademische
Frage. Es ist vom therapeutischen Standpunkt her hilfreich, es zu
wissen.«
Archie überlegt, was er sagen kann, es soll
Weitere Kostenlose Bücher