Grazie
kaputt«, sagte Henry.
Susan drehte sich um und schaute, ob auf dem Rücksitz
vielleicht eine Zeitschrift lag, mit der sie sich Luft zufächeln
konnte. In ihrem Wagen war der ganze Rücksitz voll davon. In Henrys
dagegen war er leer. Bis auf einen Pappkarton. Sie erkannte die
Handschrift darauf.
»Das sind meine Aufzeichnungen über Lodge«, sagte sie.
»Ja«, antwortete Henry. »Ich hab sie mir sozusagen geborgt.«
»Ich hatte sie Archie geliehen«, sagte Susan. Sie drehte sich
um, damit sie den Karton öffnen konnte. »Wehe, Sie haben alles
durcheinandergebracht.«
»Ich habe nichts angerührt«, sagte Henry.
Susan zog das oberste Notizbuch mit einer Hand heraus, während
sie mit der anderen den Plastikbeutel voll Eis auf ihr Gesicht drückte.
»Haben Sie da draufgeschrieben?«, fragte sie. Das Notizbuch war
aufgeklappt und ein Name war eingekringelt. John Bannon.
»Ich habe den Karton nicht einmal geöffnet«, sagte Henry.
Das hieß, dass Archie es getan hatte. »Sagt Ihnen der Name
John Bannon etwas?«, fragte Susan.
Henry fuhr ein paar Meter vor. »Er war Buddy Andersons alter
Partner. Damals, als Buddy die Soko leitete.«
»Molly hat gesagt, er war ihr Kontaktmann«, erklärte Susan.
»Ihn hat sie angerufen, wenn sie mehr Geld brauchte. Er war Lodges
Lakai.«
»Bannon ist seit zehn Jahren tot«, sagte Henry. Der Typ im
Wagen hinter ihnen begann laut ZZ Top zu spielen. Er hatte eine gute
Musikanlage, und der Crown Vic pulsierte im Takt des Basses.
Noch eine Sackgasse.
Der ZZ-Top-Fan drehte noch lauter auf.
»Herrgott noch mal«, sagte Henry und legte Daumen und
Zeigefinger an den Nasenrücken.
»Heather Gerber«, sagte Susan plötzlich.
Henry ließ die Hand sinken. »Was?«
»Es hat alles mit Heather Gerber zu tun«, sagte Susan. »Archie
sagte, dass man die erste nie vergisst. Die erste Zigarette. Die erste
Leiche im Wald. Ich dachte, er redet von den beiden Kadavern, die wir
an jenem Abend im Forest Park gefunden haben.« Susan schämte sich für
ihre Selbstverliebtheit. »Meine erste Leiche im
Wald. Aber er hat von seiner geredet. Sein erster
großer Fall – Heather Gerber.«
»Okay«, sagte Henry.
»Also sollten wir vielleicht nach ihr suchen«, sagte Susan.
Sie riss noch ein Stückchen Etikett ab und warf es auf den Boden. »Wenn
Sie nach jemandem suchen würden, was würden Sie als Erstes tun?«
»Heben Sie das auf«, sagte Henry.
Susan beugte sich vor, klaubte den Etikettfetzen vom Boden und
entschuldigte sich erneut.
»Das Handy lokalisieren, das würde ich machen«, sagte Henry.
»Das können Sie, nicht wahr?«, fragte Susan. »Anhand der
Sendemasten eine ungefähre Position bestimmen?« Das Eis begann zu
schmelzen, Wasser tropfte über ihren Arm.
Henry warf ihr einen überraschten Blick zu. »Na, sieh mal
einer an.«
»Ich habe einen Artikel über diese verirrten Wanderer
geschrieben, die sie letztes Jahr im Wald gefunden haben«, sagte Susan.
Das Wetter war schlecht gewesen, und sie hatten die Suche abgebrochen.
Am nächsten Morgen fanden sie ihre Leichen.
»Wir können die Position sogar ziemlich exakt bestimmen.
Neuere Handys haben ein GPS-Signal eingebaut. Damit können wir sie auf
fünfzig bis hundert Meter genau lokalisieren.«
»Es müsste ein neuer Anschluss sein«, sagte Susan. »Archie
dürfte ihn in den letzten Tagen auf ihren Namen eingerichtet haben.«
»Sie glauben, Archie hat ein Handy auf Heather Gerbers Namen?
Wenn er ein zweites Handy dabeihat, warum ruft er uns nicht einfach an?«
»Das weiß ich nicht.«
Henry klappte sein eigenes Mobiltelefon auf und tippte eine
Kurzwahl ein. »Ich würde gern überprüfen, ob auf den Namen Heather Anne
Gerber ein Handy registriert ist«, sagte er ins Telefon. Es gab eine
Pause. »Archies Anbieter ist Verizon«, sagte Henry dann. »Fang damit
an.«
_63_
H enry trommelte mit den Fingern auf das
heiße Lenkrad. Susan hatte die Füße wieder auf dem Armaturenbrett, aber
er ließ es ihr durchgehen. Sie waren erst eine Wagenlänge vorgerückt,
als Henrys Handy läutete.
Rechts über ihnen wurden dreißig Meter Steilwand von einem
dünnen Maschendraht zusammengehalten. Ein gelbes Schild warnte vor
Steinschlag.
»Ich hab es gefunden«, meldete sich Claires Stimme. »Heather
Anne Gerber. Archie hat das Handy seinem Familienvertrag hinzugefügt.
Er sagte, sie sei seine Tochter.«
»Gib mir die Nummer«, sagte Henry und riss einen
selbstklebenden Zettel von dem Block am Armaturenbrett. »Dann lass das
Gerät lokalisieren
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