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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Ihr kurz geschnittenes Haar
war platt an den Kopf gedrückt, über ihre Wange lief der Abdruck einer
Kissennaht.
    »Neuigkeiten?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte Henry.
    Sie ging zu ihm und bettete den Kopf an seine Schulter, und
Henry legte ihr die Hand in den Nacken. Sie weinte nicht. Ihre
Schultern bebten nicht. Ihr Atem ging gleichmäßig.
    »Ich schicke jemand anderen, der bei euch bleibt«, sagte
Henry. »Buddy musste wieder zur Arbeit.« Sie hob den Kopf. So aus der
Nähe betrachtet, sah er, dass ihre Augen gerötet waren. »Kann ich mir
die Zähne putzen?«, fragte er. »Ein Deo borgen?«
    Sie nickte und zeigte in Richtung Schlafzimmer. »Da drin.«
    Der Raum war kühl und dunkel, die Bettdecke zurückgeschlagen.
Eine Vertiefung im Kissen zeigte an, wo Debbie noch vor wenigen Minuten
gelegen hatte.
    »Du kannst dich hinlegen und ein wenig ausruhen, wenn du
willst«, sagte Debbie.
    Henry ging rasch ins Badezimmer, griff nach Archies Zahnbürste
und beugte sich über das Waschbecken. »Ich muss ins Büro zurück«, sagte
er. Als er sich frischgemacht hatte, kam er wieder ins Schlafzimmer.
Das Licht brannte jetzt, und Henry sah etliche nur halb ausgepackte
Koffer auf dem Boden und daneben einen Pappkarton voller Reporterblöcke
und Aktenordner. Debbie hatte eine Jeans und ein T-Shirt angezogen und
saß auf dem Bett.
    »Was ist das?«, fragte Henry und zeigte auf den Karton.
    »Susan Wards Aufzeichnungen«, sagte Debbie. »Über Lodge.«
    Henry sah auf den Karton hinunter. Es war besser als nichts.
Und an diesem Punkt konnte alles hilfreich sein. »Kann ich den
mitnehmen?«, fragte er.
    »Von mir aus kannst du ihn verbrennen«, sagte Debbie. »Mir ist
es egal.«
    Als sich Henry bückte, um den Karton aufzuheben, spürte er
Debbies Hand auf der Schulter und blickte auf.
    »Ich möchte helfen«, sagte sie. »Wenn du willst, wende ich
mich an die Medien. Sag einfach Bescheid. Ich könnte ihn bitten, nach
Hause zu kommen.«
    »Ich glaube nicht, dass das helfen würde«, sagte Henry.
    »Er ist auf einer Art Selbstmordmission«, sprach sie es
schließlich aus.
    Henry wandte sich ab, er konnte ihr nicht in die Augen sehen.
Wenn er besser auf Archie aufgepasst hätte, hätte er das alles
verhindern können. Wenn er ihn in eine Therapie gezwungen hätte. Seine
Besuche bei Gretchen unterbunden. Aber sie waren alle zu gierig
gewesen. Es hatte so lange gedauert. Und so viele Opfer wurden noch
immer vermisst. »Ich weiß«, sagte er.

_51_
    A rchie strich Gretchens Haar glatt. Sie lag
in seiner Armbeuge, ihre Wange auf seiner Brust. Er empfand große
Zärtlichkeit für sie, für ihre Atemzüge, ihre Brüste, die an seinen
Brustkorb drückten, die Rundung ihrer Hüfte. Es war eine
Post-Koitus-Illusion, wie er wusste. Seine ganze Beziehung zu Gretchen
war eine einzige lange Post-Koitus-Illusion. Er nahm die Hand von ihrem
Haar. Die Hand war wieder geschwollen, und er ballte sie ein paarmal
zur Faust, um die Blutzirkulation anzuregen, ehe er sie wieder auf
ihren Kopf legte. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig, und er fragte
sich, ob sie schlief.
    Er könnte sie jetzt töten, wurde ihm bewusst. Er könnte ein
Kissen nehmen, auf ihr Gesicht drücken und sie ersticken.
    Sie würde sich wehren, aber er könnte sich rittlings auf sie
setzen, das Kissen auf ihr Gesicht drücken, bis sie das Bewusstsein
verlor, und ihr dann Mund und Nase so lange mit den Händen zuhalten,
bis sie sicher tot war.
    »Woran denkst du?«, fragte sie.
    Er räusperte sich. »Wir haben drei Leichen im Forest Park
gefunden«, sagte er.
    Sie drehte sich um, ohne den Kopf von seiner Brust zu nehmen,
und sah ihn an. Er war noch immer jedes Mal überrascht von ihrer
Schönheit. Er hatte so viel Zeit damit verbracht, auf ihr Bild zu
starren, sie sich in Gedanken vorzustellen, und dennoch war er nie auf
ihre tatsächliche Erscheinung vorbereitet.
    »Ich glaube, jemand hat Senator Lodge getötet und versucht, es
zu vertuschen«, sagte er.
    Sie lächelte schläfrig. »Habe ich schon erwähnt, dass
Leberversagen häufig zu geistiger Verwirrung führt?«
    »Er hatte vor zehn Jahren ein Verhältnis mit einer
Vierzehnjährigen. Susan Ward war im Begriff, es publik zu machen. Das
Mädchen wurde vor einer Woche getötet und ihre Leiche im Park
abgeladen.« Archie überlegte, ob er den letzten Teil anfügen sollte.
»Nicht weit von dort, wo du Heather Gerber zurückgelassen hast.«
    Das Geheimnis des Senators kratzte sie nicht, genauso wenig
wie Heathers Name. »Wer hat

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