Green Franchising
Vergleich mit diesem Wert an der Spitze. Generell haben private Meinungen im Internet und Ratschläge von Freunden für Konsumenten und Konsumentinnen in ganz Europa viel mehr Gewicht als offizielle, traditionelle Informationen durch Werbung, Verkäufer und sogar Medien. 65 Dabei können vereinzelte negative Rezensionen Marken nichts anhaben. Tatsächlich vertrauen Leser/innen positiven Meinungen sogar mehr, wenn sie daneben eine negative sehen, weil sie daraus Echtheit ablesen und keine gekauften Meinungen.
Zur Mutkultur in Greenfranchise-Unternehmen gehört der offensive, glaubwürdige Umgang mit Fehlern, denn sie wissen auch, dass alle Makel oder Schwächen in einer transparenten On- und Offline-Welt über Rezensionen, Bewertungen und Public Relations unweigerlich ans Licht kommen. Laut der internationalen Studie »Meaningful Brands« (November 2011) von Havas Media, die wir Ihnen in der nächsten (sechsten) Wahrheit an einem anderen Beispiel explizit erläutern, ist es den meisten Menschen egal, wenn 70 Prozent der Marken verschwinden würden. 66 Das ist nicht verwunderlich, ist doch das Vertrauen in Marken durch Skandale geschwunden, ebenso wie das Interesse an ihnen, weil sich viele Kunden/Menschen in den austauschbaren, unflexiblen und selbst zentrierten Marken nicht wiederfinden. Erfolg wird zunehmend den Unternehmen zugestanden, die menschliche Züge haben, auf dem Boden bleiben, Hilfe anbieten und nicht nur davon reden, dass sie die Kunden ins Zentrum stellen, sondern es einfach tun. Es sind also die Kardinaltugenden, die grundsätzlich zählen: Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Maßhalten. 67
Der Umgang mit Fehlern will jedoch entsprechend dokumentiert sein, damit auch alle Systembeteiligten wissen, welche Abläufe und Handlungsspielräume es gibt, welches markenadäquate Wording angesagt ist und wie Korrekturen vorgenommen werden. Im fünften Kapitel (der Nahaufnahme) werden wir detailliert auf Reputation- und Risk-Management in Greenfranchise-Systemen eingehen.
Franchise-Denkwerkzeug: Vier Kardinaltugenden (nach Niklaus Brantschen)
3.6 Greenfranchise-Systeme sind nachhaltig innovativ
Wir haben Klassisches Franchising und Greenfranchising dahingehend unterschieden, dass sie bei den Themen Wirtschafts- oder Gesellschaftsinnovationen unterschiedliche Schwerpunkte legen. Greenfranchise-Systeme stellen sich mit ihrem Innovationspotenzial gesellschaftlichen Anliegen. Sie betrachten ihre Neuheiten auch unter der Fragestellung, was sie damit gesellschaftlich Förderliches leisten. Das müssen nicht immer die ganz großen Innovationen sein, es können Adaptionen und Weiterentwicklungen von Bekanntem sein, kleine Hilfen im Alltag, die für Erleichterung und einen nachhaltigen Aspekt sorgen. So hat 2008 die Detailhandelskette COOP in der Schweiz als Erste einen guten Teil ihrer Einkaufswagen in den Filialen mit einer Lupe versehen. Wir kennen ähnliche Lösungen von amerikanischen und australischen Supermärkten, wo an den Regalen Lupen an einer Kette befestigt sind. Die Übertragung auf eine mobile Version bringt mehr Flexibilität und ist eine charmantere Lösung, der Sehschwäche zu begegnen. COOP wurde von oekom research als nachhaltigste Detailhändlerin weltweit ausgezeichnet.
Abbildung 15: Generationenfreundliches Einkaufen 68
Die COOP Genossenschaft hat umfassende Neuerungen zur Ladengestaltung für ein »Generationenfreundliches Einkaufen« eingeführt, um Personen mit eingeschränkter Mobilität den Zugang zu den Ladenlokalen und den Leistungen zu ermöglichen. Dass der demografische Wandel nicht nur beachtet wird, sondern das Unternehmen sich auch darauf einstellt, trägt letztendlich auch zu seiner ökonomischen Sicherheit bei.
Bei Gesellschaftsinnovationen sind Kopien und Adaptionen aus gesellschaftlicher Sicht durchaus erwünscht, denn auch so lassen sich Verbesserungen vermehren! Natürlich schwingen bei Unternehmen, die nicht nur eine Gesellschafts- sondern auch eine Wirtschaftsinnovation entwickelt haben, eher Gedanken an Kopierschutz mit. Da es heute allerdings immer schwieriger wird, Neuentwicklungen zu schützen, weil über die globale Vernetzung und die Bündelung von Produktionsstandorten Know-how fließend wird, gilt zunehmend das erste Marketing-Gebot: »Sei Erster im Markt!« 69 Mit der Profilierung als Erster, als First Mover, besteht die Möglichkeit, zum Synonym für das Produkt oder die Dienstleistung zu werden. Ist Ihre wirtschaftliche Innovation auch von großer
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