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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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senkte
langsam das Schwert und blickte sich erstaunt um.
Finn steckte Schwert und Pistole weg und spazierte
unbemerkt davon. Friedenshüter bahnten sich lang
sam den Weg durch die ruhige, gleichgültige Menge,
suchten nach den Unruhestiftern und Rädelsführern
und sammelten Armladungen weggeworfener Waf
fen ein. Die Telepathen schritten über der Menge
durch die Luft und durchsuchten die Köpfe nach ge
heimer Schuld. Einst wäre das illegal und undenkbar
gewesen, aber die Überseele hatte jetzt die Voll
macht des Königs. Vorläufig. Und Männer und Frau
en, die noch einen Augenblick vorher willens gewe
sen waren, für die Sache, an die sie glaubten, zu
kämpfen und zu sterben, standen teilnahmslos und
hilflos da und ließen sie gewähren.
    Sie standen auch einige Zeit später noch so herum,
als die Soldaten kamen und sie in Fesseln abführten,
und als die Sanitätsteams erschienen, um die Verletz
ten zu behandeln und die Toten zu identifizieren. To
te gab es eine Menge. Erstaunlich viele davon waren
Paragone. Die geliebten Helden des Imperiums lagen
jetzt reglos und lautlos auf blutiger Walstatt, gehüllt
in die Fetzen ihrer stolzen Purpurmäntel.
    Parlament und König betrachteten schweigend die
friedlich dastehende Menge, deren Augen so leer und
klaglos blickten wie die von Tieren in Feld und Flur.
Friedenshüter führten bestimmte Individuen ab, die
von den Kameras als Anstifter identifiziert worden
waren. Manchmal schlugen die Friedenshüter diese
Leute oder stießen sie brutal zu Boden und traten sie,
und ihre Opfer nahmen es schweigend hin, konnten
sich weder beklagen noch schützen. Nach wie vor lag
eine Menge Wut in der Luft, Wut der Menschen, die
den Irrsinn des Pöbels überlebt hatten. Die meisten
Demonstranten wurden in improvisierte Gefangenen
lager geführt, die die Armee gerade eilig in den Au
ßenbezirken der Stadt errichtete. Zeit für Gerichte
und Gesetze und Rechte war später.
    Die meisten würden wahrscheinlich mit nichts
weiter als einer Ermahnung entlassen werden. Die
Gerichte ohne große Wirkung zu verstopfen, damit
war niemandem gedient. Und außerdem hatten sich
die Kirche und die Neumenschen als mächtige Kraft
erwiesen. Es ging nicht an, sie unnötig aufzubringen.
Keiner der Abgeordneten sprach das laut aus, aber
das war auch nicht nötig. Sie saßen nur da und ver
folgten schweigend, wie die Menge geräuschlos auf
gelöst und abgeführt wurde. Die Esper, die über ih
nen wie angenagelt am Himmel hingen, strahlten
Ruhe aus, und der Einfluss ihres machtvollen Den
kens hielt die Menschen mühelos im Griff. Manche
Esper lächelten. Sie sahen gar nicht mehr nach En
geln aus. Falls überhaupt nach etwas, dann nach
Raubvögeln, die darauf warteten, dass irgendein
langsames und dummes Tier starb.
    »Esper, die den Verstand von Menschen steuern«,
sagte Michel du Bois schließlich in einem Ton voller
kalter, müder Bitterkeit. »Die ihre Gedanken in ande
rer Menschen Köpfe einpflanzen. Ihnen den freien
Willen rauben und sie versklaven. Erinnert das Eure
Majestät womöglich an etwas? An das, was vor we
nigen Wochen die Elfen in der Arena angerichtet ha
ben?«
    »Die Elfen waren für Terrorismus und Mord ver
antwortlich«, erwiderte König Douglas, der nach wie
vor den Videoschirm betrachtete. »Die Überseele
hingegen hat Terrorismus und Mord gestoppt.«
    »So werden es die Menschen auf der Straße nicht
sehen«, sagte Meerah Puri. »Manches ist einfach
falsch, egal wer es tut oder warum.«
    »Dann zum Teufel mit ihnen, und zum Teufel mit
Euch!«, sagte Douglas und erhob sich brüsk. »Ich
würde es jederzeit wieder tun. Sie waren dabei, mei
ne Paragone zu töten. Meine Kollegen und Freunde.
Und mein Champion … ist vielleicht auch tot. Ich
hätte an seiner Seite stehen müssen. Möchtet Ihr mir
die Krone nehmen, ehrenwerte Abgeordnete? Ihr
könnt sie haben!« Er setzte die Krone ab und legte
sie auf den Thron. »Ich habe getan, was nötig war.
Ich war immer dazu fähig, das Nötige zu tun. Das ist
die Aufgabe eines Paragons. Ich werde jetzt gehen
und nachsehen, was aus meinem Freund Lewis ge
worden ist. Ihr könnt mir später jemanden nachsen
den, der mir mitteilt, ob ich nach wie vor König bin.
Vielleicht mache ich mir später sogar etwas daraus.«
    »Ihr dürft nicht gehen«, sagte Tel Markham. »Das
Hohe Haus tagt nach wie vor. Wir haben Euch noch
nicht entlassen.«
    Douglas sah Markham an, und der Abgeordnete
konnte nicht

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