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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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fast lässig zu einem ein
zelnen, isolierten Schalter auf dem Schreibtisch, und
die unter dem Stuhl des Patriarchen versteckte Mate
riewandlungsbombe detonierte lautlos. Es war eine
wirklich sehr kleine Bombe mit streng begrenztem
Explosionsradius, aber trotzdem überaus wirkungs
voll. Energien hämmerten durch den Patriarchen und
zerrissen ihn auf genetischer Ebene. Er schrie einmal
auf, ein rauer gutturaler Laut des Schmerzes und
Entsetzens, aber er wandte den Blick nicht von An
gelo Bellini. Sein Unterleib kollabierte, verlor jede
Form und Kontur. Schoß und Taille verwandelten
sich, als Fleisch und Knochen innerhalb weniger Au
genblicke zu dickem Gelee wurden und schließlich
zu einem viskosen, rosafarbenen protoplasmischen
Schleim. Die Beine lösten sich und fielen herab,
schmolzen dabei schon zu mehr von dem rosa
Schlamm, während sie in den dicken Teppich sicker
ten.
Der Rumpf des Patriarchen sackte in die Schwei
nerei auf dem Stuhl, wo zuvor der Schoß gewesen
war, und verwandelte sich ebenfalls. Die Hände grif
fen zuckend ins Leere. Roland Gangwerth lebte
noch. Das Herz schlug noch, der Mund arbeitete
noch, auch wenn kein Laut hervorkam. Und die Au
gen verrieten entsetzliches Gewahrsein. Angelo Bel
lini beugte sich über den Schreibtisch und verfolgte
das langsame und fürchterliche Sterben des Patriar
chen mit hitzigen, gierigen Augen. Gangwerths Brust
sackte wieder ein Stück ab, als der Bauch ver
schwand, und dann wiederum, als eine Rippe nach
der anderen schmolz. Die Umwandlungskräfte er
reichten schließlich das Herz des Patriarchen und
zerstörten es, und das Licht schwand aus seinen Au
gen. Die Arme kippten aus den Schultern, fielen in
den Schleim auf dem Teppich und zerfielen dort
langsam. Der Kopf sank nach vorn auf die Reste des
Brustkorbs. Wenige Augenblicke später lag nur noch
der Kopf auf dem Stuhl, ehe er sich auch noch auf
löste und vom Patriarchen der wahren Kirche nichts
blieb außer dicken Strängen eines rosafarbenen Pro
toplasmaschleims, die langsam vom Besucherstuhl
auf den teuren Teppich tropften.
»Ich habe Euch nie gemocht«, sagte Angelo Belli
ni. »Schönfärberische kleine Rotznase. Ich werde ein
viel besserer Patriarch sein.« Er lehnte sich zurück
und atmete tief, und dann lachte er unvermittelt.
»Das jetzt … das ist Macht! Ich könnte Gefallen dar
an finden.« Er schaltete die in den Schreibtisch ein
gearbeitete Komm-Tafel ein und stellte eine Verbin
dung zu seiner Sekretärin her. »Miss Lyle, schickt
bitte das Reinigungsteam, ja? Ich fürchte, mein Be
sucher von eben hat eine ganz schöne Schweinerei
hinterlassen.«
Douglas Feldglöck, König des Imperiums, Parla
mentspräsident und jüngster in einer langen Reihe
von Helden, zog die königlichen Gewänder an und
kontrollierte sein Make-up im Garderobenspiegel. In
Anbetracht der vielen Kameras, die in diesen Tagen
die Sitzungen des Hohen Hauses verfolgten, war es
wichtig, den besten Eindruck zu machen. Er musterte
finster das zurückweichende Haar, streckte die Zunge
hervor, zuckte bei ihrem Anblick zusammen und zog
sie widerstrebend wieder ein. Er fand heutzutage
nicht genug Schlaf, und das sah man. Aber der Ar
beit und des Papierkrams war einfach kein Ende, und
er fand keine Rechtfertigung, noch mehr Assistenten
einzustellen. Schon jetzt fiel es ihm schwer, sich die
Namen aller seiner Mitarbeiter zu merken. Er be
trachtete die Krone auf dem Tisch vor dem Spiegel
und entschied, sie jetzt noch nicht aufzusetzen. Sie
trug ihm stets Kopfschmerzen ein. Er schniefte laut,
warf sich in seinen Lieblingssessel und nickte Jesa
mine Blume scharf zu, seiner Braut und angehenden
Königin, die elegant im Sessel gegenüber saß. Sie
trug ein verheerend elegantes Kleid von lässigem
Stil und lässiger Grazie; das Make-up war zurück
haltend aufgetragen, aber perfekt in der Wirkung,
und Douglas wusste einfach, dass sie viel mehr nach
königlicher Würde aussah, als es ihm je gelingen
würde.
»Du machst schon wieder ein finsteres Gesicht,
Douglas. Lass das. Davon bekommst du nur Falten.«
»Tut mir Leid. Ich habe nachgedacht. Sieh mal:
Wir finden nicht viel Zeit bei uns. Auch die heutige
Parlamentssitzung beginnt in weniger als einer Stun
de, und Anne piept mich immer drängender an, seit
ich hier aufgetaucht bin, aber … Ich hielt es für
wichtig, dass wir dieses kleine Schwätzchen halten
können. Um sozusagen die Atmosphäre zu reinigen.«
»Natürlich«, sagte Jesamine.

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