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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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waren meist noch verpackt, steckten
in einer Kiste im angrenzenden Zimmer, neben der
Matratze, die ihm als Bett diente. Lewis starrte auf
eine leere Wand, ohne zu denken, hing nur seinen
Gefühlen nach. Sobald er so viel gegessen haben
würde, wie er konnte, gedachte er das Wegwerfge
schirr in den Atomisierer zu werfen, zu dem Sessel
zurückzukehren und dort zu sitzen und zu warten, bis
es Zeit wurde, zu Bett zu gehen, in den Schlaf zu
flüchten und so sein Leben eine Zeit lang hinter sich
zu lassen.
Wie hatte alles nur so rasch so schief gehen kön
nen?
Als Champion hatte er nicht mehr viel zu tun. Da
für hatte Douglas gesorgt. Anne hatte ihn im Namen
des Königs angerufen und ihm mitgeteilt, dass die
Präsenz des Champions im Hohen Haus nicht mehr
verlangt wurde, und wie es schien, war er auch von
allen anderen Pflichten suspendiert worden. Somit
blieb nichts weiter zu tun, als im Sessel zu sitzen und
zuzeiten darüber nachzusinnen, wie schlimm er das
eigene Leben verpfuscht hatte. Alles, was er früher
für selbstverständlich gehalten hatte, all das, wofür er
gelebt hatte, die ganze Grundlage an Ehre für sein
Leben war weggefegt worden, und er wusste nicht
mehr, was er tun sollte. Er hatte seinen besten und
treuesten Freund verraten. Vielleicht nicht physisch,
wohl aber im Herzen. Er hatte sich in Jesamine Blu
me verliebt, die Krau, nicht den Star, und doch war
sie Douglas’ Braut und würde Königin des Imperi
ums sein, und sie nur schweigend und aus der Ferne
zu lieben, das war schon eine Art von Verrat. Lewis
hatte nie erwartet, dass die Liebe so sein würde,
wenn sie ihm mal begegnete, ein Schmerz, den er
nicht ertragen konnte, eine Sehnsucht, die er nicht
lindern konnte, eine Frau, die er nicht haben konnte.
Entehrung und Schande. Aber andererseits, so was
hatte man nun mal vom Glück der Todtsteltzers.
Immer nur Pech.
Da brauchte man nur Owen zu fragen. Oder Hazel.
Wo immer sie steckten.
Lewis seufzte tief und sah sich langsam nach et
was um, was er tun konnte, was ihn interessierte –
zumindest eine Zeit lang. Damit er nicht nachdenken
oder seinen Gefühlen nachhängen musste. Er vermu
tete, dass er seine Habseligkeiten auspacken konnte,
schien aber irgendwie die Energie dafür nicht aufzu
bringen. Nicht, dass die Kiste irgendwas von Bedeu
tung enthalten hätte. Ein großer Sammler von …
Dingen war er nie geworden. Hatte nie die Zeit oder
das Interesse aufgebracht. Die Arbeit war sein Leben.
Bislang zumindest. Sein Blick schweifte weiter
durch das leere Zimmer, und er fragte sich, wie er so
lange hatte leben können und doch so wenig dafür
vorzuweisen hatte. Der Blick blieb schließlich am
Lektronenterminal hängen, das an dem einsamen po
larisierten Fenster auf dem Boden stand. Er vermute
te, dass er vielleicht lieber mal nachsah, ob irgend
welche Nachrichten eingegangen waren. Wichtiges
war sicher nicht darunter. Etwas Wichtiges wäre über
sein Komm-Implantat gekommen. Aber vielleicht
fand er trotzdem etwas. Irgendetwas, was ihn be
schäftigte.
Langsam und müde rappelte er sich aus dem Ses
sel auf, wie ein alter Mann, ging hinüber und hockte
sich vor dem Terminal auf den Boden. Er drückte die
Taste für die Nachrichten, und der Bildschirm leuch
tete auf. Nur eine Nachricht war heute eingegangen,
und sie stammte von dem Fan, der seine Website lei
tete. Lewis runzelte die Stirn. Tim Hochburg beläs
tigte ihn gewöhnlich nicht persönlich, solange es
nicht um Bedeutsames ging. Vielleicht hatte Tim ir
gendeine neue Piraterie aufgespürt, wo jemand Geld
aus Lewis’ Namen und Reputation schlug. Lewis
stoppte so etwas stets. Er nahm seinen guten Namen
ernst. Außerdem hatte der letzte Satz unautorisierter
Spielfiguren gar nicht nach ihm ausgesehen. Er stell
te jetzt eine Verbindung zu Tims Privatnummer her,
und der Bildschirm zeigte ihm sofort das Gesicht
seines treuesten Fans und Anhängers. Es war ein
junges Gesicht, kaum aus den Teenagerjahren her
aus, aber Tim leitete die Lewis gewidmete Website
mit erschreckender Begeisterung und Tüchtigkeit,
seit er vierzehn war. Lewis lächelte ihn an. Es war
schön zu wissen, dass er sich immer noch auf das
eine oder andere verlassen konnte.
»Hallo, Tim. Schön, von dir zu hören. Was ist los?
Ist dir schließlich doch das Geld ausgegangen?«
»Nein«, antwortete Tim. »Das ist es nicht.« Seine
Stimme klang hoch und unsicher, und er schien Le
wis’ Blick nicht erwidern zu können. »Es geht

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