Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
Kein Wunder, dass du … Wie lan
ge hast …«
»Ich liebe dich seit dem Augenblick, als wir uns
zum ersten Mal begegneten. Ich sah dich einfach nur
an und wusste, dass du die Richtige bist. Die Frau,
auf die ich mein Leben lang gewartet hatte. Die ein
zige Frau, der ich jemals mein Herz schenken woll
te.«
»Oh Jesus, Douglas, möchtest du damit sagen …
dass du vor mir noch niemanden geliebt hast? Sicher
hat es doch andere Frauen in deinem Leben gegeben?
Ich meine, du warst ein Paragon, ein Prinz … der
interessanteste Junggeselle im ganzen Imperium. Ich
habe dich in Klatschsendungen gesehen, und Mäd
chen hingen an deinen Armen …«
»Oh ja«, sagte er und blickte auf den Boden zwi
schen seinen Füßen, um nicht Jesamine ansehen zu
müssen. »Mädchen gab es immer. Hübsche Mäd
chen, sogar schöne. Schon erstaunlich, wie attraktiv
es einen Mann machen kann, wenn er der einzige
Erbe des imperialen Throns ist! Manche Mütter
schreckten gerade noch davor zurück, ihre Töchter in
mein Schlafzimmer zu schmuggeln. Und von jeher
findet man Frauen, die scharf darauf sind, mit einem
Paragon im Bett zu landen. Irgendeinem Paragon.
Sie jagten sogar hinter Lewis her, zum Teufel mit
seinem hässlichen Gesicht, obwohl er immer … wäh
lerischer war als ich. Ich brauchte nie allein ins Bett
zu gehen, es sei denn, ich wollte es. Manche der
Mädchen mochte ich sogar. Keine hat mir jedoch je
etwas bedeutet. Ich habe nie eine von ihnen geliebt,
weil ich nie sicher sein konnte, ob irgendeine mich
liebte. Den Mann, nicht den Paragon oder Prinzen.
Du weißt bestimmt, wovon ich rede. Du bist ein Star.
Eine Diva. Warst du je verliebt, Jes?«
»Oh Darling, ich bin berühmt dafür!«, sagte Jesa
mine, die sich sehr um einen lockeren und entspann
ten Tonfall bemühte. »Sechs Ehen, doppelt so viele
offizielle Partnerschaften und mehr Liebhaber, als
ich noch mühelos überblicken könnte. Ich brauchte
mir nie etwas zu versagen, also tat ich es auch nicht.
Und man kann auf Reisen sehr einsam sein, unter
wegs von einem Theater zum nächsten … In jünge
ren Jahren war ich ein richtiges Flittchen und habe
mich in jedes hübsche Gesicht und jeden knackigen
Hintern verliebt, der des Weges kam. Ich habe sie zu
ihrer Zeit alle gern gehabt, aber … ich kann ehrlich
behaupten, dass mir keiner wirklich etwas bedeutet
hat. Nie war mir jemand so wichtig, wie ich es mir
selbst war.« Sie lachte, und es klang doch ein klein
wenig unsicher. »Gott, das klingt so flach! Douglas,
du bist ein beeindruckender Mann. Ich bin nur ein
Star. Du bist eine Legende. Du hast etwas Besseres
verdient als mich.«
»Ich denke nicht, dass ich die Begegnung mit je
mandem ertragen könnte, der noch eindrucksvoller
ist als du«, erwiderte Douglas trocken. Er blickte ihr
schließlich in die Augen, und jeder entdeckte das
Mitgefühl im Anderen. Douglas seufzte leise. »Ich
schätze, wir sitzen drin, Jes. Wir werden König und
Königin sein. Wir sollten stolz darauf sein.«
»Ja, sollten wir. Es ist eine große Ehre.«
»Es spielt keine Rolle, dass du mich nicht liebst.«
»Oh Douglas …«
»Warum Lewis, Jes? Warum er?«
»Oh verdammt, ich weiß es nicht! Vielleicht weil
… er so unbeeindruckt von dem ist, wer und was ich
bin. Weil er tapfer und ehrenhaft ist. Weil … man
sich immer das wünscht, was man nicht haben kann.
Es ist egal. Es ist vorbei. Zeit weiterzugehen.«
»Ich muss dir trauen können, Jes.«
»Das kannst du, Douglas.«
»Lewis ist ein feiner Mann.«
»Ja, das ist er.«
»Ich war immer stolz darauf, ihn meinen Freund
nennen zu können. Ich denke jedoch, dass alles bes
ser sein wird, sobald er fortgegangen ist.« Douglas
erhob sich, ging zur Ankleide hinüber, nahm die
Krone zur Hand und setzte sie sich auf. Er blickte
kurz in den Spiegel, in ein gelassenes und leeres Ge
sicht, und wandte ihm dann den Rücken zu. Er ging
zur Tür, öffnete sie und blickte zu Jesamine zurück.
»Ich gebe meinen einzigen echten Freund auf, um
dich zu heiraten, Jes. Ich möchte es nie bereuen müs
sen.«
Lewis Todtsteltzer saß allein im einzigen Sessel
seiner leeren Wohnung, starrte vor sich hin und
dachte im Grunde an gar nichts, während er auf den
Abend wartete, damit er eine Mahlzeit verspeisen
konnte, auf die er eigentlich keinen Appetit hatte. Es
war völlig lautlos im Zimmer; nichts lockte den
Blick und die Aufmerksamkeit. Sogar die Wände
waren kahl. Die wenigen Habseligkeiten, die er mit
gebracht hatte,
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