Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
Vom Netzwerk:
wären geflüchtet, hätten sie nur den
Mut zu einem solchen Versuch aufgebracht. Falls
Lewis es nicht besser gewusst hätte, dann hätte er
geschworen, dass sie seine Drohungen ernst nahmen.
Dass sie wirklich glaubten, er würde sie umbringen,
falls sie seinen Forderungen nicht nachkamen.
Was … beunruhigend war.
Lewis bezog Position auf dem Podium neben dem
Thron des Königs und blickte wieder durch den
Thronsaal. Jetzt wurde viel weniger herumgeschrien
und großes Theater gemacht und es war mehr kon
struktive Bemühung zu erkennen, aber niemand
wollte ihn anblicken. Tatsächlich gaben sich die
Menschen richtig Mühe, dem Podium nicht mal nahe
zu kommen. Lewis war ehrlich verblüfft darüber. Er
war es gewöhnt, dass man ihn respektierte, und fand,
dass er es sich durch seine Jahre als Paragon für die
Gerechtigkeit des Königs verdient hatte, aber das
hier … war kein Respekt. Es war Angst. Die Leute
verhielten sich, als wäre ein wildes Tier zwischen sie
gesprungen und könnte jetzt jeden Augenblick
durchdrehen und sie alle angreifen.
Lewis blickte sich weiter um und entdeckte
schließlich einen Journalisten, der einen Kommentar
für die vor ihm schwebende Kamera sprach. Lewis
stieg vom Podium und spazierte lässig zu ihm hin
über. Die Menschen liefen vor ihm auseinander. Der
Journalist drehte sich heftig um, warf einen Blick auf
Lewis, wie dieser Kurs auf ihn nahm, brach den
Kommentar ab und lief schnurstracks zum nächsten
Ausgang, gefolgt von der auf und ab hüpfenden Ka
mera. Lewis beschleunigte seine Schritte. Der Jour
nalist warf einen Blick über die Schulter, stellte fest,
dass Lewis aufholte, und rannte los. Lewis seufzte,
zog das schmale Wurfmesser aus dem Stiefel, zielte
sorgfältig und warf. Das Messer pfiff durch die Luft,
erwischte den flatternden Ärmel des Journalisten und
nagelte ihn fest an die Wand. Das plötzliche Hemm
nis brachte den Mann beinahe zu Fall. Er zerrte noch
heftig an dem Ärmel und dem Dolch und fluchte und
schimpfte und lästerte dabei, als Lewis ihn endlich
einholte. Der Journalist rappelte sich auf, schenkte
Lewis ein verzweifeltes und gänzlich unglaubwürdi
ges Lächeln und drückte sich mit dem Rücken fest an
die Wand.
»Sir Todtsteltzer! Sir Champion! Wie schön, Euch
zu sehen! Ihr seht gut aus. Ja. Haben wir nicht abso
lut herrliches Wetter?«
»Warum seid Ihr weggelaufen?«, fragte Lewis in
teressiert.
»Dringende Story!«, antwortete der Journalist. Er
schwitzte jetzt stark und machte sehr große Augen.
»Gerade hereingekommen. Ihr wisst ja, wie das ist.
Sehr wichtige Story und auch sehr bedeutsam, und
ich musste wirklich los. Kann nicht warten! Verzei
hung!«
»Bleibt stehen!«, verlangte Lewis. »Ihr geht nir
gendwohin, bis Ihr und ich ein freundliches und in
formatives kleines Schwätzchen gehalten haben.«
»Oh Scheiße!«, sagte der Journalist kläglich.
»Wie heißt Ihr und für wen arbeitet Ihr?«
»Adrian Pryke, Sir Todtsteltzer. Kanal 437. Nach
richten und Ausblicke und alles, was sich bewegt. Falls es wichtig ist, sind wir da! Seht mal, ich muss
wirklich …«
»Nein, müsst Ihr nicht«, sagte Lewis. »Seid offen
zu mir, Adrian Pryke. Redet offen und ehrlich mit
mir, oder ich hämmere Euren Kopf an die Wand, bis
die Augen die Farbe wechseln. Warum habt Ihr sol
che Angst vor mir?«
»Macht Ihr Witze?«, fragte Pryke, inzwischen zu
verzweifelt und verängstigt, um die Höflichkeit zu
wahren. »Nach dem, was Ihr beim Aufstand der
Neumenschen getan habt? Alle Welt hat einen
Mordsschiss vor Euch!«
Lewis musterte Pryke ausgiebig. »Ich habe meine
Pflicht getan.«
»Ihr habt Menschen umgebracht! Eine Menge
Menschen! Habt sie direkt vor den Kameras nieder
gehackt und niedergemetzelt und dabei ganz den
Eindruck erweckt, Ihr würdet jede Minute genießen.
Das hatte nichts mit Pflicht zu tun. Nicht mal was
mit Gesetzen. Es war Rache.«
»Paragone waren ermordet worden. Ich habe mei
ne gefallenen Kameraden gerächt.«
»Von Paragonen wird Gerechtigkeit erwartet,
nicht Rache.« Der Ton des Journalisten war jetzt vol
ler bitterer Resignation, als erwartete er zu sterben,
sodass nicht mehr wichtig war, was er sagte. Er
konnte die Wahrheit sprechen, weil das Schlimmste
schon geschehen war. »Wir haben es alle gesehen,
Todtsteltzer. Ihr wart hinter den Leuten her, die Eure
Freunde umgebracht hatten, und habt jeden nieder
gemacht, der Euch im Weg stand, ob nun schuldig
oder nicht. Und Ihr habt dabei gelächelt!

Weitere Kostenlose Bücher