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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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ablenkte. Viel
leicht etwas Kleines und Kostbares, was er Zer
schmettern konnte, um anschließend zu behaupten,
es wäre ein Versehen gewesen. Er hatte schon alles
getrunken, was sich zu trinken lohnte, und zweimal
die Küche geplündert. Manchmal half es dem Ma
gen, wenn er etwas aß, und manchmal nicht, aber
Brett war von jeher ein großer Kummeresser. Dumm
war nur, dass Finns kulinarischer Geschmack zum
Faden tendierte, ganz zu schweigen vom regelrecht
Langweiligen, und Brett hatte schließlich Ansprüche.
Vorsichtig warf er einen Blick auf Rose, die ihren
Sessel ungemütlich dicht neben ihn geschoben hatte.
Sie drehte langsam den Kopf und musterte ihn aus
ihren dunklen Augen, ohne zu blinzeln. In jüngster
Zeit betrachtete sie ihn häufig, seit die Esperdroge
ihrer beider Gedanken verschmolzen und ihm da
durch zu seiner großen Überraschung gezeigt hatte,
dass sie letztlich doch viel mehr war als ein Killer.
Gott allein wusste, was sie von ihm erfahren hatte. Er
wollte verdammt sein, wenn er in ihrem Gesicht le
sen konnte. Sie trug das gleiche eng sitzende rote
Leder wie sonst auch, das von Kopf bis Fuß in der
Farbe getrockneten Blutes gehalten war, auf ihren
ganzen zwei Meter zehn. Wenn sie darin saß, wirkte
der Sessel wie für ein Kind gefertigt, und obwohl sie
vollkommen, ja fast unmenschlich reglos darin saß,
dominierte sie das Zimmer mit ihrer Präsenz.
Brett musterte sie offen, und sie duldete es. Mit
dem schwarzen Bubikopf, dunkel wie die Nacht, der
leichenblassen Haut und dem grausamen Scharlach
mund wirkte sie wie eine uralte Todesgöttin, die sich
von ihren Runden über die Schlachtfelder ausruhte,
wo sie, einer großen und furchtbaren Aaskrähe
gleich, die Augen aus leer starrenden Gesichtern ge
rissen hatte. Es fiel Brett schwer, sich darüber
schlüssig zu werden, ob sie gut aussah. Sie war ein
fach zu intensiv, zu wild, zu ungebändigt für solch
konventionelle Urteile. Sicherlich eindrucksvoll. Att
raktiv wie eine elegant gebaute Waffe. Sogar sexy,
wenn auch auf eine beunruhigende und, offen gesagt,
kranke Art. Sie jagte Brett eine Heidenangst ein, aber
heutzutage taten das die meisten Dinge. Er biss sich
auf die Lippe und runzelte die Stirn, während er in
nerlich zu formulieren versuchte, welche Gefühle er
gegenüber Rose hegte. Sie müsste ihn eigentlich mit
Grauen erfüllen, aber …
Ihm wurde bewusst, dass er sie schon eine ganze
Weile lang anstarrte, ohne dass sie sich beschwerte.
Sie betrachtete ihn nach wie vor gelassen und neu
gierig, so still und bedrohlich wie eine zusammenge
rollte Schlange. Brett schluckte unbehaglich und
setzte sich aufrechter hin.
»Wie ich sehe, Rose, habt Ihr Eure Lederrüstung
reparieren lassen. Nach diesem Treffer in die Rippen.
Bei dem Aufruhr.«
»Das ist ein anderer Anzug«, erklärte Rose. »Ich
habe sieben davon, alle genau gleich. Das erspart
mir, wenn ich morgens aufstehe, Zeit auf die Überle
gung zu verschwenden, was ich anziehen sollte. Mit
solchen Ablenkungen habe ich keine Geduld. Der
Arenavorstand hat einen berühmten Designer beauf
tragt, das Original für mich zu entwerfen. Anschei
nend bedeutet das Image alles. Ich habe mich nicht
beschwert. Ich mag Leder. Es ist praktisch. Und es
macht den Leuten Angst. In der Arena ist das nütz
lich. Sieg und Niederlage in einem Kampf können
sich dadurch entscheiden, wie der Gegner dich be
trachtet.«
Brett war erstaunt. Noch nie hatte sie ihm so viele
Worte gewidmet. Er hatte sogar noch nie gehört, wie
sie überhaupt so viel zu jemandem sagte, sogar zu
Finn nicht. Wäre es jemand anderes gewesen, hätte
er gedacht, sie vertraute sich ihm an. Versuchte viel
leicht gar, eine Verbindung zu ihm herzustellen. Er
stöberte nach etwas herum, was er sagen konnte.
»Das ist hübsches Leder. Die Farbe steht Euch.
Aber fühlt Ihr Euch nie unwohl darin? Ich meine, ich
kannte mal dieses Mädchen, das … Bildungssendun
gen machte.
Für ein reifes, kritisches Publikum. Sie trug viele
Lederkostüme und sagte immer, man würde darin
schwitzen wie ein Schwein.«
»Ich schwitze nicht«, entgegnete Rose. »Das ist
schlecht fürs Image.« Sie legte eine Pause ein. »Das
war ein Scherz.«
Na ja, beinahe, dachte Brett. Jesus, als Nächstes
probiert sie noch ein Lächeln! Ich weiß nicht, ob ich
das verkraften würde.
»Ich bin froh, dass Ihr hier seid, Brett«, sagte Rose
langsam. »Ich wollte mit Euch reden. Privat. Das …
ist schwierig für mich, Brett. Ich

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