Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
Richtungen. Und falls beide in Ansätzen schwerer
atmeten, was besagte das schon? Jedenfalls schien
Finn nichts aufzufallen, als er geschäftig eintrat und
etwas Kerniges über einen neuen Einsatz zum Besten
gab. Brett bekam die ersten Worte nicht mit. Ihm war
gerade aufgefallen, dass er keine Bauchschmerzen
mehr hatte.
»Brett! Ihr hört mir nicht zu!«, beschwerte sich
Finn mit scharfem, gefährlichem Ton.
»Ich hänge an jedem Eurer Worte, Sir Durandal!«,
entgegnete Brett sofort. »Ein neuer Einsatz. Stets
gern zu Diensten. Wartet mal eine Minute! Ein Feld
zurück! Habt Ihr gerade gesagt, ich sollte wieder in
die Stadt gehen? Aber Ihr wisst doch, dass ich mein
Gesicht nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen darf,
oder? Nicht, nachdem ich dem Todtsteltzer vor lau
fender Kamera in den Bauch geschossen habe. Para
gone sind vielleicht zurzeit nicht der Geschmack des
Monats, aber der Champion hat nach wie vor seine
Fans. Besonders unter den Friedenshütern. Wenn sie
mein Gesicht sehen, bin ich ein toter Mann!«
»Dann zeigt ihnen ein anderes Gesicht«, hielt ihm
Finn entgegen. »Ihr habt schließlich mehrere zur
Auswahl. Außerdem ist es Eure eigene Schuld und
ich habe demzufolge keinerlei Mitgefühl. Ihr hättet
diese Kamera sehen müssen. Sehr unprofessionell
von Euch.«
»Ich war abgelenkt, okay? Solche Gespräche sind
der Grund, warum ich lieber allein arbeite.«
»Ihr habt mehrere Identitäten«, wiederholte Finn.
»Sucht Euch eine aus. Ich brauche Euch innerhalb
einer Stunde wieder in der Stadt.«
»Innerhalb einer Stunde? Jesus, Finn, was ist nur
aus dem Prinzip vorbereitender Planungen gewor
den? Es erfordert Zeit, sich in eine andere Person zu
verwandeln, und auch Besuche in einem Bodyshop
meines Vertrauens. Der ganze Sinn einer ErsatzIdentität besteht darin, bis in die Körpersprache hin
ein ein ganz anderes Bild zu zeigen. Man setzt sich
nicht nur eine Perücke aufs Haupt und zeigt einen
komischen Gang …«
»Derzeit braucht Ihr nicht mehr als ein ausreichend
verändertes Aussehen, um nicht auf der Straße verhaf
tet zu werden«, sagte Finn entschieden. »Macht Euch
keine Sorgen; die Chancen stehen ohnehin gut, dass
Euch niemand dort erkennt, wo Ihr hingeht.«
In seinem Ton schwang etwas mit, wobei Brett der
Mut verließ. »In Ordnung; ich mache es. Wohin geht
es diesmal?«
»Ich schicke Euch als Unterhändler zu den Elfen«,
antwortete Finn. »Damit Ihr dort in meinem Namen
eine Abmachung trefft.«
Brett war innerhalb einer Sekunde auf den Bei
nen, zu entrüstet, um sich noch zu fürchten. »Habt
Ihr den Verstand verloren? Niemand geht auf die
Suche nach Elfen! Ich habe mein Gehirn gern dort,
wo es ist, statt zu erleben, wie es mir zu den Ohren
hinausläuft! Ich würde einem Elfen selbst dann
nicht nahe kommen, wenn Ihr mir ein Dutzend ESPBlocker, ein Ganzkörper-Kraftfeld und eine tragbare
Disruptorkanone mitgeben würdet! Die sind ver
rückt!«
Finn wartete geduldig, bis Brett die Luft ausging.
»Die Elfen werden in ein Abkommen einwilligen,
weil ich ihnen etwas anbiete, was sie sich noch mehr
wünschen, als mich in die Finger zu kriegen. Und Ihr
werdet gehen und an meiner Stelle mit ihnen reden,
Brett, weil ich es von Euch verlange und ich ein Nein
nicht akzeptiere. Ich setze jedes Vertrauen in Eure
Fähigkeiten. Ihr wart schon immer sehr gewinnend.
Schließlich konntet Ihr sogar den Todtsteltzer über
reden, bei einem Aufstand seinen Posten zu verlas
sen. Ihr müsst schon sehr überzeugend gewesen sein,
um das zu schaffen …«
Brett zögerte, war auf einmal unsicher. Wollte
Finn damit andeuten, dass er von Bretts neuer Esper
kraft des Zwanges wusste? Oder vermutete er es nur?
»Ich begleite Brett und sehe mir mal die Elfen an«,
verkündete Rose, und sowohl Brett als auch Finn
drehten sich heftig zu ihr um, mehr als nur ein biss
chen erschrocken.
»Warum möchtet Ihr nun ausgerechnet das tun?«,
fragte Finn. Es klang ehrlich interessiert.
»Weil ich die Übung brauche. Weil es mich inte
ressiert.« Rose klang gelassen und unbeteiligt. »Ich
hatte gar keine Gelegenheit, meine Kräfte mit denen
der Elfen zu messen, als sie in die Arena eindrangen.
Ich möchte mal einen Elfen aus der Nähe sehen.«
»Ihr seid sehr wertvoll für mich, Rose«, sagte
Finn. »Ich denke nicht, dass ich Euch auf einem sol
chen Einsatz in Gefahr bringen möchte. Außerdem
hat Euch die gleiche Kamera gefilmt, als Ihr gegen
den Todtsteltzer gekämpft habt.«
»Ich
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