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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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schwer und blickte sich beiläufig um. Niemand
schien herzusehen, also versuchte er die Tür zu öff
nen. Sie ging gleich auf, als er sie anfasste, und Brett
schlüpfte rasch hindurch, so dicht gefolgt von Rose,
dass sie ihm dabei fast auf die Fersen trat. Die Tür
schloss sich hinter ihnen mit einem Klicklaut, der
irgendwie endgültig wirkte. Brett probierte die Tür
sofort aufs Neue zu öffnen, aber sie rührte sich nicht
mehr. Sie hatte sich selbsttätig verschlossen. Brett
zuckte bedrückt die Achseln und führte Rose durch
den schmalen Korridor, der sich vor ihnen erstreckte.
Die Wände bestanden aus nacktem, mattem Stahl,
der dumpf im gelben Licht von Leuchtkugeln
schimmerte, die in regelmäßigen Abständen in die
Decke eingelassen waren. Das konnte irgendein Zu
gangstunnel für Wartungsmannschaften sein, aber
Brett glaubte es nicht. Hier war es unnatürlich ruhig.
Das Tosen der Menschenmassen und der eingesperr
ten Tiere war nicht mehr zu hören, als hätten Brett
und Rose den Zoo gänzlich verlassen. Ihre Schritte
warfen kaum Echos, als absorbierten die Wände den
Schall. Eine angespannte Lautlosigkeit erfüllte den
Gang auf ganzer Länge, als lauschte eine unsichtbare
Präsenz darauf, wie Brett und Rose näher kamen.
Oder womöglich folgte sie ihnen gar leise … Brett
blickte immer wieder über die Schulter, entdeckte
aber nie etwas.
Aber sie wurden beobachtet. Daran hegte er nicht
den leisesten Zweifel.
Der Korridor setzte sich endlos fort und bog sich
mal in die eine, mal in die andere Richtung, führte
aber konstant und unerbittlich nach unten, tief unter
die Erde, auf der der Zoo ruhte. Keine Wartungs
mannschaft hatte jemals legitime Aufgaben in sol
cher Tiefe zu erledigen. Der Zoo und die Stadt und
die ganze Zivilisation lagen jetzt weit über ihnen.
Niemand würde sie schreien hören. Niemand würde
je erfahren, was aus ihnen geworden war … Brett
war nach Wimmern zumute. Er warf einen Blick auf
Rose und fühlte sich ein wenig getröstet von ihrem
gewohnt ruhigen, kalten, unerbittlichen Ausdruck.
Was immer sie womöglich empfand, es machte ihr
nicht so zu schaffen, wie es bei Brett der Fall war. Er
freute sich über ihre Gesellschaft, so überraschend
dieser Gedanke auch war. Aber die Elfen wirkten
dermaßen Furcht erregend, dass selbst Rose Kon
stantin im Vergleich eine tröstliche Erscheinung ab
gab.
Der Korridor endete schließlich vor einer massi
ven Stahltür, die von einer Wand zur anderen reichte.
Sie wies keinerlei Kennzeichnung auf und keine
Spur von einem Schloss oder Griff. Brett betrachtete
die verzerrten Spiegelbilder von ihm und Rose in
dem glänzenden Metall, und ihn schauderte plötzlich.
Etwas wahrhaft Böses wartete auf der anderen Seite.
Er spürte es bis ins Mark. Und etwas drückte immer
kräftiger auf die gedankliche Abschirmung, die auf
zubauen er erst so kürzlich gelernt hatte, um die Ge
danken der übrigen Welt auszusperren. Etwas prügel
te auf die Mauern seines Verstandes ein, etwas, das
beinahe unerträglich riesig und fremdartig und hung
rig war. Brett kniff die Augen zu wie ein Kind, das
sich vor der Dunkelheit fürchtete und den Dingen,
die womöglich darin lauerten. Er ballte die Fäuste,
während er darum kämpfte, den Gedankenschutz
schirm aufrechtzuerhalten. Etwas lachte leise, laut
los, und unvermittelt war der Angriff vorbei und der
Druck verschwunden. Brett ließ mit einem langen,
unregelmäßigen Seufzer die Luft heraus. Er öffnete
die Augen und stellte fest, dass Rose ihn neugierig
musterte. Eindeutig hatte das, was immer er gespürt
hatte, sie nicht beeinflusst. Ehe er irgendetwas sagen
konnte, ertönten Geräusche wie von einem Dutzend
schweren Schlössern, die nacheinander aufgeschlos
sen wurden, und die Tür vor ihnen schwenkte lang
sam auf. Sie öffnete sich zu ihrer Seite hin, und Brett
und Rose mussten zurücktreten, um ihr auszuwei
chen.
Der Gestank attackierte sie als Erstes. Brett schnitt
eine Grimasse und erzeugte einen Laut des Ekels. Es
war ein dicker, ranziger, organischer und doch ir
gendwie staubiger Gestank, voll von Alter und Ver
fall und toten Dingen; die Art Gestank, die sich über
Jahre akkumuliert haben musste, vielleicht gar über
Jahrhunderte. Auch Geräusche wurden vernehmbar:
Rascheln und Knistern und nasses, schlüpfriges Klat
schen. Brett spürte, wie ihm das Herz in der Brust
hämmerte und wie er so heftig atmete, dass er zu hy
perventilieren drohte. Was immer hinter

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