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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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Die beiden Gestalten hoben langsam die äußeren
Arme, begleitet von lautem Knarren, bis sie mit den
langen knochigen Fingern die zierlichen Stränge be
rührten, die aus den offenen Schädeln wuchsen. Und
dann zupften sie die straffen Stränge des Netzes, und
ein vollkommener Ton nach dem anderen erfüllte die
unterirdische Höhle und erzeugte eine furchtbare,
völlig unmenschliche Musik, gespielt auf den Ge
wächsen jahrhundertealten Denkens. Brett hielt sich
die Ohren zu, um die entsetzliche Musik auszusper
ren, aber die Klänge drangen in sein Bewusstsein und
waren voller rauer und durchdringender und fürchter
licher Bedeutung. Brett sank auf die Knie und kniff
die Augen fest zu. Er wollte etwas rufen, aber die
Stimme versagte ihm. Sie war zu dünn, zu mensch
lich, zu vernünftig. Rose trat neben ihn, legte ihm be
ruhigend die Hand auf die Schulter, hob den Disruptor
und legte ihn auf den Kopf der linken Gestalt an.
»Hört damit auf!«, verlangte sie laut. »Hört sofort
damit auf!«
Die Spinnenharfen nahmen die Hände von den mit
Neuronen besetzten Strängen, und die Musik brach
ab, obwohl die Echos noch unnatürlich lang in der
stillen Luft nachzuschwingen schienen. Brett nahm
langsam die Hände von den Ohren und entdeckte
Blutflecken auf den Handflächen. Rose zerrte ihn mit
einer Hand wieder auf die Beine, während sie weiter
mit dem Disruptor sorgfältig ihr Ziel anvisierte.
»Seid Ihr in Ordnung, Brett?«, fragte sie, ohne ihn
anzusehen.
»Ich weiß nicht. Ich habe Kopfschmerzen. Mal
was Neues. Hat Euch diese Musik nicht beeinflusst?«
Rose zuckte die Achseln. »Ich hatte nie einen Sinn
für Musik.«
»Dachte ich mir. Gesegnet sei der Herr für kleine
Gnadenbeweise.« Brett funkelte die Spinnenharfen
an. »Ich sollte Euch von ihr erschießen lassen.«
Jeder von Euch hat einen interessanten Verstand,
    sagte eine der Spinnenharfen – oder vielleicht sagten
es auch beide, völlig ungerührt sowohl von Bretts
Drohung als auch der Pistole in Roses Hand. Ihr habt
eine starke Abschirmung aufgebaut, Brett Ohnesorg.
Und wir können mit Euch gar nichts anfangen, Rose
Konstantin. Ihr seid einfach zu … anders. Wir hatten
geplant, von Euch beiden Besitz zu ergreifen, Euch
zu unseren Marionetten zu machen, Euren Gedanken
den Aufenthaltsort des Durandals zu entreißen, in
Euren Körpern zu ihm zu gehen und Euch dann zu
zwingen, dass Ihr ihn langsam umbringt. Zu unserem
Vergnügen. Da das jedoch nicht möglich ist, hören
wir uns Euren Vorschlag an. Was habt Ihr uns anzu
bieten?
    Brett erklärte es ihnen. Eine lange Pause trat ein,
und dann wurde ein neuer Laut in der Höhle ver
nehmbar – ein ungleichmäßiges Seufzen. Die Spin
nenharfen lachten!
    Wir sind einverstanden. Berichtet Eurem Herrn,
dass die Elfen mit dem Durandal in diesem einen
Fall zusammenarbeiten werden, um die Paragone
ein für allemal zu vernichten. Ihr dürft jetzt gehen.
Aber kommt wieder! Euer beider Verstand fasziniert
uns. Wir können es gar nicht abwarten hineinzubei
ßen!
    Brett knickte letztlich doch ein. Er drehte sich um
und stürmte durch den Gang im Netz davon, durch
die große offene Tür und hinaus auf den Korridor.
Rose ging langsam rückwärts und hielt den Disruptor
konstant auf die Spinnenharfen gerichtet. Aber selbst
nachdem beide den Höhlenraum verlassen hatten,
diese lebendige Hölle, selbst nachdem die Tür zuge
knallt war, verfolgte sie das trocken raschelnde Ge
lächter der Spinnenharfen auf dem ganzen Weg zu
rück an die Oberfläche.
    Versammlungen des Höllenfeuerclubs wurden
stets mit einer Orgie eingeleitet, um den Körper und
seine Gelüste zu befriedigen, damit der Verstand klar
wurde. Man erfüllte jedes Bedürfnis und jede Laune,
damit der Verstand frei wurde, sich auf andere Dinge
zu konzentrieren. Damit die subtileren Freuden des
Intrigierens und Verrats nicht von den unmittelbare
ren fleischlichen Wonnen überschattet wurden. Die
Teufel des Höllenfeuerclubs legten prinzipiell Wert
darauf, sich nichts zu versagen.
    Der Boden des riesigen Saals war von einer Wand
zur anderen bedeckt von Kissen aus Seide und über
haupt jeder Art Stoff, die als angenehm empfunden
werden mochte. Die Luft war dick von berauschen
den Parfümen und künstlichen Pheromonen, und das
in einer Ecke aufgestellte Orchester, dessen Mitglie
der Augenbinden trugen, spielte eine raue Musik.
Jede Art von Getränk wurde ausgeschenkt und jede
Art Droge verabfolgt, und überall bewegten

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