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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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konnte, aber vor allem lag es darin begrün
det, dass nicht jeder den Mumm für alles hatte, was
der Höllenfeuerclub anrichtete. Oder was er plante.
Markham steckte selbst ganz schön tief drin und
hoffte, noch tiefer zu gelangen, aber obwohl er ziem
lich überzeugt war, dass er über nichts verfügte, was
auch nur entfernt einem Gewissen ähnelte, blieben
immer noch Dinge, die er nie tun würde. Er war ehr
geizig, aber nicht wahnsinnig.
Im Kern dauerte, wie gemunkelt wurde, die ex
treme Philosophie der Gründer fort: vollständige An
archie für das Imperium und die Menschheit. Ein
neues Imperium ohne Gewissen oder Gnade oder
Hemmungen. Himmlisches Chaos, ein Zeitalter ent
setzlicher Freuden und wunderbaren Leidens, wo die
geringeren Menschen, die außerhalb des Clubs stan
den, nur noch Sklaven sein würden, Objekte, bloßer
Besitz, der für all die nötigen und nützlichen Dinge
sorgte und jeder Laune seiner Meister ausgeliefert
war, der auf Geheiß seiner Besitzer lebte oder starb,
während der Höllenfeuerclub für alle eine prachtvol
le Hölle auf Erden schuf.
Markham glaubte an nichts davon, nicht zuletzt
deshalb, weil er gar nicht vorhatte, seine Macht mit
jemandem zu teilen, aber er hatte genug Verstand,
um seine Meinung zu diesem Thema für sich zu be
halten. Für ihn war der Höllenfeuerclub nur ein wei
teres nützliches Werkzeug, um seine Ziele zu errei
chen. Er hatte das starke Gefühl, dass viele Mitglie
der insgeheim so fühlten.
»Also«, begann Frankie mit ihrer tiefen sinnlichen
Stimme, die wie eine Ohrfeige mit dem Lederhand
schuh vernehmbar wurde, »was unternehmen wir im
Hinblick auf den Durandal? So ein lieber Junge! Wir
alle kennen seine Pläne. Und er hat in so kurzer Zeit
so viel erreicht. Ich kann mich jedoch des Gefühls
nicht erwehren, dass er uns den schlechten Ruf
stiehlt. Wir vom Höllenfeuerclub sind doch die offi
ziellen Schurken und Dämonen des goldenen Zeital
ters, weil wir es selbst so wollen und weil wir öffent
lich so betrachtet werden! Falls irgend jemand den
Thron stürzt, sollten wir es sein.«
»Er meint es gut«, behauptete ein hübsches junges
Ding unbestimmbaren Geschlechts. »Und ich unter
stütze so gern neue Talente.«
»Tötet ihn für seine anmaßende Haltung!«, raunzte
ein außerordentlich fetter Mann mit so vielen Pier
cings am Leibe, dass er beim Atmen klimperte. »Er
hätte sich gleich an uns wenden sollen. Wie konnte
er es wagen, Gräueltaten zu planen und uns nicht mit
ins Boot zu nehmen?«
»Aber«, wandte Markham ein, und seine geübte
Politikerstimme durchdrang mühelos die der ande
ren, »findet Ihr die Vorstellung nicht toll, dass der
größte Paragon aller Zeiten zum größten Schurken
des Imperiums wird? Dass ein Mann, der sein Leben
der Bewahrung des Imperiums und von allem wid
mete, was das Imperium repräsentiert, derjenige sein
soll, der alles zerstört? Ironie ist eine solche Wohltat
für die Seele … Soll er doch seinen Spaß haben! Soll
er doch die harte Arbeit tun, seine Gefolgsleute
sammeln und seine Pläne schmieden, und wenn der
Thron schließlich wackelt, treten wir aus dem Schat
ten hervor und übernehmen alles. Machen den Du
randal zu einem der unseren, ob es ihm nun gefällt
oder nicht. So ist es nun mal die Art des Höllenfeu
erclubs.«
»Natürlich«, sagte Frankie und streckte wohlig
und lässig ihren prachtvollen Körper. »Jeder ist ver
führbar.«
»Ihr müsst es ja wissen«, gestand ihr Markham
großzügig zu. »Falls Ihr mich jetzt alle entschuldigen
wollt – ich gehe und überlasse Euch die Einzelheiten.
Ich muss an einer weiteren Konferenz teilnehmen.
Das Hohe Haus tagt bald wieder, und diesmal wird
verlangt, dass ich erscheine.«
»Ah ja«, sagte Frankie. »Dann amüsiert Euch
schön, mein Lieblingsabgeordneter …«
    In seinem luxuriösen Büro empfing gerade Angelo
Bellini, Patriarch der einen wahren Kirche, inmitten
seiner Siegesbeute den zweitwichtigsten Besucher
des Tages. Man hatte die Überreste des alten Patriar
chen sorgfältig zusammengekratzt und entfernt und
sehr gründlich beseitigt. Das Büro sah wieder völlig
normal aus. Obwohl die Entlüftung nach wie vor Ex
traschichten schob. Angelo erhob sich hinter seinem
eindrucksvollen Schreibtisch und nickte kurz dem
zu, was bei den Ekstatikern einem Anführer oder
Sprecher am nächsten kam. Der Ekstatiker war von
durchschnittlicher Größe und ein bisschen dünner als
die meisten Leute, wahrscheinlich weil er

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