Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
über
haupt nicht.
Vor Euch steht der Schrecken …
Innerhalb einer Stunde schwärmten Fanatiker der
Neumenschen durch die ganze Parade der Endlosen,
trugen stolz ihre neuen Kirchenrüstungen, jagten die
Ekstatiker mit Pistole und Stahl und missionarischem
Eifer und brachten sie offen auf den Straßen um. Die
Friedenshüter rückten in großer Stärke aus, um die
Mörder aufzuhalten, und riefen sogar Verstärkung aus
allen umliegenden Städten, mussten sich aber trotzdem
zu sehr verstreuen und blieben stark in Unterzahl. Die
von der Kirche exkommunizierten und als Ketzer ver
dammter Ekstatiker wurden aus den Seminaren, Kon
venten und Kirchen geworfen, und hinter ihnen schlug
man die Tore zu und verriegelte sie. Niemand inner
halb der Kirche wollte sie noch verstecken oder ihnen
beistehen. Niemand wagte es. Die Neumenschen liefen
durch die Straßen und heulten wie die Wölfe, und das
Blut tropfte dick von ihren Schwertern. Die meisten
Ekstatiker waren leichte Opfer. Sie flüchteten nicht.
Sie spazierten gelassen durch die Straßen, nicht willens
oder nicht fähig, sich zu wehren. Sie lächelten ihre
Mörder freundlich an, unternahmen keinen Fluchtver
such und starben gelassen, lächelten dabei weiter ihr
verstörendes Lächeln. Die Leichen häuften sich, und
Blut lief durch die Rinnsteine der vollkommenen Stadt.
Wenn einzelne Friedenshüter den Neumenschen in die
Quere kamen, hauten diese sie ebenfalls nieder.
Der Paragon Emma Stahl hörte Schüsse, und sie
stieß mit ihrem Gravoschlitten herab und erblickte
ein halbes Dutzend Meuchelmörder der Neumen
schen im Aufzug der Militanten Kirche, die einen
einsamen Ekstatiker eine Hauptstraße entlanghetzten.
Sie schossen ganz offen ihre Disruptoren ab, aber
irgendwie war das Opfer nie dort, wohin sie gezielt
hatten. Der Ekstatiker lief mitten auf der Straße, wo
zum Glück gerade kein Verkehr herrschte, und Men
schen säumten beide Straßenseiten und johlten und
brüllten dem laufenden Mann rüde Beleidigungen zu.
Sie liefen jedoch wie Schafe auseinander, als Emmas
Schlitten mit Höchstgeschwindigkeit vorbeiheulte.
Emma stoppte das Fahrzeug ganz plötzlich zwischen
den laufenden Neumenschen und ihrer Beute. Die
sechs Männer blieben stolpernd stehen, als Emma
geschmeidig vom Schlitten sprang, Pistole und
Schwert schon in den Händen. Diese Leute waren
zwar Fanatiker, aber sie wussten sehr wohl, mit wem
sie es hier zu tun hatten.
Sie sahen einander an und dann den Ekstatiker, der
still gleich hinter Emmas schwebendem Schlitten
stand und ihre Blicke lächelnd erwiderte. Die Neu
menschen sahen nun Emma Stahl an, die langsam
auf sie zuging, und bei jeder anderen Gelegenheit
hätten sie wahrscheinlich das einzig Vernünftige ge
tan und Reißaus genommen. Die Hetzjagd hatte je
doch ihr Blut in Wallung gebracht, und das Blut von
den vorangegangenen Morden tropfte noch von den
Schwertern. Und schließlich waren sie ja zu sechst
gegen nur einen Paragon! Vom Aufruhr wussten sie
noch, dass Paragone manchmal so leicht starben wie
jeder andere auch. Einer der Männer hob die Strah
lenpistole und feuerte sie auf Kernschussweite ab.
Das Kraftfeld an Emmas Arm hielt den Energiestoß
auf, und er verpuffte harmlos. Die Neumenschen
wurden jetzt von ihrem eigenen Tun mitgerissen; sie
heulten lautlos und stürzten sich auf Emma.
Emma machte die ersten beiden schonungslos nie
der, und ihr Schwert war kaum zu sehen, während es
durch Hals und Bauch fuhr. Emma sprang vor, noch
während ihre ersten beiden Opfer auf dem blutver
spritzten Erdboden zusammenbrachen, und wirbelte
schon zwischen den anderen, ehe diese richtig be
merkten, was hier geschah. Sie schrien auf, als Stahl
durch ihr Fleisch fuhr, während die eigenen Schwer
ter nur Luft trafen. Sie waren Fanatiker, Emma hin
gegen war eine Kriegerin. Sie tötete sie alle innerhalb
weniger Augenblicke und sah sich dann ohne Hast
um. Sechs tote Männer lagen als blutige Häuflein auf
der Straße, und sie atmete nicht mal schwer. Die
Menge auf beiden Straßenseiten war still; die Men
schen blickten Emma verdrossen und wütend an,
fühlten sich um den Mord betrogen, den sie sich ge
wünscht hatten. Eine Frau trat vor, das Gesicht zu
kalten, hässlichen Falten verzogen. Sie betrachtete
Emma Stahl finster.
»Wie könnt Ihr es wagen, Gott ins Handwerk zu
pfuschen! Dieser Mann ist eine Missgeburt! Er muss
sterben!« Sie blickte sich um, nach Unterstützung
heischend. »Tötet die
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