Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
Vom Netzwerk:
Gravoschlit
ten, der nicht schnell genug den Weg freimachte.
Emma sang jetzt die alten Schlachtengesänge von
Nebelwelt, die noch aus einer Zeit stammten, als ihr
Heimatplanet die einzige Rebellenwelt war, die es
wagte, der gefürchteten Imperatorin Löwenstein zu
trotzen. Stolz und trotzig erklang Emmas Stimme,
während sie sich gegen überwältigend widrige Chan
cen den Weg freikämpfte. Zwar hatte sie einige Tref
fer eingesteckt und die Panzerung des Schlittens hat
te an manchen Stellen eindeutig Blasen geworfen
oder war sonstwie ramponiert, aber die meisten
Kraftfelder liefen weiterhin, und sie hatte jetzt beina
he den Stadtrand erreicht. Nächste Haltestelle: Neue
Hoffnung. Ihr kam der Gedanke, dass die Kenntnisse
des Ekstatikers wohl wichtig genug waren, um sie zu
schützen, wenn so viele Leute so verzweifelt darauf
bedacht waren, sie aufzuhalten. Auch wenn sie kei
nen verdammten Schimmer hatte, worin diese
Kenntnisse womöglich bestanden.
Sie brauste am letzten der hohen Türme vorbei
und in den freien Himmel hinaus, und auf einmal
griffen keine weiteren Gravoschlitten an. Emma flog
mit hoher Geschwindigkeit weiter und ließ die Stadt
zurück. Allmählich fiel ihr auf, dass selbst der übli
che kommerzielle Luftverkehr wohl auf andere Rou
ten gewechselt war. Sie war allein am Himmel. Em
ma machte ein finsteres Gesicht und war sofort arg
wöhnisch; sie kontrollierte die Sensorendisplays des
Schlittens, aber im näheren Umkreis war nichts zu
entdecken. Wie es schien, war sie durchgekommen.
Die Neumenschen hatten die Verfolgung aufgege
ben. Emma Stahl war jedoch nicht nur ein Paragon,
sondern stammte auch von Nebelwelt und brachte
die ganze dort übliche List und Paranoia mit, und sie
wusste es besser, als allein auf Instrumente zu ver
trauen. Besonders wenn jeder ihrer Instinkte lauthals
brüllte. Als dann eine fünfzig Tonnen schwere mili
tärische Gravobarke vor ihr unvermittelt aus den
Wolken auftauchte, war sie bereit.
An der militärischen Natur dieses Fahrzeugs war
nicht zu deuteln, auch wenn sich jemand große Mühe
gegeben hatte, alle Kennzeichen und Abzeichen zu
beseitigen. Entweder hatten die Neumenschen diese
Barke gestohlen, oder sie war mit Anhängern der
Reinen Menschheit aus den Kreisen des Militärs be
mannt. Wie auch immer – die Barke war groß und
brutal und nahm mit hohem Tempo direkten Kurs auf
Emmas Schlitten. Der gewaltige Rumpf der Barke
war komplett mit einander überlappenden Kraftfel
dern geschützt und dicht mit ganzen Batterien von
Disruptorkanonen bestückt, die sich bereits auf Em
mas Schlitten einschwenkten. Emma ging unverzüg
lich in den Sturzflug über, drückte den Bug nahezu
senkrecht in die Tiefe. Freude umschlang ihre Taille
mit beiden Armen, und sie duldete es. Mit finsterer
Miene ging sie in Gedanken rasch diverse Strategien
durch. Mit einer verdammten Gravobarke hatte sie
nicht gerechnet. Das waren große Bastarde und ent
sprechend stark. Stärkere Kraftfelder und mehr Feu
erkraft, als Emma selbst aufbrachte. Barken waren
jedoch notorisch langsam und schwer zu manövrie
ren, verglichen mit einem Schlitten. Zwar konnte sie
diesen Gegner nicht mit schierer Geschwindigkeit
abhängen und sich auch nicht lange ihren Zielerfas
sungslektronen entziehen, aber vielleicht, nur viel
leicht konnte sie die Leute austricksen, die das Ding
bedienten. Ein Schiff war immer nur so gut wie seine
Besatzung …
Die ersten Disruptorstrahlen zuckten Besorgnis er
regend knapp vorbei. Emma riss den Steuerknüppel
heftig zurück, um den Sturzflug abzubrechen, und
das Triebwerk schrie protestierend. Emma scherte
sich nicht darum und toste zum freien Horizont hin
über, wobei sie ein wenig Tempo für Ausweichma
növer opferte, inzwischen kaum noch vier Meter
über dem Erdboden. Passanten auf der Straße unter
ihr blickten erschrocken auf. Emma war danach, ih
nen zuzuwinken, verkniff es sich aber. Sie musste
schließlich an ihre Würde denken. Sie trieb das
Tempo weit über die theoretische Obergrenze hinaus,
und der Schlitten zitterte und bebte unter ihr. Das
Triebwerk erzeugte jetzt wirklich unerfreuliche Ge
räusche und drohte damit, vollends unangenehm zu
werden. Emma redete ihm beruhigend zu. Sie hatte
viel Arbeit in diesen Schlitten gesteckt. Er würde
durchhalten. Er musste. Disruptorstrahlen zuckten
überall ringsherum vom Himmel und pusteten rau
chende Krater in die Erde. Denk nach, verdammt,
denk nach! Es musste einen Weg geben

Weitere Kostenlose Bücher