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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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Hohe
Haus musste bald das Problem der Reinen Mensch
heit und der Militanten Kirche debattieren, aber kei
ner der ehrenwerten Parlamentsmitglieder wollte sich
öffentlich auf die eine oder andere Haltung festlegen,
bis es wirklich unumgänglich wurde. Die öffentliche
Meinung unterlag heftigen Schwankungen, und die
Vertreter der Öffentlichkeit gerieten in Panik.
    Douglas fühlte sich auf seinem Thron sehr expo
niert und sehr allein. Er wünschte sich, Jesamine
stünde an seiner Seite. Er fragte sich kurz, was sie
wohl aufhielt. Es konnte nichts Wichtiges sein, an
dernfalls hätte Anne ihn inzwischen auf dem privaten
Komm-Kanal informiert. Er rutschte unbehaglich hin
und her. Er wäre lieber nicht hier gewesen, hätte lie
ber nicht diese Aufgabe gehabt: eine Sitzung zu lei
ten, um die sich niemand scherte, während so vieles
schief ging – in der Stadt, überall auf Logres, im gan
zen Imperium. Der Einfluss der Militanten Kirche
verbreitete sich wie eine Infektionskrankheit und
steckte einen Planeten nach dem anderen an. Das
Evangelium der Reinen Menschheit fasste Fuß auf
Planeten, von denen Douglas geschworen hätte, sie
verfügten über mehr Verstand oder zumindest mehr
Anstand. Und jetzt gingen auch noch vereinzelte
Meldungen von fanatischen Neumenschen ein, die
auf den Straßen Ekstatiker umbrachten. Die harmlo
sesten Geschöpfe des Imperiums wurden wie Tiere
gejagt. Der Paragon in Douglas schäumte und ver
langte, dass er in die Stadt hinausging und … etwas
unternahm. Dass er dem Wahnsinn Einhalt gebot.
    Oh Vater, du hast versucht, mich zu warnen! Der
Thron wäre eine Falle, hast du gesagt. Eine niemals
endende Verpflichtung, eine Verantwortung ohne
Trost. Eine zermalmende Bürde, nur getragen, weil
es irgendjemand tun muss. Aber Vater … du hast mir
nie gesagt, wie einsam ich mich fühlen würde! Jesa
mine, wo bist du?
    Endlich war der Punkt erreicht, an dem alle Abge
ordneten zugegen waren, die überhaupt kommen
würden, und die Plenarsitzung nahm endlich ihren
Anfang. Niemand erwähnte den abwesenden Cham
pion oder Jesamine, wie auch niemand mehr auf
Douglas’ Drohung zu sprechen kam, die er während
des Aufstands der Neumenschen geäußert hatte: die
Krone aufzugeben. Er saß wieder auf dem Thron, die
Krone auf dem Haupt, also sagte niemand etwas. Al
le taten so, als wäre nichts geschehen. Das Parlament
war sehr gut darin, wenn es sich für diesen Weg ent
schied. Die Tagesordnung wurde recht glatt abgear
beitet, und Douglas fand wenig Anlass, sich einzu
mischen. Bis er schließlich Gelegenheit fand, die ei
ne Frage aufzuwerfen, für die er sich wirklich inte
ressierte – seinen persönlichen Plan, ein wenig ge
sunden Menschenverstand den Klauen des stetig zu
nehmenden Irrsinns zu entreißen.
    »Ich schlage eine große Parade der Paragone
durch die Stadt vor«, sagte er, und alle lauschten höf
lich. »Da sich die meisten Paragone noch in der Stadt
aufhalten und auf die königliche Hochzeit warten,
sollten wir die Gelegenheit nutzen, sie zu ehren, wie
sie es verdient haben, und ihre Leistungen als Helden
des Imperiums zu feiern. Finn Durandal hatte ur
sprünglich diese Idee und hat sie mir vorgelegt, und
ich finde sie gut. Sie gibt uns Gelegenheit, die Popu
larität und Autorität der Paragone aufzufrischen und
der Stadt und Logres und dem Imperium zu zeigen,
dass das Hohe Haus und die Krone immer noch zu
hundert Prozent hinter den Paragonen stehen.
    Die Medien werden begeistert sein. LiveÜbertragungen zur besten Sendezeit sind garantiert.
Mit ein wenig Ermutigung von der richtigen Seite
könnte man, da bin ich überzeugt, die Nachrichten
sender dazu bewegen, dass sie ihre Zuschauer auf das
Ereignis vorbereiten, indem sie die früheren Trium
phe der Paragone herausstreichen. Dass sie die Be
völkerung daran erinnern, wie viel die Paragone frü
her für sie getan haben und wie viel man ihnen dafür
schuldet. Auf diese Weise locken wir die Menschen
auf die Straße, damit sie ihren Helden zujubeln, und
erhalten ein Programm, das man auf allen Planeten
des Imperiums senden kann. Was sagt Ihr dazu, eh
renwerte Abgeordnete?«
    Die ehrenwerten Abgeordneten waren begeistert.
Überwiegend. Einige (recht) offene Anhänger der
Reinen Menschheit verlangten weiterhin Ermittlun
gen gegen einzelne Paragone und gar eine Strafver
folgung für ihre Taten beim Aufstand der Neumen
schen, und sie zählten den Todtsteltzer ganz eindeu
tig zu den Betroffenen, aber sie wurden

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