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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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wie sie es als
Champion und angehende Königin sonst nie waren.
Jesamine blickte sich in dem kahlen, leeren Schlaf
zimmer um.
»Darling, ich muss schon sagen: Das ist schon ein
wenig … minimalistisch, sogar für deine Verhältnis
se. Kein Videoschirm, keine Möbel, kein Teppich …
nicht mal ein Bidet oder ein Stuhl, um die Kleider
darauf zu stapeln. Ich hasse es, mir dich in solchen
Lebensumständen vorzustellen! Das ist nicht okay;
nicht für den Champion des Imperiums.«
»Das ist nur vorübergehend«, entgegnete Lewis.
»Die Dinge werden sich klären; warte es nur ab! Und
dann kaufe ich den besten Stuhl, den man für Geld
bekommt.«
Jesamine seufzte und küsste ihn auf die Wange.
»Ich wünschte, ich hätte dein Zutrauen, Liebster.«
»Fühlst du dich schuldig?«, fragte Lewis.
»Natürlich tue ich das! Ich bin nicht ganz gefühl
los, mein Süßer. Ich mag Douglas gern. Ich möchte
ihn nicht verletzen.«
»Ich auch nicht. Er war schon immer mein bester
Freund. Seit ich auf Logres bin, war er immer bei mir
und hat mich unterstützt. Stets haben wir uns ge
meinsam in den Kampf gestürzt, haben Seite an Seite
oder Rücken an Rücken gekämpft und einander
wortlos vertraut. Ich dachte nie, ich würde mal meine
Pflichten gegenüber ihm, dem König und dem
Freund, verletzen.«
Jesamine umfasste sein Kinn und drehte sein Ge
sicht herum, sodass er sie anblickte. »Tut es dir Leid,
Lewis? Das mit uns?«
»Nein! Nein. Ich weiß, dass es falsch ist, aber ich
schere mich nicht darum. Wie kann etwas falsch
sein, was uns beide so glücklich macht?«
»Das klingt, als stammte es von mir, Darling. Ich
habe schon immer Ausreden für meine kleinen Sün
den gefunden.«
Lewis dachte darüber nach. »Ich frage lieber nicht.«
»Lieber nicht, Schatz. Bei dir ist es anders. Ich
mache mir etwas aus dir.«
Lewis seufzte. »Wie geht es weiter, Jes? Was tun
wir jetzt?«
»Ich will verdammt sein, wenn ich es weiß, Le
wis.«
»Sollen wir es Douglas sagen?«
»Ich kann nicht erkennen, wie das helfen sollte,
Süßer. Er liebt mich, weißt du?«
»Oh Jesus … Liebst du ihn auch?«
»Nein. Ich bewundere ihn, ich habe ihn gern …
aber das ist alles. Oh Lewis … ich warte schon so
lange auf meine erste echte Liebe! Ich hätte wissen
müssen, dass es kompliziert wird. Menschen wie uns
ist ein normales, alltägliches Leben nicht gestattet.«
Und in diesem Augenblick plärrte der Alarm aus
dem Komm-Kanal der Paragone wie der Zorn Gottes
in Lewis’ Ohr. Er setzte sich kerzengerade auf und
schob Jesamine beinahe von sich, damit er sich auf
Douglas’ Stimme konzentrieren konnte, die mit rauer
Autorität in seinem Schädel donnerte:
»Lewis! Wo zum Teufel steckst du?«
»In meiner Wohnung, Douglas. Ich habe mich ein
bisschen hingelegt. Was ist los?«
»Komm rasch ins Parlament. Die Kacke dampft
hier, und wir stecken alle bis zum Hals in Schwierig
keiten. Ich kann es dir jetzt nicht erklären, nicht ein
mal auf einem abhörsicheren Kanal wie diesem. Sieh
nur zu … dass du rasch herkommst.«
»Bin unterwegs, Douglas.«
Der König trennte die Verbindung. Lewis
schwenkte die Beine von der Matratze und stand
schnell auf. Er machte eine ausgesprochen finstere
Miene, und sein hässliches Gesicht wirkte so hart,
dass es Jesamine tatsächlich einen Augenblick lang
Angst einjagte. Lewis packte ihre dahingeworfenen
Sachen und warf sie ihr zu, um dann rasch in die
schwarze Lederrüstung des Champions zu steigen.
Jesamine drückte sich das Kleid an die Brust und be
trachtete Lewis fast schüchtern.
»Was ist, Lewis? Was stimmt denn nicht?«
»Zieh dich an«, sagte er kurz angebunden. »Das
war mein Notrufkanal. Etwas ist passiert. Etwas echt
Schlimmes, wie es sich anhörte. Ich muss ins Parla
ment. Du solltest lieber mitkommen.«
Jesamine reagierte auf seinen eindringlichen Ton
und zog sich an. Lewis war lange vor ihr zum Auf
bruch bereit und marschierte ungeduldig durchs Zim
mer, während er darauf wartete, dass sie fertig wurde.
Ihm kreiste der Kopf von fürchterlichen Spekulatio
nen, die von offener Rebellion der Neumenschen bis
zu einem Ausbruch der Pest reichten. Dann kam ihm
ein weiterer, noch stärker beunruhigender Gedanke.
Er blieb auf einmal stehen und blickte Jesamine an.
»Es geht doch nicht um uns, oder, Jes? Ich meine,
er kann doch unmöglich wissen, was hier passiert ist.
Wir waren so vorsichtig …«
Jesamine zuckte die Achseln, betrachtete kritisch
ihr Abbild im einzigen Spiegel des

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