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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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sinnlosen Tod überließ. Er kippte rück
wärts aus dem Erfassungsbereich der Kamera, und
Finn trennte die Verbindung. Ungefähr das hatte er
von Elfen auch erwartet. Sie fanden von jeher Ge
schmack an der pompösen Geste. Finn verließ das
Videofonhäuschen, stieg in den wartenden Schlitten
und stieg damit rasch zum Himmel empor. Er sah
sich scharf nach Spuren eines Hinterhalts um, aber
alles wirkte ruhig. Finn flog über die Stadt und run
zelte nachdenklich die Stirn.
Der Umgang mit Elfen, selbst auf Armeslänge,
würde stets gefährlich bleiben, aber bislang schien
sein Plan perfekt aufzugehen. Und dank Brett und
Rose wusste er wenigstens, wo er zwei der Elfen
fand. (Obwohl Brett nach dem Treffen mit den Spin
nenharfen immer noch im Schockzustand war.) Finn
lächelte glücklich. Nein, er lag nach wie vor in Füh
rung, und alle anderen glaubten nur, sie täten es. Er
gedachte, sich an seinen Feinden zu rächen und sei
nem schlussendlichen Ziel einen Schritt näher zu
kommen. Und falls sich die Dinge nur langsam ent
wickelten, na ja, welchen Sinn hatte es, sich zu rä
chen Und sich nicht die Zeit zu nehmen und es rich
tig zu genießen?
    Lewis Todtsteltzer und Jesamine Blume trafen, sorg
sam getrennt, im Parlament ein und fanden es in völ
ligem Aufruhr vor. Auf den schmalen Fluren und in
den Büros hinter den Kulissen regierte das Chaos;
Menschen rannten hin und her, stürmten mit bleichen
Gesichtern und panischem Blick in Zimmer hinein
und wieder heraus und schrien einander unzusam
menhängendes Zeug zu. In überfüllten Büros saßen
und standen Leute über Lektronen gebeugt und ver
suchten verzweifelt, ihnen Informationen zu entrin
gen. Und manche standen einfach nur an den Türen
herum oder saßen im Flur auf dem Boden und
schluchzten hilflos, die Gesichter in den Händen ver
borgen.
    Lewis rannte durch die Korridore, und eine
schlimme Vorahnung erfüllte sein Herz zunehmend
mit Kälte, bis er kaum noch Luft bekam. Was war
nur geschehen, während er nicht zugegen gewesen
war, sich der Mühle entzogen und sich amüsiert hat
te? Was konnte solche Panik und Verzweiflung er
zeugt haben? Er packte sich Leute und schrie ihnen
Fragen ins Gesicht, aber sie entrissen sich nur wieder
seinem Griff. Niemand hatte Zeit, mit ihm zu reden,
und nicht einmal die Autorität des Champions oder
das Gesicht des Todtsteltzers reichten, um sie zu
bremsen.
    Er sah, wie Jesamine durch das große Tor in den
Plenarsaal schlüpfte, und entschied, ihr lieber ein
paar Minuten Vorsprung einzuräumen. Sogar inmit
ten all … dessen musste er vorsichtig sein. Er musste
seinen Ruf wahren. Und den von Douglas. Außer
dem wusste er immer noch eine Stelle, wo er sicher
sein konnte, Antworten und Informationen zu erhal
ten. Eine Person wusste hier stets, was ablief. Im
Grunde hätte er sich gleich dorthin wenden sollen. Er
nahm Kurs auf Anne Barclays Büro, und als er dort
eintraf, ging die Tür auf, ehe er überhaupt Gelegen
heit fand anzuklopfen.
    Im Büro fand er Anne zusammengesunken auf ih
rem Stuhl vor. Sie blickte nicht mal auf ihre Monito
re. Sie hatte den Ton abgestellt, und die Bildschirme
waren voller winziger Menschen, die einander stumm
anschrien. Anne wirkte benommen, als hätte jemand
sie geschlagen. Sie versuchte, Kaffee aus ihrer Lieb
lingstasse zu trinken, aber die Hand zitterte zu stark.
Sie probierte es mit beiden Händen, aber das half auch
nicht viel. Dumpf blickte sie Lewis an, als er vor sie
trat, und sie nickte oder lächelte nicht mal.
    »Was ist los?«, erkundigte sich Lewis verzweifelt.
»Anne, was zum Teufel ist passiert? Geht es Douglas
gut? Hat ein weiteres Selbstmordattentat stattgefun
den?«
    Anne blickte ihn mit kalten, bitteren Augen an, die
Lippen zu einer flachen Linie zusammengepresst.
»Du hättest hier sein müssen, Lewis. Du hättest hier
sein müssen.«
    »Sag das Douglas. Er war es, der mich anwies
fernzubleiben. Jetzt rede mit mir, Anne: Was ist pas
siert?«
    »Denkst du, ich wusste nicht, wo du gewesen
bist?«, fragte Anne. »Was du getan hast? Ich weiß es.
Ich nehme ihren Geruch an dir wahr.«
    Lewis stockte, als hätte sie ihn geschlagen. »An
ne …«
»Halt die Klappe. Geh in den Plenarsaal. Stelle
dich an die Seite deines Königs. Er braucht dich. Jes
… spielt keine Rolle mehr. Nichts anderes spielt
mehr eine Rolle.«
»Anne, was …«
»Der Schrecken, Lewis. Der Schrecken ist schließ
lich eingetroffen.«
Lewis starrte sie mit offenem Mund an,

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