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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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und weinte über das, was er
gesehen hatte. Ein Blick auf den Schrecken war ge
nug gewesen, um Corcorans Verstand aus den An
geln zu heben. Tragischerweise hatte er gerade noch
genug seiner Sinne beisammen, um zu wissen, wie
viel er verloren hatte. Man konnte nicht dem Teufel
in die Augen blicken und hoffen, ungeschoren zu
bleiben. Der nächste Sternenkreuzer der Raumflotte
war angewiesen worden, die Jeremias abzufangen
und Corcoran aufzusammeln, aber der Rand war nun
mal weit entfernt, selbst für die neuen Sternentrieb
werke der H-Klasse. Niemand fuhr dort draußen
mehr Patrouille. Es war nicht nötig. Nichts passierte
dort jemals, so weit entfernt vom Herzen der Zivili
sation. Und seit den Tagen des gesegneten Owen war
auch keine Gefahr mehr von außerhalb des Randes
aufgetreten.
Niemand hatte je wirklich daran geglaubt, dass der
Schrecken zu seinen Lebzeiten erschien …
Eine nach der anderen schalteten sich die Sensor
drohnen ab, überwältigt von den entsetzlichen Ener
gien, wie die sieben brennenden Planeten dort drau
ßen am Rand sie abstrahlten. Aber das war egal. Es
hatte eh keinen Sinn mehr, dorthin zu fahren, denn es
war niemand mehr zu retten. Und auch der Schre
cken befand sich nicht mehr dort. Er war weitergezo
gen und folgte bedächtig einem schnurgeraden Kurs
zu den dicht bevölkerten Planeten im Herzen des Im
periums.
Lewis rief die Aufzeichnungen der Ereignisse ab,
die dem Erscheinen des Schreckens vorangegangen
waren. Die Bilder füllten sein Blickfeld aus, wurden
direkt durch die Sehnerven geleitet – eine Kombina
tion von Bildern der Nachrichtensender, der Sicher
heitsanlagen und privater Kameras. Eine kurze Ge
schichte des Anfangs vom Ende. Lewis empfand
Wut und Übelkeit und Hilflosigkeit, und er presste
die Lippen so fest zusammen, dass sie weiß wurden.
Es begann recht simpel. Etwas kam aus der Dun
kelheit außerhalb des Randes, aus den leeren Räu
men, zum Vorschein und bewegte sich mit etwas
weniger als Lichtgeschwindigkeit. Es erwischte alle
auf dem falschen Fuß, denn niemand hatte danach
Ausschau gehalten. Warum hätte auch jemand sol
len? Die Erscheinung brauste ungebremst an den sie
ben bevölkerten Planeten vorbei, bevor man dort
richtig bemerkte, was geschah, und pflügte sich in
deren Sonne. Und das hätte sein Ende sein müssen.
Es hätte innerhalb eines Augenblicks in diesem hei
ßesten feiler Feuer vergehen müssen. Stattdessen be
reitete es sich jedoch im Herzen der Sonne ein Heim,
sonnte sich in der unvorstellbaren Hitze und reifte.
Wuchs heran und brütete etwas aus. Es saugte die
Energie des Sterns auf, gewann Treibstoff für seine
Mission, und als es bereit war, schlüpfte es, und ein
Schwarm abscheulicher schwarzer Kreaturen – viel
leicht Lebewesen, vielleicht Maschinen, womöglich
auch etwas ganz anderes – flog aus den Flammen der
Sonne hervor und stürzte sich wie eine Horde grausi
ger Engel oder Teufel auf die sieben bevölkerten
Planeten.
Es waren Millionen dieser Kreaturen, alle auf un
terschwellige Weise voneinander verschieden, kom
plexe bösartige Gestalten wie Schneeflocken der
Hölle, mit Hunderten von Augen und noch mehr
scharfen Kanten. Sie bildeten dichte, lebendige Rin
ge um die Zielplaneten und rangelten untereinander
in fast lichtschnellem Tempo um Positionen. Auf den
Planeten unter ihnen gerieten Maschinen ins Stottern,
schalteten sich Lektronen ab und sprachen KIs nur
noch Unsinn. Planetare Verteidigungsanlagen fielen
aus. Der Schwarm stürzte sich, kreischend vor freu
diger Erwartung, in die Atmosphäre des jeweiligen
Planeten, und jeder, der die Kreaturen schreien hörte,
wurde wahnsinnig. Aufnahmen dieses Lauts lagen
nicht vor; er war zu laut, zu fremd, zu grauenhaft, als
dass irgendeine technische Anlage ihn hätte auf
zeichnen können. Aber Menschen vernahmen ihn,
und der endlose, nie abbrechende Schrei trieb alle
sofort in wildesten Irrsinn …
Männer und Frauen und Kinder heulten in uner
träglichem gedanklichem Schmerz auf und zerstörten
alles in ihrer Umgebung. Sie rissen ihre Häuser nie
der und zündeten ihre Städte an. Und dann stürzten
sie sich aufeinander, brachten Freunde und Fremde
und Familienangehörige mit gleichem Ingrimm um –
nicht weil sie es gewollt hätten, sondern weil sie da
zu getrieben wurden. Getrieben durch den niemals
endenden Schrei des Schwarms, der über sie hinweg
flog und sie und den Planeten umkreiste wie eine
Schar Geier, die darauf warteten, dass etwas

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