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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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mit solchem
Selbstvertrauen und solcher Befehlsgewalt, dass An
gelo gar nicht erst auf die Idee kam, Einspruch zu
erheben. Er machte Finn widerstrebend den Platz frei
und gab sich größte Mühe, nicht zu offenkundig fins
tere Miene zu machen, während es sich der Durandal
ostentativ bequem machte. Finn gab Angelo mit ei
ner Handbewegung zu verstehen, er solle auf dem
Besucherstuhl Platz nehmen, und als Angelo zögerte,
bedachte er ihn mit einem so strengen Blick, dass
sich Angelo eilig setzte. Es bereitete ihm eine Gän
sehaut, auf dem ungepolsterten Möbelstück zu sitzen.
Er hatte es natürlich gründlich reinigen lassen, aber
trotzdem …
»Der arme alte Roland Gangwerth«, sagte Finn.
»Aber andererseits: Wer braucht schon einen Patriar
chen, wenn ich meinen ganz persönlichen Engel ha
be? Trotzdem – eine Materiewandlungsbombe, An
gelo? Ziemlich großes Kaliber, sogar für Eure Ver
hältnisse. Vielleicht sollte ich einen Vorkoster ein
stellen …« Er lächelte, als er Angelos Schockierten
Ausdruck sah. »Oh, ich weiß alles, Angelo. Glaubt ja
nie, Ihr könntet vor mir ein Geheimnis bewahren.«
Angelos Gedanken überstürzten sich panisch. Erst
der Ekstatiker, dann Corcoran und jetzt Finn …
wusste denn einfach jeder von der Materiewand
lungsbombe? Eigentlich hätten nur seine engsten
Vertrauten darüber informiert sein dürfen. Jemand
redete da wohl. Angelo entschied, dass die nächste
Säuberung längst überfällig war.
»Der Patriarch durfte nicht einfach nur sterben«,
gab er schließlich zu bedenken. »Er musste ver
schwinden. Vollständig. Ich habe getan, was ich für
nötig hielt. Wie.?«
Finn lächelte entspannt. »Sie sind zu allererst mei
ne Leute und nur sekundär Eure. Wo bleiben nun
diese Erfrischungen, die Ihr angeboten habt? Ich ge
stehe, dass ich wirklich sehr durstig bin …«
Angelo wies seine Sekretärin an, kalte Getränke
und ein paar passende Kleinigkeiten zu bringen. Er
bewahrte solche Dinge jedoch nie im Büro auf. Er
war ein Kummeresser und bemühte sich trotzdem,
auf sein Gewicht zu achten. In jüngster Zeit, seit er
sich mit Finn zusammengetan hatte, schien der Stress
in seinem Leben kräftig zugelegt zu haben. Die Erfri
schungen trafen rasch ein, und die Sekretärin war
ganz aufgeregt über die Gesellschaft des legendären
Durandal. Finn beschenkte sie mit einem Auto
gramm, und sie wurde fast ohnmächtig, ehe Angelo
sie hinauskommandierte. Ihm selbst war nicht nach
Essen zumute, war doch sein Mund noch wund und
der Eistee schmerzte auf den Lippen; Finn hingegen
aß und trank für zwei, während er sich Angelos Be
richt über Donal Corcorans Verfassung und sein aus
drückliches Desinteresse an der Kirche anhörte. An
gelo übertrieb ein wenig, was Douglas gesagt und
getan hatte, um sich selbst in ein besseres Licht zu
rücken, aber Finn nickte nur und lächelte leise, wäh
rend ihm Angelo wütend schilderte, wie der König
ihn schlug.
»Das geschieht Euch recht«, sagte Finn rundher
aus. »Ihr hättet klüger sein müssen, als einen ehema
ligen Paragon zu reizen. Und er ist schließlich der
König. Derzeit noch.
Ihr könnt Corcoran erneut aufsuchen und mit ihm
reden, wenn der Mann etwas mehr Zeit hatte zu er
kennen, wie hilflos er in diesem Irrenhaus gefangen
sitzt. Ich schicke ihm ein paar hübsche Geschenke,
ein kleines Care-Paket mit heimeligen und netten
Sachen, nur damit er nicht vergisst, wer seine Freun
de sind. Und dann … na ja, Gefangene gehen auf alle
möglichen Abmachungen ein, wenn man ihnen dafür
die Freiheit verspricht. Haben wir ihn allerdings erst
mal sicher in der Hand …«
»Dann ist er mehr ein Gefangener als je zuvor«,
sagte Angelo.
Finn bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln.
»Völlig richtig.«
Eine Zeit lang saßen sie schweigend beisammen.
Finn hatte nichts weiter mit Angelo zu diskutieren,
schien es aber mit seinem Aufbruch nicht eilig zu ha
ben. Er aß und trank zu Ende, genoss die diversen
Massagefunktionen des Sessels und spielte glücklich
mit den Utensilien des Managements auf dem Schreib
tisch. Angelo kochte eine Zeit lang schweigend vor
sich hin und wurde sich auf einmal der Tatsache be
wusst, dass er im Begriff stand, eine Gelegenheit zu
versäumen. Also überwand er sich und bedachte den
Durandal mit der vollen Wucht seines berühmten
Charmes. Falls er seinen Seniorpartner jemals loswer
den wollte, musste er verstehen lernen, was in Finns
Kopf ablief. Wie der Mann tickte. Vielleicht

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