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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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dieser
verdammte Planet von jeher war – ein endloses,
grausames Schlachtfeld.
Wie es heißt, möchte ihn das Komitee für Mate
riewandlung säubern, rein aus Prinzip, aber Robert
und Konstanze persönlich haben den Planeten für
unantastbar erklärt. Er ist Schutzgebiet für alle dort
abgesetzten Kreaturen, und die Quarantäne wird von
einem Sternenkreuzer geschützt. Niemand traut sich,
Roberts und Konstanzes Entscheidung umzustoßen.
Die Öffentlichkeit würde das nicht mitmachen. Ich
kann dir die exakten Koordinaten der Absturzstelle
durchgeben, falls dir das in irgendeiner Form hilft. Ich
muss aber sagen: Es ist eine verdammt kleine Chance
und außerdem ein verdammt gefährlicher Weg!«
»Wie es scheint, bleibt mir keine andere Möglich
keit«, sagte Lewis. »Danke, Vater. Und Vater … es
tut mir Leid, dass ich dich enttäuscht habe. Dass ich
die Familie enttäuscht habe.«
»Das hast du nicht!«, entgegnete Robert scharf.
»Die anderen haben dich enttäuscht. Nach allem, was
du für sie getan hast, nach all der Zeit, in der du dein
Leben eingesetzt hast, um jeden von ihnen angerich
teten Schlamassel aufzuräumen … hatten sie kein
Recht, dich so zu behandeln. Sie sind deiner nicht
würdig, Lewis!«
»Danke, Vater.« Lewis hätte gern mehr gesagt,
traute aber der eigenen Stimme nicht. Tränen brann
ten ihm in den Augen.
»Tue, was du tun musst, mein Junge. Und komm
nach Hause, sobald du kannst.«
»Ich wollte … wollte immer, dass du stolz auf
mich bist, Vater.«
»Das bin ich von jeher, Lewis. Du bist mein Sohn.
Und ein Todtsteltzer.«
    Lewis wartete bis nach Einbruch der Dunkelheit, ehe
er in den Blutturm einbrach. Es hatte ihn sehr über
rascht, als er erfuhr, dass Jesamine in der Halle der
Verräter eingekerkert worden war, die man im Grun
de nicht als Hochsicherheitsgefängnis betrachten
konnte. Früher war das mal so, zu Zeiten Löwen
steins und davor, und damals konnte jeder aus allen
möglichen Gründen dort landen. Man wurde in Ket
ten hineingeschleppt und kam in einem Sarg wieder
zum Vorschein. Ohne Ausnahme. Das vergossene
Blut war an manchen Stellen so tief in die Mauer
steine eingesickert, dass man es nicht mehr heraus
bekam. Angeblich wimmelte es dort von Gespens
tern.
    Jetzt war das Ganze kaum mehr als eine Touristen
falle mit geleiteten Besichtigungstouren und Souve
nirläden; eine der großartigen Sehenswürdigkeiten
von Parade der Endlosen. Trotzdem war der Turm
jetzt bestimmt von ganzen Armeen umstellt, und sei
es auch nur, um die Medien fernzuhalten. Sicherlich
rechnete niemand damit, dass Lewis selbst dort ein
zudringen versuchte, um Jesamine zu befreien; also
hatte er genau das vor.
    Der Blutturm hatte seit Löwensteins Sturz und der
damaligen Befreiung aller politischen Gefangenen
nicht mehr als Gefängnis gedient. Er gehörte zu den
wenigen Relikten dieser schrecklichen Zeit, die man
heute noch antraf, und er wurde bewahrt, weil man
dem Bauwerk große architektonische Bedeutung
beimaß. Die meisten alten Gefängnisse und Internie
rungszentren waren von wütenden Mobs niederge
brannt worden, aber der Blutturm blieb nahezu un
versehrt, weil er zu groß und stark und massiv war,
als dass die Brände ihn wirklich hätten beschädigen
können. Und während viele andere solcher Einrich
tungen offiziell zerstört wurden, um die Trauer und
den Zorn all der Menschen zu besänftigen, die viele
Freunde und Angehörige für immer in Löwensteins
Kerkern hatten verschwinden sehen, entging der
Blutturm der Zerstörung, weil Robert und Konstanze
ihn als Denkmal bewahrt sehen wollten.
    Heute wurde das Bauwerk betrieben und erhalten
von einer kleinen Gruppe geschichtsbegeisterter
Menschen, die hier als Wachleute und Kustos arbei
teten und dabei sogar historisch getreue Uniformen
trugen. Die Touristen waren begeistert! Besonders
im Verräterflügel, wo Personen, die Löwensteins be
sonderes Missfallen erregt hatten, ihre letzten Stun
den zubrachten, ehe sie auf dem Verräterblock hinge
richtet wurden. Dort, so hieß es, war das Vorkom
men an Gespenstern besonders dicht und spazierten
diese herum, die Köpfe fest unter den Arm ge
klemmt, um einsame Wachleute in den frühen Mor
genstunden zu erschrecken.
    Je mehr Lewis darüber nachdachte, desto weniger
Sinn konnte er dem abgewinnen. Hätte man Jesamine
in ein echtes Gefängnis gebracht, wo hinter Fessel
feldern und Kraftfeldern die höchste Sicherheitsstufe
galt, wo es von Überwachungskameras und

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