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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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unvermittelt und wimmerte laut, und
das Herz klopfte ihm schmerzhaft an die Rippen. Die
reglose Luft stank nach Blut und verschütteten Ein
geweiden und Tod. Rose hatte jeden hier umge
bracht. Vierzig, vielleicht fünfzig Männer und Frau
en, Gäste und Personal, alle abgeschlachtet! Und als
sie mit ihnen fertig war, hatte sie sie an die Tische
gesetzt und an die Theke gelehnt und so ein entsetz
liches, blutiges Stillleben geschaffen. Manche hielten
sogar Getränke in den toten Händen. Überall war
Blut; der Boden war rutschig davon, die Wände voll
gespritzt, einige Spritzer waren gar bis an die Decke
gelangt. Rose hatte sogar den Barkeeper umgebracht
und ihn mit dem eigenen langen Korkenzieher hinter
der Theke an die Wand genagelt.
Brett stand mucksmäuschenstill da, denn er fürch
tete sich davor, jemandes Aufmerksamkeit zu we
cken. Wohin er auch sah, erwiderten tote Gesichter
ken. Wohin er auch sah, erwiderten tote Gesichter
seinen Blick mit starren Augen und verzerrten, bluti
gen Mündern. Eine Person bewegte sich plötzlich,
und er schrie beinahe auf. Es war Rose, die auf ei
nem Barhocker am Tresen saß und gelassen eine
Brause aus einem hohen Glas trank. In Gesellschaft
eines toten Mannes und einer toten Frau, die zu bei
den Seiten an die Theke gelehnt saßen. Rose nickte
Brett zu und gab ihm mit lässigem Wink zu verste
hen, er möge herüberkommen und sich zu ihr gesel
len. Brett hätte jedoch keinen Fuß vor den anderen
setzen können, selbst wenn sie ihm eine Pistole an
den Kopf gehalten hätte. Er brauchte mehrere Anläu
fe, um auch nur ein paar Worte zu äußern.
»Rose, was habt Ihr getan?«
»Ich dachte eigentlich, das wäre offenkundig«,
sagte Rose. Sie trug das scharlachrote Leder, und so
vermochte Brett nicht zu erkennen, ob sie blutver
spritzt war. Sie hatte ein langes Bein elegant über das
andere geschlagen und lächelte lässig. »Ich habe alle
hier umgebracht, einfach so. Habe sie einen nach
dem anderen niedergemacht, nachdem ich alle Türen
verschlossen hatte. Viele versuchten zu fliehen, aber
kaum jemand hat sich gewehrt. Das war aber diesmal
auch nicht Sinn der Übung. Ich habe diese Leute ge
tötet, weil ich Lust dazu hatte. Nur so aus Spaß! Ich
wollte die vertraute Freude des Metzelns mit den
neuen Freuden vergleichen, die Ihr mich gelehrt habt.
Lange war das Morden mein einziges Vergnügen.
Töten bedeutete Sex, und der Tod des Opfers brachte
mir den Orgasmus. Ich war glücklich und zufrieden.
Und dann habt Ihr mir gezeigt, dass es mehr gibt.
Etwas Neues, das mich beunruhigte. Es hat mir ge
fallen, Brett. Ich mag Euch. Aber ich musste mir des
sen sicher sein, und so bin ich hergekommen.« Rose
blickte sich liebevoll um. »Und wisst Ihr was, Brett?
Das hier ist mein wahres Selbst! Das ist es, was ich
möchte. Das ist es, wo ich hingehöre.«
Brett schrie. Er wollte es nicht, aber es brach sich
einfach Bahn. Er drehte sich um und rannte aus der
Kneipe und schrie dabei weiter. Er wagte nicht zu
rückzublicken, aus Angst zu sehen, dass Rose ihm
nachsetzte. Um ihn zu küssen oder umzubringen oder
beides. Er stürmte durchs Foyer und hinaus auf die
Straße und biss jetzt die Zähne zusammen, um die
Schreie in sich festzuhalten. Er zwang sich, auf ein
flottes Schritttempo zu verlangsamen. Er wollte nie
manden auf sich aufmerksam machen. Er wollte
nicht, dass man ihn später mit der Gräueltat in Ver
bindung brachte, die im Wilden Wald geschehen war.
Er sprang ins erste öffentliche Verkehrsmittel, das er
fand, setzte sich allein auf die hinterste Bank und
schlang die Arme fest um sich, damit er nicht zitterte
und auseinander fiel.
Und am Schlimmsten war der fürchterliche Ver
dacht, dass er vielleicht die Ursache für all das war,
indem er versucht hatte, Rose Konstantin zu zeigen,
was Menschsein bedeutete.
Er kehrte in Finn Durandals Wohnung zurück,
denn er wusste nicht, wohin sonst er sich wenden
sollte. Finn war nicht da. Brett ging auf und ab und
kaute auf weißen Fingerknöcheln und versuchte dar
aus schlau zu werden, was er jetzt tun sollte. Rose
war außer Kontrolle; Finns Bestrebungen entzogen
sich seinem Verständnis, und er … er hatte einfach
genug. Er blieb stehen. Er hatte genug! Zur Hölle mit
Finn und Rose und all den sonstigen Zwängen, die
Brett bei lebendigem Leib auffraßen und ihn zu einer
Persönlichkeit machten, die er von jeher verachtete.
Einer Persönlichkeit, die einfach vor lauter Angst bei
etwas

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