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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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der Erinnerung sich darboten. Die Türme zerbröckel
ten und stürzten ein und wurden zusammen mit all
den übrigen Formen wieder in das graue Meer auf
genommen, bis vom letzten großen Behältnis, in dem
die Geschichte der Menschheit gespeichert war, nur
eine leise zuckende Fläche blieb, die mit zahlreichen
ineinander greifenden Stimmen nörglerisch vor sich
hinmurmelte.
    Emma Stahl saß allein in der ihr zugeteilten ParagonWohnung und hielt sich einen Eisbeutel an den Kie
fer. Ihr Rang hätte gestattet, selbst bei kleineren Ver
letzungen auf Regenerationstechnik zurückzugreifen,
aber das wäre ihr in diesem Fall peinlich gewesen.
Sie war verlegen und auf sich selbst wütend. Es lag
lange zurück, dass irgend jemand sie hatte überrum
peln können. Aber wer hätte gedacht, dass ein alter,
pensionierter Kaufmann so schnell war? Sie hatte
nicht mal gesehen, wie Sparren zum Angriff ansetz
te! Andererseits war sie nicht gänzlich unglücklich
darüber, dass der Todtsteltzer und Jesamine Blume
entkommen waren. Auch wenn sich das Parlament
derzeit vor Entrüstung überschlug. Was wurde ei
gentlich aus dem Imperium, wenn ein Mann und eine
Frau ohne Prozess zum Tode verurteilt werden konn
ten, nur weil sie sich ineinander verliebt hatten?
Schließlich war die Verbindung von Douglas und
Jesamine arrangiert worden; was konnte es da dem
König schon groß ausmachen, sich eine neue Köni
gin auszusuchen?
    Alles war Finn Durandals Schuld. Er hatte dem
Parlament eingeredet, den Fall als Verrat zu behan
deln, und die Abgeordneten dann noch aufgehetzt,
die Todesstrafe zu fordern. Der König war scheinbar
zu benommen und schockiert gewesen, um irgend
etwas beizutragen. Emma runzelte die Stirn. Sie trau
te Finn Durandal nicht mehr über den Weg, und sie
hatte zunehmend gute Gründe dafür. Über eine ganze
Reihe von vertrauenswürdigen und solide bestoche
nen Zwischenträgern hatte sie sich Aufzeichnungen
der meisten Medien-Übertragungen vom Aufstand
der Neumenschen beschafft. Und Stunde um Stunde
hatte sie die Bilder auf dem Lektronenmonitor stu
diert, sie mal schneller abgespielt, mal langsamer,
mal vergrößert, um wichtige Einzelheiten herauszu
greifen. Und nicht nur das Material, das gesendet
worden war, sondern alle Aufzeichnungen aus allen
Blickwinkeln. Bedächtig, geradezu besessen sichtete
sie auf diese Weise den gesamten Aufstand von An
fang bis Ende, vom Tod des Paragons Veronika Mae
Grausam bis zum befriedenden Eingreifen der Über
seele. Aber vor allem nahm Emma die Bilder von
Finn Durandal in Augenschein, die ihn im Kampf
gegen die Aufrührer zeigten, ehe sie eingetroffen
war, um ihm zu helfen.
    Sie hegte damals schon den Argwohn, dass keine
seiner Aktionen ganz das war, was sie zu sein vor
gab. Jetzt war sie jedoch sicher, dass der Kampf in
szeniert gewesen war, nur eine Aufführung für die
Kameras, damit der Durandal gut aussah. Man hatte
es eindeutig vorher arrangiert. Finn schwebte zu kei
nem Zeitpunkt in echter Gefahr. Und auch keiner der
Leute, gegen die er zu kämpfen vorgab, bis Emma
auftauchte – woraufhin der Durandal kaltblütig seine
Betrugspartner umbrachte, damit Emma keinen Ver
dacht schöpfte. Jetzt blickte sie finster drein. Diese
Erkenntnis, so entsetzlich sie auch war, war noch
nicht das Schlimmste. Falls Finn den Schaukampf
arrangiert hatte, dann musste er auch gewusst haben,
dass es zu dem Aufruhr kommen würde. Vielleicht
hatte er gar geholfen, ihn zu planen und in die Wege
zu leiten, bis hin zu dem Mord an seinen ParagonKollegen. Was für eine Art Mensch brachte so etwas
fertig?
    Sie sah sich auch die Medienberichte vom ElfenAngriff während der Parade der Paragone an. Auch
hier war das Handeln des Durandals hochgradig ver
dächtig. In Ordnung, man erkannte die Kämpfe in
diesem Fall klar als echt; er brachte die Elfen mit
kaltem Elan und einem Enthusiasmus um, dem Em
ma unter anderen Umständen applaudiert hätte, aber
… woher hatte Finn gewusst, wo und wann die Elfen
angreifen würden? Niemand hatte bislang jemals das
Helferumfeld der Elfen zu infiltrieren vermocht. Die
Elfen erkannten verdächtige Gedanken schon auf fast
einem Kilometer Entfernung; und auf gar keinen Fall
hätten sie jemals jemandem Einblick in ihre Pläne
gegeben, der irgendeine Art ESP-Blocker benutzte.
Bislang hatte niemand diese recht offenkundigen
Fragen gestellt, denn … die Leute wollten nicht. Sie
wollten sich an ihrem Sieg über die Elfen erfreuen.
Sie

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