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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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wollten ihnen einfach nicht nahe kom
men und sagten, schon der Gedanke an die Swart Alfair erzeugte bei ihnen kollektive Kopfschmerzen.
Es war eine ungewöhnliche und neu zum Imperi
um gestoßene Zivilisation, und die Swart Alfair wa
ren sehr erpicht darauf, hier mitzumischen. Seltsam
und rätselhaft waren sie, fähig sowohl zu beiläufiger
Grausamkeit wie zu unerwarteter Freundlichkeit. Der
Weihnachtsmann lächelte und nickte und sagte all
die üblichen Dinge und verschwand wie der Teufel
aus der Gesellschaft dieser Kreaturen, sobald es der
Anstand erlaubte.
Er versuchte ihnen nicht mal zu erklären, was es
mit Weihnachten auf sich hatte. Noch immer war
ihm der Zwischenfall mit den N’Jarr vor etwa zwan
zig Jahren gegenwärtig, diesen sich bedächtig fort
bewegenden Pilzleuten mit ihren viel zu vielen Au
gen. Eifrig bedacht, dass sich die Botschafter der
Menschen bei ihnen wie zu Hause fühlten, hatten sie
sich die Vorstellung vom Weihnachtsmann zu Eigen
gemacht. Sie brachten sich über das jahreszeitliche
Fest auf den aktuellen Stand und luden die Botschaf
ter der Menschheit zu einer großen Weihnachtsfeier
ein, die zu ihren Ehren veranstaltet wurde. Die Bot
schafter erschienen in bester Festtagskleidung und
brachten Geschenke mit, und dort auf dem Ver
sammlungsplatz der N’Jarr begrüßte sie das größte
Abbild vom Weihnachtsmann, dass irgendeiner von
ihnen jemals erblickt hatte.
An ein Kreuz genagelt.
    Ebenfalls aus Anlass der großen Zeremonie bei Hofe
zugegen war, ohne dass es jemand wusste, Brett Oh
nesorg. Schwindler, Dieb, Betrüger und kompletter
und absoluter Bastard. Obwohl nicht einfach irgend
ein Bastard, wie er seinen Bekannten gegenüber gern
erklärte, nachdem er einen oder zwei Drinks gehabt
hatte. Brett war schlecht angesehenes Mitglied bei
Ohnesorgs Bastarden und damit einer der vielen
Männer und Frauen, die im Laufe der Zeit von dem
legendären Freiheitskämpfer Jakob Ohnesorg abzu
stammen behauptet hatten. In Anbetracht von Jakobs
acht Ehefrauen und zahllosen Eroberungen erhoben
heutzutage verdammt viele Menschen die Behaup
tung, von dem Berufsrevolutionär abzustammen. So
viele waren es, dass sie eine jährliche Konferenz in
Parade der Endlosen abhielten und Autogramme ga
ben. Sie betrieben auch eine schier endlose Zahl von
Websites, die sich meist damit befassten, die An
sprüche anderer Bastarde Ohnesorgs zu untergraben.
    Brett Ohnesorg nahm sogar in Anspruch, ein ganz
besonderer Fall zu sein und von Jakob Ohnesorg und
Ruby Reise abzustammen. Man sollte darauf hinwei
sen, das nur eine Person daran glaubte: Brett Ohne
sorg.
    Er war groß und sah gut aus, hatte lange hellrote
Haare, warme grüne Augen, ein strahlendes Lächeln
und einen lockeren Charme. Derzeit steckte er in
förmlicher Kellnerkleidung, komplett mit makelloser
weißer Schürze, die er speziell hatte anfertigen las
sen. Alles darauf ausgelegt, den echten Kellner zu
ersetzen, der derzeit den Medikamentenrausch aus
schlief, in den ihn Brett am Abend zuvor per Getränk
versetzt hatte. Brett war mehrere Tage lang auf die
Pirsch nach seiner Beute gegangen, ehe er zuschlug.
Eine gute Vorbereitung ist entscheidender Bestand
teil jedes Schwindels. Er hatte sich einen Rotschopf
ausgesucht, denn Leute erinnerten sich leicht an
Haarfarben, eher zumindest als an die Gesichter dar
unter. Das Gesicht auf der ID-Karte, die er dem
schlafenden Kellner abnahm, kam seinem eigenen
nahe genug und war in dem Untergrund-Bodyshop
leicht zu kopieren, mit dem er früher schon zuzeiten
hatte zusammenarbeiten müssen – aber was Leute
erkennbar machte, das war die Art, wie sie ihr Ge
sicht trugen, und er konnte sich keinen Ausrutscher
erlauben. Also: hellrote Haare, um Blicke anzuziehen
und Aufmerksamkeit abzulenken. Dabei half, dass
ohnehin niemand sonderlich auf Kellner achtete.
    Persönlich war Brett entsetzt, wie leicht es ihm ge
fallen war. Der Sicherheitsdienst hatte weder einen
Gentest noch sonst was verlangt. Alle gingen davon
aus: Falls er eine offizielle ID hatte, musste jemand
anderes die erforderlichen Prüfungen vorgenommen
haben, und man selbst brauchte sich jetzt nicht mehr
die Mühe zu machen. So winkte man ihn einfach
durch. Brett war schon halb entschlossen, später ei
nen sehr strengen Brief an den Direktor der Hofsi
cherheit zu schreiben.
    Und so war er jetzt hier, mitten in der größten ge
sellschaftlichen Zusammenkunft des Jahrhunderts,
und zog in aller Ruhe seine Kreise,

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