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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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sie einst von Klonen,
Espern und anderen unglücklichen Unpersonen aus
geführt worden war, heute den Maschinen, und alle
Welt war umso glücklicher.
Fast alle Welt.
Heutzutage klonte man Gewebe, nicht ganze Men
schen. Im Imperium fand man schon mehr als genug
Menschen – solange man nicht auf die Schnelle einen
Haufen Leute brauchte, um zum Beispiel der Besied
lung eines Planeten einen Schnellstart zu verpassen
oder den Bevölkerungsverlust irgendeines der bösarti
geren Höllenplaneten auszugleichen, jener Orte, wohin
man reale Leute für kein Geld und keine Landschen
kung locken konnte. In diesen Fällen hatten Klone ih
ren Auftritt, und deshalb fand ihr Vertreter nach wie
vor Platz an den Tafeln der Großen und Mächtigen.
Auch wenn derzeit niemand übermäßig daran interes
siert schien, mit ihm zu reden. Der Weihnachtsmann
nahm sich jedoch einen Augenblick Zeit für ein
Schwätzchen mit ihm, denn das war seine Aufgabe.
Aber selbst der Weihnachtsmann musste zugeben,
dass der Vertreter der Klone ein langweiliger kleiner
Sack war.
Als Nächstem wandte er sich dem Vertreter der
Esper zu, einer viel wichtigeren Figur. Der Mann
trug eine schlichte weiße Tunika, an der Taille ge
bunden, und obwohl die ESP-Blocker des Hofes sei
ne Kräfte unterbanden, wirkte seine Präsenz so stark,
dass sie einen förmlich überwältigte. Das schmale
asketische Gesicht erinnerte den Weihnachtsmann an
jemanden, aber er kam nicht auf den Namen. Der
Esper lächelte höflich, als der Weihnachtsmann die
sen Punkt zur Sprache brachte.
»Lasst Euch davon nicht aus der Fassung bringen.
Jedem geht es so, der einem Esper begegnet. Da wir
alle Teil der Überseele sind, seid Ihr uns allen be
gegnet, nachdem Ihr einem von uns gegenüberge
standen habt. Und wir kennen Euch bereits. Das spart
eine Menge Zeit. Obwohl ein Deja-vu immer auch
ein bisschen lästig ist.«
»Ihr habt von den Elfen gehört«, sagte der Weih
nachtsmann. Es hätte keinen Sinn gehabt, dem The
ma auszuweichen; der Esper wusste auf jeden Fall,
dass der Weihnachtsmann daran dachte. Jeder dachte
derzeit daran. An die Elfen und die Ereignisse in der
Arena.
»Das sind keine Esper«, antwortete der Esper in
sehr kaltem Ton. »Es sind Monster. Um zu verhin
dern, dass wir uns einmischen, haben sie einen
schwachen Telepathen entführt und sein Bewusstsein
förmlich aufgerissen, um es mit Grauen zu füllen. Sie
haben ihn nach Neue Hoffnung geschmuggelt, Heim
und Herz des Esper-Commonwealth, und er bewegte
sich dort unter uns und verbreitete KannibalismusMeme. Wir brauchten Stunden, um ihn zu finden und
auszuschalten. Jetzt sind unsere Straßen voller Blut
und Tod und der Trauer der Überlebenden. Was ei
nem von uns widerfährt, das geschieht uns allen. Wir
alle haben Menschenfleisch gegessen. Wir alle haben
einander oder uns selbst verspeist. Dafür werden wir
Rache nehmen. Die Überseele wird nicht ruhen, bis
auch der letzte Elf tot und ihre üble Philosophie mit
ihnen verschwunden ist.«
»Der Paragon Finn Durandal scheint schon ohne
Euch angefangen zu haben«, sagte der Weihnachts
mann.
Der Vertreter der Esper nickte bedächtig. »Ja. Wir
hätten es lieber gehabt, persönlich Vergeltung zu
üben. Und es war … ein beunruhigender Anblick,
wie ein Mensch Esper exekutierte. Aber die Elfen
sind tot und brennen in der Hölle, und wir müssen
uns damit trösten.«
Der Weihnachtsmann nickte nachdenklich und
setzte seine Runde fort, und falls er abweichende
Gedanken zu diesem Thema hegte, behielt er sie für
sich.
Die nächste Gruppe auf seinem Weg waren die
Ekstatiker, aber der Weihnachtsmann entschied, dass
es selbst für ihn Grenzen gab. Die Ekstatiker waren
eine relativ neue Sekte, religiöse Extremisten an der
Peripherie der organisierten Kirche. Sie hatten sich
ihre Hirne chirurgisch verändern lassen, um jetzt in
einem fortwährenden, niemals endenden Orgasmus
zu existieren. Der Himmel auf Erden. Das reine Ver
gnügen in jedem wachen Augenblick, und Gott allein
wusste, wovon sie träumten. Sie zitterten und bebten
in einem fort; ihr Blick schweifte gern ab; ihr Lä
cheln wirkte regelrecht beunruhigend, und sie brann
ten meist schnell aus. Solange sie jedoch durchhiel
ten, hatten sie angeblich Zugang zu allen möglichen
Arten von verändertem Bewusstsein, ohne dabei auf
Drogen oder ESP zurückgreifen zu müssen. Unbe
streitbar erblickten sie die Welt in einem ganz ande
ren Licht als die übrigen Menschen. Zuzeiten hatten

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