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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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Ohnesorg Waffen und
ähnliche Dinge an beide Konfliktparteien verkauft.
Er interessierte sich keinen Deut für Politik, außer
insoweit er die beteiligten Leute am besten ausnutzte.
Fanatiker ergaben stets die besten Simpel, denen man
schier alles andrehen konnte, sofern man sie nur da
von überzeugte, dass jemand anderes sie daran hin
dern wollte, es zu erwerben.
Und dann schaltete der Holoschirm auf ein noch
aktuelleres Abenteuer um, und plötzlich wurde es
still bei Hofe. Alle sahen zu. Vor drei Wochen hatte
der Höllenfeuerclub eine Kirche direkt im Zentrum
von Parade der Endlosen angegriffen. Es war keine
große Kirche. Weder sonderlich alt noch sonderlich
eindrucksvoll. Niemand Wichtiges hielt sich darin
auf. Es war nur eine Kirche, die normale alltägliche
Menschen zum Gottesdienst aufsuchten; und das
reichte dem Höllenfeuerclub schon.
Den Club selbst gab es schon eine ganze Weile;
ein Haufen selbst ernannter Freidenker, die nicht
damit einverstanden waren, dass das Imperium eine
Staatsreligion hatte. Nach diesen radikalen Philoso
phen mit zu viel Freizeit war organisierte Religion
eine ganz üble Sache. Sie hinderte die Menschen
daran, selbst nachzudenken und dadurch ihr Potenzi
al auszuschöpfen. Religion stand der Entwicklung
des Menschen im Weg. Es durfte eigentlich nur die
Wissenschaft geben, die Schöpfung des menschli
chen Verstandes. Alles andere war Zeitverschwen
dung und lenkte die Menschen davon ab, mit ihrem
Leben etwas Produktives anzufangen.
Niemand hörte besonders auf den Club. Er kam
kurz in Mode, aber die Mode zog weiter, wie es nun
mal ihre Art ist, und die meisten der radikalen Philo
sophen fanden etwas anderes, worüber sie dozieren
konnten. Etwas, das ihnen eher wieder eine Einla
dung in den Talkshow-Zirkus verschaffte.
Aber der Höllenfeuerclub starb nicht. Er ging in
den Untergrund, wo seine wenigen verbliebenen
Mitglieder noch radikaler, noch extremistischer wur
den. Sie wurden dekadent, ergötzten sich an Exzes
sen jeder Art, widersetzten sich allen Hemmungen
der menschlichen Natur. Sie machten die Sünde zu
ihrer Religion und die Kirche zu ihrem verhassten
Feind. Nur so zum Spaß. Sie zündeten Kirchen an.
Verübten lästerliche Taten auf Friedhöfen. Ermorde
ten ein paar Priester. Und entschieden schließlich,
dass sie nicht genug Publicity genossen. Sie brauch
ten etwas Neues. Etwas Großes. Etwas Schreckli
ches.
Douglas und Lewis hatten auf einen RoutineNotruf aus einer Kirche in Parade der Endlosen rea
giert. Als eine Nachrichtencrew, die kein besseres
Thema zu bearbeiten hatte, um die Erlaubnis bat, ei
ne Kamera mitzuschicken, zuckte Douglas die Ach
seln und sagte: Klar doch. Warum nicht?
Auf dem Holoschirm zeigte die Aufnahme Doug
las und Lewis, wie sie vor der Haupttür der Kirche
standen. Sie war aufgebrochen und hing nur noch an
einer einzigen Messingangel. Blut war auf dem hel
len Holz verspritzt, zog sich in Rinnsalen und Kleck
sen darüber, und im hellen Rot war ein Handabdruck
zu sehen, klar wie Tageslicht. Douglas und Lewis
blickten einander an und zogen die Waffen. Ihre
Mienen waren ernst, aber ruhig. Sie dachten, sie hät
ten schon alles gesehen. Lewis stieß die Tür weiter
auf, und Douglas rannte hinein, die Pistole schussbe
reit. Lewis folgte ihm, die Kamera auf den Fersen.
Drinnen erwartete sie überall Blut. Leichen lagen
zusammengesunken überall auf den umgestürzten
Kirchenbänken. Männer, Frauen und Kinder im bes
ten Sonntagsstaat, in Stücke gehackt. Arme lagen
ausgestreckt auf den Zwischengängen, als bettelten
sie nach wie vor um Gnade oder um eine Hilfe, die
nie eintraf. Hände lagen aufgestapelt wie Opferga
ben. Köpfe steckten auf Holzgeländern und kreisch
ten lautlos. Douglas und Lewis schritten langsam den
Mittelgang entlang und hielten im Schatten Ausschau
nach Feinden, die dort womöglich im Hinterhalt lau
erten. Jeder bei Hofe verfolgte diese Bilder stumm.
Sie wussten, was gleich kam. Selbst Brett hielt in
zwischen die Luft an.
Douglas’ Gesicht war voll kalter Wut. Er hielt den
Disruptor in einer Hand und das Schwert in der ande
ren und pirschte den Mittelgang entlang wie ein Wolf
auf der Fährte seiner Beute. Die ganze Haltung ver
strömte eine Entrüstung und einen Zorn fast jenseits
jeder Beherrschung. Lewis blieb stehen und kniete
neben einem toten Kind nieder, an der Taille zerteilt.
Langsam streckte er die Hand aus und schloss die
starren Augen der Leiche. Die Kamera wechselte per

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