Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
mein unumschränktes Vertrauen in
ihn. Und nein, ich werde es euch jetzt noch nicht sa
gen. Ihr wisst doch, wie sehr ich meine kleinen Über
raschungen schätze Und falls ihr beide mich jetzt
entschuldigen wollt – wie es scheint, muss ich noch
jemanden hinter der Bühne treffen, ehe die Zeremo
nie beginnt. Mein Vater, der König hat mich kürzlich
darüber informiert, dass ich heiraten werde. Ob ich
nun möchte oder nicht.«
»Können sie das machen?«, fragte Lewis ungläu
big. »Ich meine, arrangierte Ehen sind doch seit dem
Sturz der Adelshäuser aus der Mode!«
»Nicht, soweit es den König angeht«, versetzte
Douglas mit einer Grimasse. »Das ist nicht nur ein
Job, sondern eine Bestimmung.«
»Und wen wirst du heiraten?«, wollte Finn wissen.
»Die Chancen stehen hoch, dass es eine aristokratische
Inzucht mit Warzen und einem Sprechproblem ist.«
»Tatsächlich«, erklärte Douglas mit einem Anflug
von Bescheidenheit, »ist es Jesamine Blume.«
»Hölle und Teufel!«, sagte Lewis so laut, dass sich
alle Umstehenden heftig umdrehten. Lewis senkte
die Stimme und beugte sich näher an Douglas heran. »Die Jesamine Blume? Hölle und Teufel … ich habe
alle ihre Platten …«
Finn musterte Douglas nachdenklich. »Ganz schö
ne Beute, gewiss. Aber … der Vorschlag stammt
wohl eher vom Parlament als von deinem Vater,
nicht wahr? Wirst du wirklich schon so früh in deiner
neuen Laufbahn hinnehmen, dass sie dir sagen, was
du zu tun hast? Du könntest damit einen Präzedenz
fall schaffen, der dir noch Leid tun wird.«
»Ach, komm schon!«, warf Lewis ein. »Wir reden
hier von Jesamine Blume! Ich würde für ein Lächeln
und einen Wink von ihr über Glasscherben krie
chen!«
»Ich bin nicht in einer Position, aus der heraus ich
den Wünschen des Parlaments trotzen könnte«, sagte
Douglas. »Noch nicht jedenfalls. Und die Logik des
Vorschlags ist unanfechtbar. Der König braucht eine
Königin, die ihren Aufgaben gewachsen ist. Jesami
ne Blume wird sich als eine sehr populäre Wahl er
weisen … Es hätte sehr viel schlimmer kommen kön
nen …«
»Du wirst keine Zeit mehr für deine alten Freunde
haben«, behauptete Lewis lächelnd. »Leute wie Finn
und ich werden wahrscheinlich wegen schlechten
Einflusses auf dich vom Hof verbannt werden.«
Douglas streckte die Hand aus und packte Lewis
am Arm. »Nichts wird uns jemals trennen, Lewis!
Weder der Thron noch meine Hochzeit. Nicht nach
all dem, was wir gemeinsam durchgemacht haben.
Du bist der einzige echte Freund, den ich je hatte.
Wir reden nach der Zeremonie weiter darüber. Jetzt
muss ich gehen und mich auf guten Fuß mit meiner
angehenden Braut stellen. Falls ihr beide ganz brav
seid, versuche ich, euch zu Autogrammen zu verhel
fen.«
Damit ließ er sie stehen, schritt rasch durch die
Menge und schaute dabei so finster drein, dass sich
die Menschen beeilten, ihm den Weg freizumachen.
Lewis und Finn blickten ihm nach, blickten einander
an und schüttelten langsam die Köpfe.
»Dies ist ein Tag voller Überraschungen«, fand
Lewis.
»Manche davon bedeutsamer als andere«, ergänzte
Finn. »Er hätte uns sagen können, wer Champion
sein wird. Wer steht ihm näher als wir?«
»Entspanne dich«, sagte Lewis. »Alle Welt weiß,
dass du es sein wirst. Du bist der dienstälteste Para
gon und hast eine beispiellose Erfolgsquote. Er
müsste verrückt sein, das Amt jemand anderem zu
übertragen. Niemand bringt auch nur halb so viel Er
fahrung mit wie du. Du bist der bessere Krieger.«
»Und der bessere Mann«, erklärte Finn ernst.
»Vergiss das nicht. Und natürlich unglaublich be
scheiden.«
»Na ja«, sagte Lewis, »aber du hast andererseits
auch so viel Grund zur Bescheidenheit.«
Sie lachten gemeinsam leise, drehten sich dann um
und blickten über die dicht gedrängte Menge im Saal
hinweg. Beide hatten jetzt nicht mehr viel zu tun, bis
es Zeit für die Zeremonie wurde. Lewis schnappte
sich zwei Champagnergläser vom Tablett eines vor
beigehenden Kellners, und sie tranken schweigend.
Lewis hatte nie den geringsten Zweifel gehegt, wer
Champion werden würde. Finn war der größte Para
gon aller Zeiten. Alle Welt wusste das. Außerdem
war Finn der Paragon von Logres. , Ein Junge von
hier, der es weit gebracht hatte. Seine Abenteuer wa
ren dem ganzen Imperium geläufig. Ein Krieger und
ein Held und bereits ein gutes Stück auf dem Weg
vorangekommen, um noch zu Lebzeiten eine Legen
de zu werden.
Selbst wenn er zuzeiten zu
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