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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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Annes Gesellschaft hatte Jesami
ne nicht das Bedürfnis, den Star zu geben, sondern
interessierte sich viel mehr für ein gutes Schwätz
chen und ordentlich Klatsch und eine Chance, die
Füße hochzulegen.
Anne Barclay war klein und stämmig und trug ein
flott geschnittenes graues Kostüm, das ihr eine Aura
großer Tüchtigkeit verlieh. Das hellrote Haar trug sie
brutal kurz geschnitten über einem Gesicht mit aus
geprägten Wangenknochen, die ihm Charakter, aber
sonst wenig Reiz verliehen. Mit Make-up konnte
man sie nicht belästigen, und sie hatte sich schon in
jungen Jahren damit abgefunden, dass sie einem
Menschenschlag angehörte, der bei jeder Zusam
menkunft mit dem Hintergrund verschmolz. Sie war
es gewöhnt, übersehen zu werden, und mit der Zeit
hatte sie gar eine Vorliebe dafür entwickelt. Die
Aufmerksamkeit anderer kam einem nur in die Que
re, wenn Arbeit zu erledigen war.
Damals, als sie beide noch viel jünger gewesen
waren, hatte Anne Barclay als Managerin Jesamine
Blumes Karriere auf die Sprünge geholfen, und sie
hatte es gut gemacht. In Geschäftsdingen war Anne
schonungslos, sodass sich Jesamine ganz auf die
Kunst konzentrieren konnte. Sie wurden enge Freun
dinnen, die sich näher standen als Schwestern, sodass
es für Jesamine fast ein Schock war, als Anne eines
Tages rundheraus verkündete, sie würde dem Show
geschäft den Rücken kehren und sich in Zukunft
größeren Aufgaben widmen. Und einem sichereren
Geschäft. Jesamine bettelte darum, dass sie blieb,
aber im Privatleben war Anne nicht minder scho
nungslos. Du brauchst mich nicht mehr, sagte sie. Und ich brauche es, dass mich jemand braucht.
Sie ging nach Logres, wo, wie alle Welt wusste,
wirklich was los war, trat König Williams Stab bei
und machte durch eine Verbindung von Tüchtigkeit
und brutaler Einschüchterung rasch Karriere, um
schließlich Protokollchefin zu werden. Das Gehalt
war gut, und sie wusste, wo genug Leichen im Keller
lagen, um sich damit eine unangreifbare Stellung zu
sichern. Und am wichtigsten war: jeder Tag brachte
neue Herausforderungen mit sich. Alle Welt wünsch
te, zum König vorgelassen zu werden, aber dazu
musste man an Anne Barclay vorbei.
Jesamine und Anne blieben über die Jahre hinweg
in Verbindung, verfolgten beide die Karriere der an
deren und besuchten sich häufig. Womöglich, weil in
beider Leben die jeweils andere der einzige Mensch
war, der sich nicht vor ihr fürchtete.
Anne studierte Jesamines Gefolge auf einem ihrer
Überwachungsmonitore; die Leute liefen im Au
dienzsaal durcheinander, löcherten alle Welt und
kamen jedermann in die Quere. »Sie machen doch
keine Schwierigkeiten, oder, Jes?«
»Ach Darling, das würden sie nie wagen! Sie le
ben alle in ständiger Angst, mein Missfallen zu erre
gen, und das absolut mit Recht. Nein; ich habe sie
unters Volk geschickt, um unter den geringeren
Sterblichen zu zirkulieren und Gerüchte von meiner
anstehenden Erhebung zu wahrer Größe zu verbrei
ten. Man muss die Maschine immer unter Strom hal
ten, Darling. Woher soll die Öffentlichkeit wissen,
wie wundervoll ich bin, wenn ich sie nicht immer
wieder daran erinnere?«
Anne musste lachen. »Du hast dich kein bisschen
verändert, Jes.«
»Das hätte mich auch gewundert, Darling. Ich ha
be viel Mühe aufgewandt, um zu werden, wer ich
heute bin. Du bist womöglich die einzige Person, die
noch weiß, wie ich früher war, als ich auch noch
meinen richtigen Namen trug: Elsie Baddiel. Gott sei
Dank hast du mich davon überzeugt, ihn zu ändern.
Ich liebe dieses Büro einfach, Liebes. Es sieht so
nach dir aus!«
Anne blickte sich nicht ohne Stolz um. »Von hier
aus behalte ich jeden im Auge, der sich im Gebäude
aufhält, einschließlich des Königs, und ich stehe in
ständigem Kontakt mit dem Sicherheitsdienst. Hier
kann nicht mal eine Maus in der Speisekammer fur
zen, ohne dass ich davon erfahre. Ich bin die Gebie
terin all dessen, was ich im Auge behalte, und ich
behalte verdammt noch mal alles im Auge!«
»Ich frage mich von jeher, was dich an der Politik
reizt«, sagte Jesamine trocken. »Jetzt weiß ich es, du
kleine Voyeurin, du! Aber … vermisst du das Show
geschäft nie?«
»Aber das hier ist das Showgeschäft!«, wandte
Anne ein. »Die Shows, die ich hier organisieren
kann, stellen alles in den Schatten, worin du je aufge
treten bist, und ich erreiche ein Publikum, von dessen
Ausmaßen du dir nie hättest träumen lassen. Außer
dem erhalte

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