Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
Zoom zu einer Nahaufnahme von Lewis’ allseits be
kanntem, hässlichem Gesicht. Er schien … müde. So
viel Böses, schien seine Miene auszudrücken. Wie
konnten Menschen nur so was tun? Und während die
Menge bei Hof zusah, schwand diese Müdigkeit aus
seinen Zügen und wich strenger, unnachgiebiger
Entschlossenheit. Lewis wollte jemanden töten, und
alle wussten es.
Am hinteren Ende der Kirche erreichten sie einen
schweren Vorhang. Mit einer einzigen heftigen Be
wegung riss Douglas ihn herunter und warf ihn zur
Seite, und er erhielt einen Blick in die Hölle selbst.
Auf dem Altar hatte man geopfert. Reichlich. Überall
strömte frisches Blut über den Marmor. Hinter dem
Altar war der Priester mit dem Kopf nach unten an
der Wand gekreuzigt worden. Anschließend hatte
man ihm die Kehle durchgeschnitten. Und ein halbes
Dutzend Mitglieder des Höllenfeuerclubs – in illega
len Bodyshops so gut in Teufel verwandelt, wie es
nur möglich gewesen war, mit roter Haut, gekrümm
ten Hörnern und Hufen anstelle von Füßen – tranken
nacheinander von dem Blut aus der Halswunde des
Priesters, das sie dort mit seinem eigenen silbernen
Kelch auffingen.
Sie lachten gerade, als der schwere Vorhang plötz
lich verschwand und sie enttarnte. Sie wirbelten her
um, und ihre dunkelroten Gesichter wurden lang, als
sie Douglas und Lewis erblickten. Arroganz und teu
flische Schadenfreude verschwanden unvermittelt,
und nur Angst blieb zurück. Sie griffen nach ihren
Waffen. Douglas und Lewis erschossen die beiden,
die dabei am schnellsten waren, töteten sie augen
blicklich, und stürmten vor, die Schwerter in den
Händen. Douglas schrie etwas, aber vor schierer Wut
klang die Stimme belegt und die Worte blieben un
verständlich. Lewis schwieg. Sie stürzten sich auf die
übrig gebliebenen Teufel. Einer von ihnen versuchte
sich zum Kampf zu stellen, und Douglas öffnete ihm
die Eingeweide mit einem raschen seitlichen
Schwerthieb. Der Teufel fiel brüllend auf den blut
nassen Boden und ließ das eigene Schwert fallen, um
die Innereien wieder durch das Loch im Bauch zu
schieben, aus dem sie hervorquollen. Douglas
stampfte auf seinen Kopf ein, um ihn zum Schwei
gen zu bringen. Die restlichen Teufel blickten Lewis
und Douglas an, ließen die Schwerter fallen und er
gaben sich.
Douglas funkelte sie an, atmete schwer und hielt
das Schwert so fest gepackt, dass die Knöchel weiß
wurden. Er war bereit, sie zu töten. Jeder konnte es
seiner Miene entnehmen. Er trat einen Schritt vor,
und die Teufel zuckten zurück. Lewis musterte Dou
glas sorgfältig, unternahm aber nichts und sagte
nichts. Und am Ende senkte Douglas das Schwert.
Die beiden Paragone legten den Teufeln Fesseln an,
und die drei Gefangenen waren sehr darauf bedacht,
nichts zu tun, was sie erzürnte. Lewis rief einen Arzt
für den Teufel, der bewusstlos am Boden lag und
blutete, und dann führten er und Douglas die anderen
durch den Mittelgang zur Tür. Und dann erblickte
einer der Teufel die Nachrichtenkamera, die vor ih
nen schwebte, und lachte.
»Seid gegrüßt, ihr Millionen da draußen! Hattet ihr
Spaß an der Show? Wir haben das alles für euch ge
tan!«
»Halt verdammt noch mal die Klappe«, sagte
Douglas und schubste den Teufel so heftig, dass er
stolperte und beinahe hinfiel.
»Ihr braucht nicht zu denken, dass dies irgendeine
Bedeutung hat«, knurrte der Teufel Douglas an, so
bald er das Gleichgewicht zurückgewonnen hatte.
»Nichts, was jetzt geschieht, bedeutet noch einen
Dreck! Ihr könnt nicht rückgängig machen, was wir
hier getan haben! Ihr könnt uns den Prozess machen
und einsperren und hassen, aber alle hier bleiben tot,
und wir sind weiter im Recht, und Ihr könnt nichts
dagegen unternehmen!«
»Falsch«, entgegnete Lewis Todtsteltzer. »Wir
können an Euch ein Exempel statuieren.«
Etwas an seinem Ton erschütterte die Fassung des
Teufels, aber nur einen Augenblick lang. Der Teufel
blieb abrupt stehen, funkelte Lewis an und weigerte
sich weiterzugehen.
»Warum bringt Ihr uns nicht gleich um, Para
gon?«, fragte er breit grinsend. »Warum auf das Ur
teil des Gerichts warten? Warum es nicht selbst tun?
Ihr wisst doch, dass Ihr es wünscht!«
»Weil wir besser sind als Ihr«, antwortete der
Todtsteltzer. »Weil wir besser sein müssen.«
Die Aufnahme stoppte mit dem strengen und ent
schlossenen Ausdruck in Lewis’ Gesicht, und dann
schaltete sich der Holoschirm aus. Bei Hofe setzten
die Gespräche
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