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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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behalten?«
»Weil du kein Paragon mehr bist«, erklärte Anne
geduldig und drehte sich schließlich doch um, damit
sie Lewis mit ihrem einschüchterndsten Blick bannen
konnte. »Du bist der erste Champion des Königs seit
zweihundert Jahren, und es ist wichtig, dass du auch
danach Aussiehst.«
»Mir gefällt es«, stellte Jesamine fest. »Es sieht so
nach Theater aus! Erinnert mich an diese alten S/MSuperschurken in den Julian-Skye-Shows von frü
her.«
»Seht ihr!«, beklagte sich Lewis. »Ich werde eine
Lachnummer abgeben. Ich wusste es!«
»Seid ruhig, ihr alle«, verlangte Douglas. »Ich
muss noch Verdammt viele Papiere durcharbeiten,
ehe ich fit bin.« Er sah die Papiere auf seinem Schoß
an und anschließend Anne. »Warum wate ich durch
diesen ganzen Mist, Anne? Könnt Ihr mir nicht ein
fach auf meinem privaten Komm-Kanal die richtigen
Stichworte geben?«
»Ja, falls es Euch nichts ausmacht, zu stocken und
unsicher zu wirken. Und falls Ihr riskieren möchtet,
dass der Komm-Kanal im unpassendsten Augenblick
ausfällt. So würde ich es arrangieren, falls ich wollte,
dass Ihr schlecht abschneidet. Ihr müsst auf alles ge
fasst sein, was Euch die ehrenwerten Abgeordneten
und ihre Mitarbeiter an den Kopf werfen. Die letzten
paar Papiere sind besonders wichtig; es sind meine
aktuellsten Geheimdienstmeldungen darüber, welche
Abgeordneten auf Eurer Seite stehen, welche nicht,
welche nicht mal dann, wenn man sie dafür bezahlte,
und wer durch einen richtig guten Auftritt heute ge
wonnen werden könnte. Im Parlament dreht sich al
les um Bundesgenossen und Widersacher und darum,
wie Leute von einem Lager ins andere wechselnde
nach dem Thema, das zur Diskussion steht.«
»Ich dachte, es ginge um die Verabschiedung von
Gesetzen, die Begründung ethischer Strukturen und
um prinzipielle Entscheidungen«, sagte Lewis.
Douglas und Anne und Jesamine sahen ihn alle an.
»Seid nicht albern, Lewis«, sagte Jesamine und kam
damit den Übrigen zuvor. »Entscheidungen fallen
durch Abstimmung im Plenarsaal. Was bedeutet:
Falls man etwas bewegen möchte, muss man andere
Leute dafür gewinnen. Und das wiederum bedeutet,
Absprachen zu treffen: Ich unterstütze Euch in dieser
Frage, und dafür steht Ihr mir in jener Frage zur Sei
te. So läuft Politik. Falls Ihr auf Moralität erpicht
seid, geht in die Kirche.«
»Kurz und bündig, Jes«, lobte sie Anne. »Ich bin
überrascht. Du hast dich eingelesen, nicht wahr?«
»Darling, ich habe schon immer viel davon gehal
ten, meine Rollen gründlich einzustudieren«, erklärte
Jesamine. »Und Politik und Showgeschäft ähneln
sich tatsächlich sehr. Letztlich läuft alles auf Egos
hinaus.«
»Ihr müsst es ja wissen«, sagte Lewis großmütig.
Jesamine lächelte ihn an. »Dafür werdet Ihr fürch
terlich leiden müssen, mein Süßer!«
»Ruhig, Kinder!«, verlangte Anne. »Oder Mama
legt euch übers Knie. Douglas, es ist wirklich sehr
wichtig, dass Ihr am ersten Tag als Parlamentspräsi
dent einen guten Eindruck macht. Ihr müsst Euch als
nützliche Größe etablieren, als starker Charakter,
aber frei von persönlichem Ehrgeiz. Es kommt dar
auf an, dass Ihr heute Abend geliebt, bewundert, res
pektiert und sogar ein wenig gefürchtet werdet.«
»Alles am ersten Tag?«, fragte Douglas ein klein
wenig wehleidig. »Könnte ich nicht mit etwas Einfa
cherem anfangen, zum Beispiel auf Wasser zu wan
deln?«
»Alles läuft darauf hinaus, welche Erscheinung
man abgibt«, fand Jesamine. »Man muss seine Rolle
überzeugend genug spielen, und alle Welt nimmt sie
einem ab. Das gilt in der Politik wie im Showge
schäft.«
»Ich werde nicht schauspielern!«, entgegnete
Douglas streng. »Ich werde das Parlament weder an
lügen noch etwas vorgeben, was nicht aufrichtig wä
re. Ich bin König geworden, um durch mein Beispiel
zu führen, und genau das gedenke ich auch zu tun.«
»Dann werdet Ihr in der Politik nicht weit kom
men«, erklärte Anne verärgert. »Niemand fordert
Euch auf zu lügen, Douglas! Achtet einfach auf Eure
Worte und darauf, wie Ihr sie vortragt. Ihr könnt
nicht durch Euer Beispiel führen, falls niemand ge
nau weiß, welches Beispiel Ihr zu etablieren ver
sucht. Was habe ich Euch gestern Abend erklärt?
Präsentation, Präsentation, Präsentation!«
Douglas seufzte, sank auf seinem Stuhl zusammen
und spitzte eingeschnappt die Lippen. »Ich fühle
mich wie am ersten Schultag. Weiß von nichts und
kenne niemanden. Frage mich, wo ich die

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