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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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scharfen Zähne zu zeigen, weil
er wusste, wie nervös das alle anderen machte. Blau
es Ektoplasma brodelte fortwährend aus ihm hervor,
und die Ventilation des Parlamentsgebäudes war mit
der Aufgabe überfordert, es zu zerstreuen.
Der N’Jarr war zugegen, das Graue Gesicht so un
deutbar wie stets; er lehnte es ab, auf Übersetzungs
technik zurückzugreifen, um lange Sätze zu spre
chen, die zuzeiten Sinn ergaben und zuzeiten nur den
Anschein erweckten. Die Hell Leuchtenden hatten
sich wie immer als schwebende, abstrakte Bilder mit
messerscharfen Kanten manifestiert. Und auch Sams
tag, das Echsenwesen vom Planeten Scherbe, war
heute zum ersten Mal im Plenum, sah sich interes
siert um und gab sich Mühe, nicht die kleineren De
legierten niederzutrampeln.
Meerah Puri, die Abgeordnete vom Planeten Ver
wünschung, war als Erste auf den Beinen. Ihr in
leuchtenden Farben gehaltener Sari zeichnete sich als
echter Farbtupfer im Plenarsaal ab, und die Medien
kameras schalteten sofort auf Großaufnahme. Mee
rah bedachte ihre Umwelt mit äußerst finsterer Mie
ne, um zu unterstreichen, wie ernst das Thema war.
»Unsere fremden Partner haben eine lange Lehrzeit
hinter sich«, sagte sie streng. »Seit sie als vorgeblich
gleichberechtigte Partner ins Imperium aufgenom
men wurden, manche schon in der Frühzeit von Kö
nig Robert seligen Angedenkens, haben sie lange und
hart gerungen, um ihren Wert und ihren Nutzen unter
Beweis zu stellen. Durch Handel und den Austausch
technischen Fortschritts haben sie über alle Maßen
zu Wissen und Wohlstand der Menschheit beigetra
gen. Wie könnten wir ihnen ehrenvoll die Stellung
verweigern, die sie sich verdient haben?«
Abgeordnete von überall im Plenarsaal murmelten
vernehmbar ihre Zustimmung und applaudierten ver
einzelt. Die Kameras schossen kreuz und quer durch
die Luft, um die Reaktion in den berühmteren Ge
sichtern aufzunehmen. Douglas verfolgte das Ge
schehen nachdenklich und mit gelassener Miene von
seinem Thron aus, und Anne gab über den Kopfhörer
leise ihre Kalkulation durch, welches Ergebnis wohl
erzielt würde, falls es heute zur Abstimmung kam.
»Rührseligkeit mag ja ganz nett sein, hat aber kei
nen Platz in der Politik«, warf Tel Markham ein, Ab
geordneter von Madraguda, der sich als Nächster zu
Wort meldete. (Die Reihenfolge der Wortmeldungen
war durch den üblichen Austausch von Gunstbewei
sen und Versprechungen vorab hinter den Kulissen
vereinbart worden.) Douglas konnte nicht umhin zu
bemerken, dass der Abgeordnete sich mehr an die
Medienkameras wandte als an die übrigen Abgeord
neten oder gar den Parlamentspräsidenten. Markham
zeichnete sich durch eine volle, befehlsgewohnte
Stimme aus, die beste, die er für Geld bekommen
hatte; er untergrub ihre Wirkung jedoch gern durch
übertrieben dramatische Gesten und Körpersprache.
»Die Angelegenheiten des Imperiums sind nach
wie vor meist solche der Menschen. Es besteht aus
den Planeten der Menschen, wo diese ihren eigenen
Belangen nachgehen. Ich muss doch fragen: Können
wir je wirklich wissen, ob ein nichtmenschlicher
Verstand genug mit uns gemeinsam hat, um die Na
tur menschlichen Strebens angemessen zu verstehen,
geschweige denn, selbst etwas Nützliches beizutra
gen? Handel und Wissenschaft sind eine Sache, Fra
gen der Philosophie schon eine ganz andere. Die
fremden Völker haben ein Recht darauf, gehört zu
werden; dazu wurden ihnen ja Sitz und Stimme im
Hohen Haus eingeräumt. Durch ihre fremdartige Na
tur werden jedoch ihre Beweggründe, Bedürfnisse
und Wünsche immer ausreichend stark von den unse
ren abweichen, um jeden Zweifel an der Möglichkeit
gemeinsamer Grundlagen zu rechtfertigen. Wir mi
schen uns ja auch nicht in die inneren Angelegenhei
ten der Fremdwesen ein; sie sollten uns die gleiche
Geste der Höflichkeit schenken. Menschliche Belan
ge sind Menschensache. Das goldene Zeitalter, das
wir uns so mühsam aufgebaut haben, sollte nicht aus
rührseligen Prinzipien dem Chaos ausgeliefert wer
den.«
Aufs Neue wurde viel Zustimmung gebrummt und
vereinzelt applaudiert, als Markham mit gebieteri
schem Gehabe wieder Platz nahm. Augenblicklich
war Michel du Bois von Virimonde auf den Beinen
und sprach Markham unverblümt an. »Das klingt
ganz schön nach Neumenschen-Philosophie, Mark
ham. Erhebt Ihr in diesem Haus die Stimme für die
Reine Menschheit? Falls unsere Partner aus den Rei
hen fremder Lebensformen von unseren Entschei
dungen ausgeschlossen bleiben

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