Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
Krieger, und im nächsten
Augenblick komme ich wieder zu Sinnen und renne
davon wie ein Kaninchen. Was hatte ich mir nur gedacht? Ich bin kein Kämpfer, war nie einer. Vielleicht erlebe ich so etwas wie einen Zusammenbruch …«
»Nein, tust du nicht«, entgegen Rose gelassen. »Es
liegt nicht an dir, Brett, sondern an mir. Unsere Gedankenverbindung funktioniert in beiden Richtungen. Und wie du mir was über Gefühle gezeigt hast
und Humor und über Sex ohne Töten, so habe ich dir
die Schwertkunst gezeigt und Taktik und die Freude
am Gemetzel. Unsere Seelen sind auf jeder Ebene
verbunden; wir können gar nicht anders, als voneinander zu lernen. Ständig wachsen wir enger zusammen und werden einander ähnlicher. Also braucht
keiner von uns mehr allein zu sein.«
Brett starrte sie entsetzt an; seine Augen waren
weit aufgerissen, und die Lippen bewegten sich lautlos. Er wollte sich schon aufrappeln und davonrennen, wie er es stets tat, aber Rose packte ihn mit fester, unerbittlicher Hand am Arm und hielt ihn fest. Er
war zu entsetzt, um auch nur an Widerstand zu denken, obwohl sich ihm alle Haare sträubten unter ihrem Griff. Sie lächelte ihn wieder an, und er schrie
beinahe auf.
»Hör auf damit, Brett! Nicht nötig, Angst zu haben. Ich lasse nicht zu, dass dich jemand verletzt –
was auch für mich gilt. Ich bringe jeden oder alles
um, das dich zu verletzen versucht. Ich stehe zwischen dir und jeder Gefahr. Und ich zwinge dich
auch nicht, zu jemandem zu werden, der du nicht
sein möchtest. Ich versuche nur … dir zu helfen. Du
bist der erste Mensch, der mir etwas bedeutet, von
mir selbst mal abgesehen. Ich fühle … etwas für
dich. Ich weiß noch nicht so ganz, was eigentlich.
Aber ich verspreche dir, dass ich dich am Leben halte, bis ich mir darüber schlüssig geworden bin. Das
war ein Scherz, Brett!«
»Na ja«, sagte Brett. »Beinahe erkennbar.«
Er beruhigte sich tatsächlich ein bisschen, als ihm
klar wurde, dass Rose auf ihre ganz eigene, sehr beunruhigende Art versuchte, auf ihn einzugehen. Sie
spürte, dass er nicht mehr an Flucht dachte, und
nahm die Hand von seinem Arm. Sie widmete sich
wieder ganz der Schwertklinge, so ruhig, als wäre
nicht gerade etwas Bedeutsames geschehen, und
vielleicht war das ja auch nicht der Fall, soweit es sie
anbetraf.
Brett versuchte immer noch, mit der Vorstellung
klarzukommen, dass er nicht mal im eigenen Kopf
mehr sicher war. Ihre Gedanken beeinflussten ihn
ständig, ob bewusst oder unbewusst, und waren bestrebt, ihn ihr ähnlicher zu machen. Als wäre eine
Wilde Rose nicht schon mehr als genug gewesen!
Wenigstens begriff er jetzt, woher seine ganze alberne Tapferkeit und das Draufgängertum, das er
eben im Dschungel gezeigt hatte, herrührten. Er hatte ja gewusst, dass ihm dergleichen gar nicht ähnlich
sah. Er hätte wissen müssen, dass es zu gut war, um
wahr zu sein. Er blickte sich finster um und schniefte laut.
»Sieh dir nur mal an, wie riesig dieser Saal ist und
wie klein man sich im Vergleich dazu fühlt. Alles,
was wir seit dem Aufbruch von Logres erlebt haben,
war eine Reise durch die Ruinen eines Zeitalters der
Helden. Eines größeren Zeitalters, als wir es heute
haben. Dazu braucht man sich nur anzusehen, worin
die Leute damals gewohnt haben. Menschen wie wir
gehören nicht in eine solche Behausung. Wie können
wir nur hoffen, jemals das zu vollbringen, was Owen
und seine Leute geleistet haben? Sie waren größer als
wir, schon bevor sie das Labyrinth des Wahnsinns
durchschritten. Sie waren Helden.«
»Sie waren Menschen wie wir«, hielt ihm Lewis
entgegen. Er stand auf und half Jesamine auf die
Beine, und beide gingen zu Brett und Rose hinüber.
Obwohl er es nie eingestanden hätte, machte die Riesenhaftigkeit dieser Halle seiner Ahnen auch Lewis
nervös, und er war froh über eine Ausrede, um sich
zu den anderen zu gesellen. Er setzte sich und lehnte
sich neben Brett an die Wand. »Ich habe Owen und
Hazel D’Ark gesehen, die richtigen Menschen dieses
Namens. Shub hatte Aufnahmen, die sie in Aktion
zeigten. Und die Staubigen Ebenen der Erinnerung,
einst die imperiale Matrix, hatten ebenfalls welche.
Owen und Hazel sind heute Legendengestalten, aber
damals waren sie einfach nur Menschen. Ein Mann
und eine Frau, die sich bemühten, das Richtige zu
tun. Ich bin überzeugt, dass sie auch Zweifel hegten
und Unentschlossenheit erlebten, genau wie wir. Sie
waren normale Menschen, die Außergewöhnliches
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