Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
doch genügend Zeit gehabt,
sich darüber Gedanken zu machen, und James’ Drohungen bestärkten ihn nur in diesem Entschluss. Er
nahm Kurs auf sein Zuhause auf Haus Feldglöck, um
seinen Vater zu befreien. Das war als Plan relativ
leicht vorherzusehen, aber Douglas scherte sich einen
Dreck darum. Er hatte die Nase voll davon, den gebrochenen Mann zu spielen und Zeit zu schinden;
jetzt war die Stunde gekommen, um aktiv zu werden!
Seine Hoffnung, Bundesgenossen zu gewinnen, hatte
sich als vergeblich erwiesen. Er stand allein. Also
gedachte er, seinen Vater zu retten und sich den Teufel um die Folgen zu scheren. Sollten Finn und alle
seine Leute ruhig versuchen, ihn aufzuhalten; Douglas war in der Stimmung, eine Menge Leute umzubringen. Es war ja nicht so, dass er noch furchtbar
viel zu verlieren gehabt hätte. Er konnte weder das
Imperium retten noch die Menschheit vor ihrer eigenen Torheit, aber er konnte immer noch seinen Vater
retten.
Er brauste über Parade der Endlosen dahin, und
die Stadt leuchtete hell und fröhlich unter ihm in der
zunehmenden Abenddunkelheit. Douglas achtete
sorgfältig darauf, die Verkehrsordnung einzuhalten.
Er konnte sich nicht erlauben, aufzufallen und angehalten zu werden. Zu dieser Tageszeit herrschte
auf den oberen Flugschneisen nicht viel Verkehr, und
was sich bewegte, waren vor allem Gütertransporte.
Zuzeiten musste er auf eine tiefere Flugschneise
wechseln, um einem richtig dicken Schwertransporter auszuweichen, und erblickte dann jeweils Zeichen
von Unruhen und sogar offenen Kämpfen auf den
Straßen tief unter ihm. Douglas bremste nicht mal ab,
um es sich genauer anzusehen. Die Probleme des
Volkes mussten warten.
Die Stadt fiel rasch hinter ihm zurück, und er flog
hinaus über die freie Landschaft. Alles schien sehr
ruhig und sehr friedlich, als wären die Ereignisse in
den Städten ohne jeden Belang. Die Maschine flog
weiter, und niemand meldete sich über Funk. Douglas kontrollierte Pistole und Schwert, die er James
abgenommen hatte. Gut genug für grobe Arbeit.
Zweifellos musste er mit neuen Wachleuten vor
Haus Feldglöck rechnen, die sich nur Finn Durandal
verantwortlich fühlten. Douglas musste davon ausgehen, dass man ihnen befohlen hatte, jeden draußen
zu halten, dem Finn nicht den Zutritt erlaubt hatte. Er
musste außerdem davon ausgehen, dass sie über genügend Waffen verfügten, um diesen Befehlen Geltung zu verschaffen. Und er war nicht so weit gekommen, nur um abgeschossen zu werden, weil er
nicht die richtigen Kodewörter kannte. Also entschied er, keinerlei Risiko einzugehen, auch wenn
seine Gefühle nach dem Trost einer offenen Konfrontation lechzten. Er flog einen weiten Bogen um
die Grenze des Feldglöck-Territoriums und landete
in einem schmalen Tal, das ein Stück weit von Haus
Feldglöck entfernt lag. Nach allen Karten und Dokumenten zu urteilen, bestand keine Verbindung
zwischen dem Tal und den Feldglöcks, aber insgeheim besaß die Familie dieses Stück Land seit Generationen und bediente sich dabei mehrerer Zwischenträger.
Douglas schloss die Maschine hinter sich ab und
machte sich auf den Weg die Talhänge hinauf. Es
wurde langsam dunkel. Er blieb wachsam, aber niemand tauchte auf, um ihn anzuhalten. Er brauchte
einige Zeit, um eine bestimmte Öffnung in der Felswand hinter Haus Feldglöck zu finden, markiert
durch einen großen Felsbrocken in einer bestimmten
Farbe. Er hatte diesen geheimen Zugang noch nie
benutzt. Niemand hatte dies seit Zeiten von Löwenstein getan – und zum Teufel mit der Erinnerung an
diese Frau – aber das Geheimnis war für alle Fälle
von einer Feldglöck-Generation zur nächsten weitergegeben worden, jeweils vom Vater auf den Sohn. Setze dein Vertrauen nie in Könige und Regierungen, hieß es bei den Feldglöcks von jeher. Nur die Familie ist des Vertrauens würdig.
Was nach einer zerbröckelnden Höhlenmündung
aussah, führte tatsächlich in einen schmalen Tunnel,
vor undenklichen Zeiten in die Erde gegraben und
mit Beton und Stahl verstärkt. Nach einer Weile reagierte die Deckenbeleuchtung auf Douglas’ Anwesenheit und schaltete sich ein. Die Luft war kalt und
abgestanden. Douglas lief durch den Tunnel, Pistole
und Schwert in den Händen, und hielt wachsam Ausschau nach Wachleuten oder Sprengfallen. Falls Finn
von dem Korridor wusste, war dieser womöglich sogar abgesperrt worden. Allerdings hätte nur William
dem Durandal davon berichten können, und der alte
Mann
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