Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
der Leiche Zellproben entnommen. Und
haben mich ausgelacht, als ich sie daran hindern wollte. Sie haben alle meine Leute umgebracht, all die alten Gefolgsleute. Nur weil sie die Macht hatten! Und
Finn steckt hinter allem, Douglas! Finn! Dein alter
Freund … ich konnte es gar nicht glauben. Du, Finn
und Lewis, ihr standet einander immer so nahe … und
sie waren so oft geehrte Gäste in Haus Feldglöck. Ihr
wart damals alle so glücklich … Ihr alle wart Paragone und Helden. Was ist nur geschehen?«
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Douglas.
»Aber ich denke nicht, dass Finn jemals irgendjemandes Freund war. Nicht richtig. Jetzt schlaf etwas.
Wir sind wieder in der Stadt, ehe du dich versiehst.«
»Wird nichts nützen. Ich sterbe, mein Junge.« Williams leise Stimme drückte wieder etwas von der alten Autorität aus. »Das ganze Dope, das sie mir verabreicht haben – es ist ein Wunder, dass ich so lange
durchhielt. Ich denke, ich habe nur … auf dich gewartet. Ich wusste, dass du kommen würdest. Habe
keinen Augenblick daran gezweifelt. Sieh zu, dass
die Wahrheit bekannt wird, Junge; nur darauf kommt
es an. Erzähle sie dem Parlament und den Medien
und überhaupt jedem, der dir zuhört. Finn muss aufgehalten werden!«
»Du kommst wieder auf die Beine, Vati«, sagte
Douglas, blickte stur geradeaus und bemühte sich um
einen gleichmäßigen Tonfall. »Ich bringe dich in ein
Krankenhaus, und alles kommt wieder in Ordnung.«
Sie flogen weiter. Douglas trieb die Maschine so
stark an, dass sich die Motoren beschwerten, und
setzte dann noch etwas zu. Ihm gefielen die Atemgeräusche seines Vaters nicht. Kaum überflogen sie die
Grenze der Stadt, da heulten Kampfgleiter der Militanten Kirche herbei und umringten sie. Douglas
suchte sofort nach einer Waffenkonsole, aber natürlich war keine vorhanden. Schließlich war dies ein
Ausflugsgleiter. Auch die anderen Schiffe eröffneten
nicht das Feuer. Finn musste den Befehl ausgegeben
haben, Douglas und William lebendig zu fassen – für
einen Schauprozess wohl, wenn man Finn kannte.
Die Kampfgleiter drängten sich eng um Douglas,
kamen ihm gefährlich nahe, versuchten ihn zur Landung zu zwingen, aber Douglas war ein ehemaliger
Paragon und verstand mehr von Flugmanövern, als
seine Gegner jemals tun würden. Er trieb die Motoren bis an die Grenze und fädelte sich mal in den
Verkehrsstrom ein und scherte mal wieder aus. Die
gegnerischen Gleiter folgten ihm. Die Funkanlage
meldete sich kurz; man befahl ihm zu landen. Douglas sagte, sie sollten sich zum Teufel scheren, und
zog so dicht an einem Bürogebäude vorbei, dass er in
die entsetzten Gesichter darin blicken konnte.
»Sofort landen, oder ich puste Euch vom Himmel!«, sagte eine kalte, unpersönliche Stimme über
die Funkanlage.
Douglas lachte sie aus. »Das würdet Ihr nie wagen! Ich bin immer noch Euer König, und Finn würde Euch die Eier abreißen.«
»Ich habe neue Befehle erhalten, Eure Majestät.
Ihr seid des Mordes verdächtig und auf der Flucht
vor der Justiz. Landet sofort, oder wir eröffnen das
Feuer!«
Douglas überlegte. Sie meinten es vielleicht sogar
ernst. »Mein Vater ist bei mir. König William. Er ist
keines Verbrechens schuldig und bedarf dringend
medizinischer Hilfe …«
Drei Schiffe feuerten jetzt. Energiestrahlen nahmen seine Motoren ins Visier und durchstießen mühelos die recht schlichten Abwehrkraftfelder des
Ausflugsgleiters. Alarm heulte, und Warnlampen
blinkten überall im Cockpit; dann fiel der Gleiter wie
ein Stein vom Himmel. Douglas aktivierte mit einem
Fußtritt die Reserveenergie und kämpfte auf dem
ganzen Sinkflug mit allen Tricks, die er nur kannte,
aber letztlich konnte er nicht mehr tun, als den Absturz zu einer Bruchlandung abzumildern, von der er
noch mit heilen Gliedern davonspazieren konnte.
Die Maschine prallte heftig auf, und Douglas flog
auf seinem Sitz vor und zurück. Der Sicherheitsgurt
schnitt grausam in seinen Körper, und er verabscheute die Vorstellung, was sein Vater dabei erlitt. Rauch
breitete sich im Cockpit aus, und er hörte Feuer prasseln. Er drückte die Notfreigabe für den Sicherheitsgurt, schaffte sich und den Vater irgendwie aus dem
Cockpit und schließlich ganz aus dem Gleiterwrack.
Er legte den Vater auf den Boden und blickte sich
um. Er kannte die Gegend nicht, aber sie schien
überwiegend aus Lagerhäusern zu bestehen. Ein guter Platz für Aktionen, die geheim bleiben sollten.
Douglas fasste sich an den
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