Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
Vom Netzwerk:
Klangfülle zu
rauben, sodass sie dünn und verstohlen klang. Brett
schluckte schwer und drang tiefer ins Labyrinth ein.
    Er brauchte nicht lange, um zu der Entscheidung
zu gelangen, dass es ihm hier gar nicht gefiel. Die
schmalen Korridore flößten ihm Raumangst ein; es
war außerdem viel zu still, und er konnte einfach
nicht das grauenhafte Gefühl abschütteln, dass der
Blick ungesehener, böswilliger Augen auf ihm ruhte.
Es war kalt, bitterkalt, schlimmer noch als an der
Oberfläche, aber er wusste, dass nicht die Kälte der
Grund war, warum er so unbeherrscht zitterte. Er
fühlte sich verloren und verletzlich, und die Härchen
auf seiner Haut sträubten sich in Erwartung von etwas, für das er nicht mal einen Namen wusste.
    Er wusste, dass er im Labyrinth nicht allein war.
Etwas leistete ihm Gesellschaft, und es war nicht Rose. Gerüche und Geräusche machten sich bemerkbar
und lösten sich wieder auf, ehe er sie richtig bestimmen konnte, und die Luft wehte bedächtig vor und
zurück – als atmete das Labyrinth. Etwas erzeugte in
der Ferne einen dumpfen, rhythmischen Klang wie
von einem gewaltigen Messinggong, und dieser
Klang erinnerte an das langsame Schlagen eines
mächtigen, klebrigen Herzens. Brett drang weiter vor
und rannte inzwischen fast, und er entschied sich bei
jeder Abzweigung aufs Geratewohl für eine Richtung. Sein Atem ging schmerzhaft schnell und das
Gesicht war nass von Schweiß, aber er dachte nicht
im Traum ans Umkehren. Er musste Rose finden!
Und sei es auch nur, um sich und nicht weniger
Schwejksam zu beweisen, dass er doch ein Ohnesorg
war. Vögel zwitscherten mit Eisenstimmen, und ihm
schien, als würde das Licht schwächer. Seine Hände
fühlten sich gar nicht mehr danach an, als gehörten
sie zu ihm.
    Und auf einmal erblickte er Rose; sie lag vor ihm
auf dem Metallboden, hatte sich eng zusammengerollt und zitterte heftig. Schatten sprangen rings um
sie durch die Gegend, wiewohl keinerlei Gestalten da
waren, die sie hätten werfen können. Brett lief zu
Rose und kniete sich neben sie. Sie weinte, wurde
am ganzen Leib von tiefen, mächtigen Schluchzern
geschüttelt. Blutige Tränen liefen ihr aus den fest
zugekniffenen Augen über die zuckenden Wangen.
Brett legte ihr zögernd die Hand auf die Schulter,
und sie drehte sich rasch um und umarmte ihn heftig,
vergrub das Gesicht an seiner Schulter.
    »Ich hatte ja keine Ahnung!«, flüsterte sie. »Ich
hätte nicht gedacht, dass es so sein würde. Ich … ertrage das nicht, Brett. Ich kann nicht! Bring mich
hinaus. Bitte, bring mich hier hinaus!«
    Brett zog sie wieder auf die Beine, musste sie dann
aber weiter stützen. Er blickte sich kurz um, wollte
wenigstens einen kurzen Eindruck von dem erhalten,
was Rose so gründlich erschüttert hatte; da waren
jedoch nur diese Schatten, die mit jedem Augenblick
tiefer und dunkler wurden. Brett machte sich auf den
Rückweg durch den Korridor, zurück zum Eingang,
blieb dann jedoch abrupt stehen und blickte über die
Schulter. Er hätte schwören können, dass jemand gerade seinen Namen gerufen hatte. Es war keine
Stimme, die er kannte, aber sie kannte ihn und versprach ihm vieles. Dinge, die er sich immer gewünscht hatte, auch wenn ihm das bis gerade jetzt
gar nicht klar gewesen war. Dazu hätte er jedoch Rose im Stich lassen müssen, und das konnte er einfach
nicht. Das Labyrinth würde sie umbringen. Also
wandte er der Stimme den Rücken zu und führte Rose sachte aus dem Labyrinth des Wahnsinns, zurück
in die wache Welt.
    Der Weg hinaus war viel einfacher als der Weg
hinein, und wenig später stolperten sie ins Freie. Lewis und Jesamine waren sofort zur Stelle, um Brett
mit Rose zu helfen, aber diese weigerte sich, ihn loszulassen. Schließlich setzten sich Brett und Rose
gemeinsam auf den Boden und hielten sich wie verängstigte Kinder aneinander fest. Schwejksam betrachtete sie und erinnerte sich dabei an ein Erlebnis
vor langer Zeit, als er Investigator Frost auf fast die
gleiche Art und Weise aus dem Labyrinth geführt
hatte. Und wahrscheinlich aus dem gleichen Grund.
Jesamine wollte Rose trösten, aber diese schüttelte
nur stur den Kopf.
»Brett. Ich möchte Brett.«
    »Ich bin ja hier, Rose. Wir haben das Labyrinth
verlassen. Wir sind in Sicherheit.«
»Nein, ich werde nie wieder in Sicherheit sein.«
»Was ist da drin geschehen?«, wollte Lewis wissen. »Ihr wart nur wenige Augenblick im Labyrinth.«
Brett hatte keine Antwort für

Weitere Kostenlose Bücher