Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
Vom Netzwerk:
ganz zutraf. Douglas fiel es
immer noch schwer, sich daran zu gewöhnen, wie
sehr seine alte Freundin sich körperlich verändert
hatte. So lange er zurückdachte, war Anne Barclay
immer klein und stämmig gewesen und hatte ein eckiges, entschlossenes Gesicht unter brutal kurzen roten Haaren gehabt. Sie trug schicke Anzüge von einförmigem Grau und schritt überall mit einer Haltung
herum, die andeutete, dass ihr jeder andere lieber
rasch aus dem Weg ging. Sie führte den Sicherheitsdienst wie ihre Privatarmee, war immer über jedes
Problem auf dem Laufenden und einschüchternd
tüchtig. Und etwa so glamourös wie ein Vorschlaghammer.
    Aber vieles hatte sich seither verändert, und Anne
Barclay ebenfalls. Die neue Anne war groß und gertenschlank, hatte eine blasse, perfekte Haut und eine
gewaltige Mähne fließender dunkelroter Locken. Gesicht und besonders das Kinn waren unterschwellig
zu mehr modisch femininen Zügen umgeformt worden, und sie verfügte jetzt auch über eine absolut
prachtvolle Oberweite. Sie war im Körperladen gewesen und hatte dort ein nicht geringes Vermögen
ausgegeben, um sich in das Abbild ihrer persönlichen
Träume zu verwandeln. Und sie hatte wirklich etwas
für ihr Geld bekommen. Sie war jetzt absolut umwerfend. Aber ungeachtet ihres hinreißenden Seidenkleids und eleganten Make-ups bewegte sie sich immer noch wie die alte Anne und ging und stand überall wie ein Soldat. Sie legte weder Stil noch Grazie
an den Tag. Sie war vielleicht schön, aber sie bewegte sich, als glaubte sie im Grunde nicht daran. Weiblich zu sein, das war etwas völlig Neues für sie.
    Douglas blieb vor der Tür zu seinem Schlafzimmer stehen und blickte zu ihr zurück. »Warum?«,
fragte er unvermittelt. »Du hast dich doch früher nie
dafür interessiert, wie du aussiehst. Du hast dich nie
dafür interessiert, was irgendjemand von dir hielt.
Warum dann diese Wendung der Dinge? Warum hast
du es aufgegeben, du selbst zu sein?«
    »Weil ich mich dafür entschieden habe«, erklärte
Anne rundheraus. »Du hast nur geglaubt, du würdest
mich kennen. Du hast nie geahnt, was ich möchte.
Was ich mir wirklich wünschte. Und du hast dir nie
genug aus mir gemacht, um es herauszufinden. Ich
war nur dazu da, um benutzt zu werden, um nützlich
zu sein. Nun, innerlich habe ich mich nicht verändert. Ich bin nach wie vor ich selbst, und ich habe
einen Job zu erledigen. Und das Gleiche gilt für dich,
Douglas. Wir haben deinem ausgedehnten Schmollen
lange genug tatenlos zugesehen. Deine Abgeschiedenheit ist mit sofortiger Wirkung vorbei. Und nein,
du wirst nicht gefragt. Finn und ich haben dich so
lange geschützt, wie wir konnten, aber jetzt ist eine
neue Lage eingetreten, und du wirst gebraucht.«
    »Etwas ist passiert«, stellte Douglas langsam fest.
»Hat man Jesamine und Lewis entdeckt?«
»Nein. Noch nicht. Nicht alles dreht sich nur um
dich und sie, Douglas.«
»Ist es der Schrecken? Hat er schon einen weiteren
Planeten erreicht?« Douglas versuchte verzweifelt
nachzurechnen, wie viel Zeit er verloren hatte. Hatte
Anne wirklich von zwei Monaten gesprochen?
»Nein. Es dauert noch vier Monate und drei Tage,
ehe man die Ankunft des Schreckens auf Herakles IV
erwartet. Das jetzt … ist etwas Neues. Etwas Unerwartetes. Ich kann es dir nicht erklären. Du musst es
dir selbst ansehen. Und das kannst du nicht tun, solange du so aussiehst. Zieh dich an! Voller königlicher Ornat, einschließlich der Krone. Nach so langer
Zeit außerhalb des Blickfelds der Öffentlichkeit
kannst du es dir nicht erlauben, anders vor den Kameras zu erscheinen als in deiner allerbesten Aufmachung.«
    Etwas später folgte König Douglas Anne Barclay
durch die breiten, großzügig dekorierten Flure des
Palastes, und er musste sich sputen, um mit ihr
Schritt zu halten. Sie nahmen Kurs auf den Imperialen Thronsaal, und Douglas hatte dabei ein richtig
mieses Gefühl. Er hatte den Thronsaal seit seiner
Krönung nicht mehr betreten. Immer mehr gewann er
den Eindruck, dass sich alle seine Probleme aus diesem Anlass herleiteten. Zuvor war er als Paragon
glücklich gewesen und hatte Lewis zum Freund gehabt. Damals wären sie füreinander gestorben. Jetzt
war er von neuem unterwegs zum Hof und empfand
dabei ein seltsames Grauen, als stünde seinem ganzen Leben eine weitere unwiderrufliche Veränderung
bevor.
    Er war angemessen gekleidet, trug all seine königlichen Gewänder und die mächtige Krone mit den

Weitere Kostenlose Bücher