Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
des Champions viel besser aus, als Lewis Todtsteltzer dies jemals gelungen war.
Finn trug nach wie vor seinen alten purpurfarbenen Paragonumhang über der glänzenden Rüstung,
als wollte er zeigen, dass er nicht vergessen hatte,
woher er kam. Er legte eine grandiose Pose am vorderen Rand des Podiums hin und winkte und lächelte
dem Medienmob zu, und sie begrüßten den Champion mit der Art Jubel, der früher nur dem König gegolten hätte. Douglas musterte die sechs Paragone in
Finns Begleitung. Sie hatten sich zu einer Leibwächterformation aufgestellt und bedachten die Reporter
mit kalten, feindseligen Blicken. Douglas konnte
nicht umhin, sich zu fragen, wovor der anscheinend
populäre Finn Durandal glaubte, so gründlich geschützt werden zu müssen. Und die Paragone hatten
irgendwas an sich, das … nicht ganz stimmte. Sie
trugen die Rüstungen nachlässig und deuteten in ihrer Haltung eher den Schläger an als den Krieger.
Und keiner von ihnen hatte Douglas auch nur einen
Blick zugeworfen, obwohl er früher einige von ihnen
Freunde genannt hatte.
Was konnte dort draußen auf ihrer gescheiterten
Suche nur passiert sein, das sie so gründlich verändert hatte?
Finn Durandal schenkte der Hofversammlung ein
liebenswürdiges Lächeln, als wäre er hier der Hausherr, und er wahrte seine edle heroische Pose mit der
Lässigkeit, die aus langer Übung resultierte. So erhielt das Medienrudel Gelegenheit, ihn anzuhimmeln. Endlich hob er die Hand, und der Beifall der
Menge legte sich augenblicklich. Die Schwebekameras stürzten sich zu Nahaufnahmen heran. Ein paar
nahmen auch Douglas aufs Korn, nur um sicherzugehen, dass sie auch nichts versäumten. Es war jedoch der Champion und nicht der König, der jede
Aufmerksamkeit genoss, und alle hier wussten es.
»Meine Freunde«, sagte Finn würdevoll, »ich
überbringe Euch wie versprochen die Story des Jahrhunderts. Nein, leider noch nicht die Rückkehr des
seligen Owen Todtsteltzer. Die große Suche dauert
an, aber ich muss Euch sagen, dass immer mehr unserer edlen Paragone enttäuscht zurückkehren. Vielmehr stehe ich hier, um Euch von der Rückkehr eines
beinahe so legendären Mannes zu berichten, so geliebt und beinahe so lange vergessen. Ein Mann, der
lange als tot galt, wurde sehr lebendig wieder aufgefunden; ein Held kehrt in der Stunde der Not zu uns
zurück! Meine Freunde … gestattet mir, Euch James
Feldglöck vorzustellen, den ersten Sohn von William
und Niamh Feldglöck, den Mann, der geboren wurde, um König zu sein!«
Einen Augenblick lang herrschte völlige Stille im
Thronsaal, und dann schritt ein großer und gut aussehender Mann in königlichen Gewändern hinter den
Vorhängen heraus und kam aufs Podium, als gehörte
er dorthin und stände schon immer dort. Die Medienmenge flippte aus und kreischte vor Freude und
Schrecken und Beifall, obwohl die Reporter sich
nicht so weit vergaßen, ihre Kameras nicht zu den
bestmöglichen Aufnahmen vom unerwartetsten
Comeback des Imperiums zu bewegen. James Feldglöck stand neben Finn, der ihm warmherzig die
Hand schüttelte und ihm dann kameradschaftlich den
Arm um die breiten Schultern legte, während sie beide in die Kameras lächelten – während Douglas
Feldglöck zusammengesunken auf dem Thron saß,
als hätte ihm gerade jemand einen Hieb in die Magengrube versetzt.
Es konnte einfach nicht James sein! Nicht Bruder
James. Das war nicht möglich. Sein älterer Bruder
war einem dummen Verkehrsunfall zum Opfer gefallen, lange vor Douglas’ Geburt. Alle Welt wusste
das. Aber der Mann auf dem Podium hatte genau
dieses lächelnde Gesicht, das Douglas von so vielen
Holobildern der Familie her kannte; dazu kamen die
gleiche lange goldene Mähne, wie sie auch Douglas
trug, und ähnliche recht gut aussehende Züge. Seite
an Seite betrachtet, hätte jeder Fremde sie als Brüder
erkannt. Aber wie konnte es nur James sein, der perfekte Prinz, dessen Angedenken zu verehren man
Douglas erzogen hatte? Douglas stellte fest, dass er
doch tatsächlich zitterte, als sähe er sich von Angesicht zu Angesicht einem Geist gegenüber.
James war groß und breit und von lässiger Herzlichkeit, ganz der vorgetäuschte Frohgemut, während
er der Menge gut gelaunt zurief, sie möge die Klappe
halten, damit er ein paar Worte sagen konnte. Das
Medienrudel wurde sofort still, und sogar die härtesten Vertreter ihres Standes drängten nach vorn an
den Rand des Podiums, wobei ihre Augen von mehr
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