Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
Sache hineinzogen«, sagte sie. »Es war ja
möglich, dass es sich nur um Gerüchte handelte. Sogar als wir James in Sicherheit gebracht und einem
Gentest unterzogen hatten, ließen wir dich in Ruhe,
wobei wir hofften, du würdest dich wieder aufraffen.
Du musstest jedoch unbedingt dabei sein, als wir James der Öffentlichkeit präsentierten. Es hätte sehr
schlecht ausgesehen, falls du nicht da gewesen wärst,
Douglas.«
»Ich kann nicht glauben, was Finn über meinen
Vater sagte«, stellte Douglas fest. »Wann kann ich
mit ihm reden, Anne?«
»Bald. Du glaubst doch, dass es wirklich James
ist, oder, Douglas?«
»Man kann keinen Gentest fälschen. Das weiß
doch jeder.«
Anne nickte langsam. »Du siehst müde aus. Du
hast an deinem ersten Tag, den du wieder unter uns
weilst, eine Menge verkraften müssen. Ich habe jetzt
mit Finn zu reden; wir möchten eine ganze Folge öffentlicher Auftritte für James arrangieren, damit das
ganze Imperium von seiner Rückkehr erfährt und mit
ihm vertraut wird. Das wird uns einige Zeit beschäftigen. Du brauchst dich um nichts davon zu kümmern, Douglas. Ruh dich aus und nimm dir alle Zeit,
die du brauchst, um dich wieder aufzurappeln; wir
sprechen dich an, sobald wir dich brauchen.«
»Ja«, sagte Douglas. »Ausruhen klingt gut. Wir
reden später wieder.«
Anne musterte ihn, aber Douglas wahrte seinen
müden, besiegten Ausdruck, und nach einer Weile
nickte Anne und ging den Flur zurück, wobei sie unterwegs die beiden Paragone einsammelte. Douglas
blickte ihnen nach und dachte dann über die beiden
Wachposten nach, die vor seiner Tür standen. Es waren nicht seine Leute. Anne hatte die ursprünglichen
Wachen durch neue Leute ersetzt, die zweifellos nur
der neuen Ordnung gegenüber loyal waren. Sie dienten nicht weniger dazu, ihn festzuhalten, als anderen
den Zugang zu versperren. Douglas nickte ihnen
freundlich zu und betrat seine Privatgemächer. Er
verschloss die Tür hinter sich und blockierte sie anschließend noch mit einem Stuhl, nur für alle Fälle.
Auf eigenem Territorium wieder in Sicherheit, ließ
er die freundliche Maske fallen und blickte so finster
drein, dass es beinahe wehtat. Er stampfte hin und
her, die Hände zu Fäusten geballt, und in seinem
Kopf überstürzten sich Rachepläne. Am liebsten hätte er ordentlich aufs Mobiliar eingetreten, aber das
wäre zu laut gewesen, und er zweifelte nicht daran,
dass die neuen Wachleute ihn belauschten. Er konnte
nicht umhin, sich zu fragen, was Finn und Anne ihm
sonst noch weggenommen hatten, während er zu sehr
von Selbstmitleid geblendet war, um es zu bemerken.
Waren das wirklich zwei ganze Monate gewesen? Er
blickte sich mit neuen Augen um und reagierte ehrlich erschrocken über das Durcheinander. Wie hatte
er nur so lange in solch einem Schweinestall hausen
können, ohne es überhaupt zu bemerken? Kein Wunder, dass Anne ihn nicht mehr ernst nahm. Er zwang
sich zur Ruhe, verbannte den Zorn, öffnete die Fäuste. Er musste kühl, ruhig, beherrscht sein. Aufgaben
warteten auf ihn.
Er ging zu seinem privaten Kommgerät hinüber
und wählte mit Hilfe alter Sicherheitscodes der Familie eine Verbindung zu Haus Feldglöck. Der Aufbau der Verbindung dauerte länger als gewohnt, und
als der Bildschirm endlich hell wurde, blickte ihm
von dort ein Fremder entgegen. Er trug eine anonyme Gardepanzerung ohne Kennzeichen. Er erkannte
jedoch Douglas sofort und senkte den Kopf.
»Eure Majestät, wie kann ich Euch dienen?«
»Ich möchte mit meinem Vater sprechen«, sagte
Douglas. »Warum reagiert Ihr auf seine Privatnummer?«
»Niemand darf mit William Feldglöck sprechen«,
antwortete der Wachmann. »Es tut mir Leid, Eure
Majestät, aber ich habe meine Befehle direkt vom
Durandal erhalten.«
»Finn ist mein Champion«, entgegnete Douglas.
»Er ist mir verantwortlich. Ich bin Euer König und
möchte mit meinem Vater reden.«
»Die Befehle des Durandal waren absolut unmissverständlich«, sagte der Wachmann ungerührt.
»Niemand darf ohne die ausdrückliche Erlaubnis des
Durandal mit dem Gefangenen sprechen. Und in diesem Fall leitet sich seine Autorität vom Parlament ab
und nicht von Eurer Majestät.«
»Ich könnte persönlich erscheinen und ihn besuchen«, sagte Douglas.
»Ich rate davon ab, Eure Majestät. Alle Fahrzeuge,
die sich Haus Feldglöck unbefugt nähern, werden auf
Sicht abgeschossen. So lautet der Befehl des Durandal.«
»Meine Güte!«, sagte Douglas. »Dann lasse ich
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