Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
nach einem Kämpfer aus. Sein Verstand war
scharf und klar, und er fühlte sich mehr als bereit,
seinen zahlreichen Feinden in Erinnerung zu rufen,
dass ein Feldglöck immer dann am gefährlichsten
war, wenn er nichts mehr zu verlieren hatte. Aber er
musste mit Bedacht und Cleverness vorgehen. Er
musste in der Öffentlichkeit zunächst weiter verwirrt
und besiegt aussehen – besonders in Anwesenheit
Finns und Annes –, bis er den Leuten, auf die es ankam, beweisen konnte, dass er wieder ganz der Alte
war, um sich auf diese Weise einige nützliche Bundesgenossen zu suchen. Das Problem war nur: Wem
konnte er trauen? Wie tief reichte die Fäulnis? In seiner selbstbeweinenden Abgeschiedenheit hatte Finn
die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und alle Leute
des Königs durch Gesichter ersetzt, die nur dem Durandal treu waren. Douglas’ Wachleute und sogar seine Diener waren nicht mehr da; und viele Menschen,
die er früher als Freunde betrachtet hatte, reagierten
nicht mal mehr auf seine Anrufe. Man hatte ihn sehr
sorgfältig isoliert, sodass er sich an niemanden mehr
wenden konnte, selbst wenn er sich wieder von seinem selbstvergessenen Dämmerzustand erholte.
Noch fand man ein paar Leute, die nicht mal Finn
korrumpieren konnte. Zum Beispiel Emma Stahl,
Paragon von Nebelwelt, die heute Logres patrouillierte. Und womöglich Stuart Lennox, Lewis’ Ersatzparagon von Virimonde. Falls Douglas doch nur
eine Möglichkeit hätte austüfteln können, insgeheim
mit ihnen in Verbindung zu treten!
Und manchmal dachte er nach wie vor an Lewis
und Jesamine. Und fragte sich still, ob er auch sie
womöglich falsch eingestuft hatte wie so vieles andere. Er wollte glauben, dass sie niemals Verrat verübt
hatten. Schließlich hatte er sie beide lieb gehabt.
Nach Douglas verfügte James über die größte und
luxuriöseste Suite an Privatgemächern im Palast.
Anne hatte sie ihm beschafft, indem sie einfach die
ursprünglichen Bewohner mit Fußtritten hinauswarf
und ihnen jede Möglichkeit verwehrte, etwas dagegen zu tun. Die ursprünglichen Bewohner waren vernünftig genug zu erkennen, woher der Wind wehte,
und gingen, ohne Theater zu machen. Sie warfen ihrerseits Personen geringerer Stellung aus Quartieren,
um diese zu übernehmen. Die nächsten paar Tage
lang konnte niemand im Palast herumlaufen, weil die
Flure voller Menschen waren, die in andere Unterkünfte umzogen. Der Befehl, James im Palast unterzubringen, trug König Douglas’ Namen, aber alle
Welt wusste, dass er in Wirklichkeit von Anne
stammte – und damit letztlich von Finn.
James fand eigentlich keinen großen Gefallen an
seiner neuen Bleibe. Sie war zu groß, zu opulent, zu
überwältigend. Er spazierte von einem Zimmer ins
nächste und fühlte sich verloren und unwohl, und er
fürchtete sich, irgendetwas anzufassen, damit er auch
ja nichts kaputtmachte. Hier war alles voller Technik
neuester Bauart, die er nicht bedienen konnte. Leibdiener wurden ihm nicht zugestanden – sie erfuhren
vielleicht etwas und redeten. James hatte jedoch einen Lieblingssessel, den er in eine Ecke des Schlafzimmers schob, um dort den größten Teil seiner
Freizeit zu verbringen. Das Problem war: Diese Unterkunft war für einen König gedacht, und James
wollte nicht König werden. Schon der Gedanke
machte ihm Angst. Nicht weniger Angst hatte er davor, James Feldglöck zu sein, wenn er an all die Erwartungen dachte, die mit diesem Namen verbunden
waren. Aber noch mehr als alles fürchtete er Finn
Durandal, also behielt er diese Gedanken streng für
sich. Nur Anne wagte er zuzeiten etwas zu sagen,
aber obwohl sie nie zu beschäftigt war für ein Lächeln oder ein tröstendes Wort, hörte sie ihm doch
nicht richtig zu.
James gehörte Finn und Anne. Er wusste es. Sie
besaßen seinen Körper und seine Seele. Er war ihr
Geschöpf.
Er übte gerade aufrichtiges Lächeln vor dem Salonspiegel, als Finn eines späten Vormittags eintraf
und den Vertreter der Klone mitbrachte, Elijah du
Katt. James begann sofort zu zittern, als er du Katt
erblickte. Es war schrecklich, dem eigenen Schöpfer
zu begegnen. Noch immer erlebte James Albträume
von einigen der chirurgischen Eingriffe, denen du
Katt ihn auf Befehl Finns unterzogen hatte, aber er
machte keinerlei Theater, als der Genetiker seine Diagnosetasche aufklappte; James zog einfach das Rüschenhemd aus und wartete geduldig. Er wollte Finn
nicht wütend machen. Du Katt ließ sich mit der Diagnose
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