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Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers

Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers

Titel: Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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Er hatte so viel durchgemacht und sich so sehr verändert, dass es kaum vorstellbar war, sich mit ihnen zu treffen und so zu tun, als wäre alles wie immer.
    Seine Eltern kamen gegen Mittag zurück. Der Besuch war für Gregors Mutter ein Schock gewesen. Niemand konnte sagen, wann die Großmutter entlassen werden würde und dann musste sie wahrscheinlich in ein Pflegeheim, wo sie rund um die Uhr betreut werden konnte.
    »Kann ich sie besuchen?«, fragte Gregor.
    »Jetzt noch nicht. Vielleicht, wenn sie etwas mehr bei Kräften ist«, sagte sein Vater.
    »Und was machen wir nun?«, fragte Gregor. »Mit Virginia?«
    »Ich weiß nicht. Wir werden sehen«, sagte sein Vater.
    »Ich will nicht nach Virginia«, sagte Lizzie und alle sahen sie überrascht an.
    »Aber du wolltest doch, Lizzie«, sagte Gregors Mutter. »Du warst die Erste, die angefangen hat zu packen, als ich es erwähnte.«
    »Jetzt will ich aber nicht mehr. Hier ist unser Zuhause. Ich willnicht weglaufen«, sagte Lizzie. »Ripred hat gesagt, wenn man vor etwas wegläuft, wovor man Angst hat, verfolgt es einen.«
    »Wie sieht es mit dir aus, Gregor?«, fragte sein Vater.
    Gregor versuchte sich vorzustellen, in Virginia zu leben. Dann stellte er sich vor, in New York zu bleiben. »Mir ist es egal. Es spielt keine Rolle, wo wir leben«, sagte er. Es würde überall schrecklich sein, ganz gleich, wo. Er nahm seine Jacke von der Garderobe neben der Tür. »Ich geh ein bisschen spazieren.«
    Als er losging, hatte er kein bestimmtes Ziel, aber nach einer Weile wusste er, wohin er wollte. Er zählte das Geld in seiner Tasche. Fünfunddreißig Dollar. Das reichte. Er sprang in die U-Bahn und fuhr zum Museum The Cloisters . Er musste den steinernen Ritter sehen, der ihm durch die letzten Wochen geholfen hatte. Vielleicht konnte er dann alles ein wenig besser verstehen.
    Es war ein kühler, sonniger Tag. Das Laub der Bäume fing schon an, sich zu verfärben. Aber Gregor war mit seinen Gedanken in einer anderen Welt, in einer Welt ohne Sonne und fast ganz ohne Bäume, zu der er jetzt zu gehören schien. Was wäre, wenn er zu seinen Eltern sagte, er wolle zurück ins Unterland und dort leben? Wo er nicht so ein Außenseiter war, wo er Freunde hatte? Wo er Luxa hatte? Sie würden ihn nie gehen lassen. Und wollte er überhaupt dorthin? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er sich dort, wo bisher sein Zuhause gewesen war, ganz fremd fühlte. Und sehr allein.
    Die Frau am Schalter zögerte, als er eine Eintrittskarte kaufen wollte. Wen sah sie vor sich? Einen seltsam gekleideten Jungen, der mitten an einem Schultag ganz allein auftauchte. Der merkwürdige Verbände an den Händen hatte und seit einer Ewigkeit nicht mehr beim Friseur gewesen war. Schnell erfand Gregor eine Ausrede. »Ich muss eine Hausarbeit für die Schule schreiben«, sagte er. »Wir sollen über das tollste Gebäude der Stadt schreiben und ich hab mir das hier ausgesucht. Haben Sie irgendwelche Informationen oder so, die ich mir angucken könnte?« Die Frau war immer noch misstrauisch, aber sie gab ihm einige Hochglanzprospekte, sagte ihm, er solle nichts anfassen, und ließ ihn durch.
    Im Museum war es fast menschenleer. Gregorianische Gesänge erklangen, die unheimlich und beruhigend zugleich wirkten. Das Museum erinnerte Gregor an Regalia – die Ornamente mit merkwürdigen Tieren, die Wandteppiche, alles aus Stein, Wände, Boden und Decke. Er ging durch verschiedene Räume, ehe er das Grab fand. Der Ritter sah genauso aus wie beim letzten Mal, er lag unter dem Fenster, Hände auf dem Schwert, und schlief seinen ewigen Schlaf. Der Gedanke an diesen Ritter hatte Gregor durch schwere Zeiten geholfen. Heute war er hergekommen, weil er geglaubt hatte, Trost in der Steinskulptur zu finden. Doch jetzt merkte er, dass sie ihm nichts mehr nützte. Er hatte die letzten Monate damit verbracht, zu lernen, wie man starb, und jetzt musste er lernen, wie man wieder lebte. Dabei konnte der Ritter ihm nicht helfen.
    Es war spät am Nachmittag, als Gregor wieder nach Hause kam, und er war noch nicht ganz in der Tür, als seine Mutter sich schon auf ihn stürzte. »Wo hast du denn gesteckt? Weißt du, wie lange du weg warst? Die ganze Familie war verrückt vor Sorge um dich!«
    Meine Güte, sie war ganz außer sich. Ihre Augen waren rot, als hätte sie geweint.
    »Tut mir leid«, sagte Gregor. »Ich war nur spazieren.«
    Sein Vater legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ist schon gut. Du musst dich nur daran

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