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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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um mich und die Kinder zu retten. Wir können sie nicht einfach im Stich lassen«, sagte sein Vater.
    »Ich schon«, sagte seine Mutter bitter. »Das wirst du schon sehen.«
    »Ich geh aber runter«, sagte Gregor mit Bestimmtheit.
    »O nein, du bleibst schön hier. Du gehst nirgendwohin außer ins Bett«, sagte seine Mutter. »Putz dir jetzt die Zähne. Und ich will kein Wort mehr davon hören, von keinem von euch.« Ihre Miene war wie versteinert.
    Gregor spürte die Hand seines Vaters auf dem Arm. »Geh jetzt lieber ins Bett, ich glaube nicht, dass wir sie umstimmen können.«
    »Nichts kann mich umstimmen«, sagte Gregors Mutter.
    In dem Moment ging es los.
    Zuerst war es nur ein schwaches Kratzen in der Wand. Dann ein Trappeln. Und plötzlich schien es, als wäre die Küche lebendig. Zahllose kleine Krallenfüße rannten in den Mauern hin und her. Gregor und seine Eltern waren nur durch eine dünne Putzschicht von ihnen getrennt.
    »Was ist das? Was ist das für ein Geräusch?«, sagte seine Mutter, während ihr Blick hin und her ging.
    »Hört sich nach Ratten an«, sagte sein Vater.
    »Ratten? Ich dachte, die können nicht hier hochkommen!«, sagte Gregors Mutter.
    »Die Unterlandratten nicht. Aber die normalen schon. Und die kennen die Unterlandratten«, sagte Gregor. Er starrte nervös auf die Wände. Was war da los?
    »Vielleicht hat Ripred das gemeint, als er gesagt hat, die Ratten schicken eine Eskorte«, sagte sein Vater.
    Wie zur Bestätigung fingen die Ratten an zu quieken.
    So muss es sein, dachte Gregor. Die Ratten wollen meine Mutter einschüchtern, damit sie uns weglässt. Aber wie weit würden sie gehen? Die Unterlandratten sahen ihre ganze Existenz bedroht. Sie glaubten, sie wären alle zum Tode verurteilt, wenn Gregor und Boots nicht kamen. »Die bringen uns eher um, als dass sie uns hierbleiben lassen«, sagte er, ohne nachzudenken.
    »Ich rufe die Polizei. Oder die Feuerwehr!«, sagte seine Mutter. Sie rannte ins Wohnzimmer, Gregor und sein Vater hinterher.
    »Das bringt doch nichts, Mom!«, sagte Gregor. »Was soll die Feuerwehr schon machen?«
    Die Ratten drängten jetzt in die Mauern des Wohnzimmers. Sie wurden immer lauter.
    »O nein. Oh! Holt die Mädchen! Holt Großmutter!« Gregors Mutter schnappte sich das Telefon und wählte den Notruf. »Na los, komm schon!« Dann guckte sie erschrocken. »Die Leitung ist tot!«
    »Okay, dann raus mit uns«, sagte Gregors Vater.
    Sie liefen alle ins Schlafzimmer, um die Großmutter, Lizzie und Boots zu holen. Gregors Mutter riss die schlafendeBoots aus dem Gitterbett. »Die kriegen sie nicht noch mal! Das lasse ich nicht zu!«, rief sie schrill.
    Gregors Vater schlug die Decken des großen Betts zurück und wickelte die Großmutter in eine davon ein.
    »Was ist denn?«, fragte die alte Frau verwirrt.
    »Nichts, Mama. Es kann sein, dass es im Haus brennt. Wir müssen raus, damit das überprüft werden kann«, sagte Gregors Vater. Mühsam hob er sie wie ein Baby aus dem Bett.
    Gregor rüttelte Lizzie an der Schulter. Sie schlug die Augen auf und war sofort hellwach. »Was ist das, Gregor? Was ist das für ein Geräusch?«
    Die Ratten waren ihnen zwar nicht ins Schlafzimmer gefolgt, aber sie machten im Wohnzimmer ein ziemliches Spektakel.
    »Das sind Ratten, oder?«, sagte sie. »Sie sind in der Wohnung!«
    »Nein, nicht in der Wohnung. Nur in den Wänden. Aber wir müssen hier raus. Komm!« Er half seiner Schwester aus dem Bett und lief mit ihr ins Wohnzimmer. Als Lizzie die Ratten aus nächster Nähe hörte, fing sie am ganzen Körper an zu zittern.
    »Komm, Lizzie! Wenn wir erst mal draußen sind, ist alles okay«, sagte Gregor und schob sie durchs Zimmer. Er schnappte ihre Jacken von der Garderobe, während seine Mutter die Wohnungstür aufriss und losrannte. Gregor lief hinterher und zog Lizzie mit sich. Sein Vater bildete mit der Großmutter das Schlusslicht.
    »Keiner benutzt den Aufzug!«, sagte Gregors Mutter. »Wir gehen über die Treppe.« Mit Boots fest im Arm ging sie zum Ende des Flurs und riss die Tür zum Treppenhaus auf.
    Oben an der Treppe musste Gregors Vater die Großmutter auf die Füße stellen. »Ich brauche deine Hilfe, Gregor. Ich kann sie nicht allein runtertragen.«
    Gregor drückte Lizzie die Jacken in die Arme. »Hier, nimm.« Lizzie starrte ihn mit riesigen Pupillen an, ihr Atem ging stoßweise. »Hab keine Angst, Lizzie, keine Angst. Guck mal, hier kann man sie gar nicht mehr hören.«
    Man konnte überhaupt nichts hören.

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